Zeitreise in die Vergangenheit

Traditionelle Handwerkskünste und spannende Vorlesestunden mit Grimms Märchen auf Eifeler Platt lockten zahlreiche Besucher ins Heimatmuseum Speicher. Der unterhaltsame und informative Nachmittag fand im Rahmen des Festivals "SommerHeckMeck" statt.

Speicher. (ae) Mit Leben erfüllt ist das Heimatmuseum Speicher an diesem Nachmittag. Gleich vorne am Eingang scharen sich Besucher um zwei Attraktionen, die Fingerhutsammlung von Christel Hontheim-Monz und die Werkbank von Goldschmied Norbert Hebler. An Letzterer bearbeitet Friedrich einen Fingerring für seine Mama. Der kleine Sebastian wartet schon ungeduldig, denn "ich möchte mir hier einen Fingerhut machen". Rohformen für beides hat Hebler mitgebracht und leitet die Kinder gerne an. Schnurrende Spinnräder wie in der Nachkriegszeit

Aus dem Nebenraum tönt Gesang: "Spinn meine liebe Tochter, spinn", dazu lassen Annemarie Lemling, Monika Koster und Elisabeth Ernzerhof ihre Spinnräder schnurren, so, wie sie es teilweise in der Nachkriegszeit gelernt haben, als man notgedrungen vieles selber machen musste. Zum Schnurren der Räder gesellt sich von nebenan ein leises Klackern. Es sind die Klöppel, mit denen Maria Schröder und Annemarie Schmitt nach Klöppelbrief kunstvolle Spitze herstellen. Eine kleine Kinderschar umringt die beiden, und man fühlt sich in eine Bauernstube des vorigen Jahrhunderts versetzt. Einer Zeitreise kommt auch die Vorlesestunde von Hans-Otto Hoffmann gleich. Denn die großen und kleinen Zuhörer drücken dafür uralte Schulbänke und lauschen einer Sprache, die sie teilweise selber nicht mehr sprechen - Eifeler Platt. Hoffmann hat zwölf Märchen der Gebrüder Grimm übersetzt, und liest: "Ett woar moal enn kleen, seeß Mädchen, woat matt sänger Motter an em kleenen Häschen gewuahnt hott..." (Rotkäppchen). In der Zwischenzeit staunen andere Gäste bei Schuhmacher Arnold Berg über nach allen Regeln der Kunst maßgefertigtes Schuhwerk und die Aussage, dass man dafür wegen des Zeitaufwands heute 800 Euro berechnen müsste. Aufwändige Handarbeit, die heute vielfach von Maschinen abgelöst ist, wird auch im Keller des Museums präsentiert. Dort bearbeitet Norbert Schmitz Sandstein. Scharrier- und Kröneleisen lösen Bröckchen für Bröckchen: "Wichtig ist, dass man dem Stein Luft lässt, ihn nicht quetscht", erläutert er. Gegenüber bei Messerschmied Josef Kasper machen Sarah und Ivan große Augen. Denn dort, im schummrigen Gewölbe, glänzen Klingen und Helme. Für die Kinder ist der Gang durchs Museum ein kleines Abenteuer, für manchen Erwachsenen eine Begegnung mit fast vergessenen Werten.Die Fingerhutausstellung ist bis 16. Juli verlängert. Öffnungszeiten: Sa., So., Mi. 15 bis 18 Uhr, Mo., Mi. 10 bis 12.30 Uhr oder nach Vereinbarung, Telefon 06562/2023.

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