Zerreißprobe der CDU nach Kämmerer-Affäre

Nikolaus Simon ist aus der CDU-Fraktion im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll ausgetreten und hat seine Parteiämter niedergelegt. Daran will er auch nach dem Rücktritt Hans-Josef Möllers vom Vorsitz des CDU-Gemeindeverbands (der TV berichtete) vorläufig nichts ändern.

 Nur noch Fraktionschef: Hans-Josef Möller. Foto: privat

Nur noch Fraktionschef: Hans-Josef Möller. Foto: privat

Jünkerath. Freitagnachmittag, TV-Anruf bei Nikolaus Simon. Vom Stadtkyller Ortsbürgermeister wollen wir wissen, was er von Hans-Josef Möllers Rücktritt hält. Doch Simon hat zunächst überraschende Nachrichten in eigener Sache mitzuteilen: "Ich bin aus der CDU-Fraktion im VG-Rat ausgetreten." Seine Ämter als Vorstandsmitglied des Gemeindeverbands Obere Kyll und stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbands Schneifel hat Simon niedergelegt — das alles vor rund zwei Wochen."Ich bin dafür, dass die CDU 2009 einen kommunalpolitischen Neuanfang macht. Da Teile der CDU das anders sehen, habe ich die Konsequenzen gezogen." Auf Nachfrage bestätigt Simon, dass er sich einen anderen CDU-Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl 2009 wünscht als den Amtsinhaber Werner Arenz.Platz schaffen für jüngere Mannschaft

 Fraktionsloses Ratsmitglied: Nikolaus Simon. Foto: privat

Fraktionsloses Ratsmitglied: Nikolaus Simon. Foto: privat

Nach der Veruntreuung von 2,53 Millionen Euro durch den ehemaligen Kämmerer im Jünkerather Rathaus war auch Behördenchef Arenz in die Kritik geraten. Um seine Unschuld nachzuweisen, beantragte Arenz ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst. 2009 will er erneut antreten, als CDU-Kandidat oder unabhängiger Bewerber.Während die SPD Arenz' Rücktritt fordert, sieht die CDU keinen Grund dafür und will zumindest nicht ausschließen, Arenz 2009 wieder zu nominieren. "Wir warten das Ergebnis des Verfahrens ab", sagt Möller. Damit will sich Simon nicht abfinden. Möllers Rücktritt ändere nichts an dieser Position: "Wenn die CDU bereit sein sollte, einen neuen Weg einzuschlagen, wäre ich wieder bereit, mich zu engagieren." Bei der Bürgermeisterwahl 2001 war Simon als Unabhängiger gegen CDU-Kandidat Arenz und SPD-Kandidat Elk Rohde angetreten. CDU-Mitglied, (neuerdings fraktionsloses) VG-Ratsmitglied und Ortsbürgermeister will Simon bleiben.Hans-Josef Möller vollzog in dieser Woche den Schritt, "den ich vor Jahresfrist schon getan haben wollte". Der Gemeindeverband hatte die für 2007 anstehende Neuwahl verschoben bis zur Aufarbeitung des Untreue-Falls. Mit seinem Rücktritt will Möller (62) nun "einer jüngeren Mannschaft" Platz machen und die stockende Suche nach einem Nachfolger beschleunigen. Die Frage einer Nominierung von Werner Arenz habe bei seiner Entscheidung ebenso wenig eine Rolle gespielt wie Simons Rückzug, betonte Möller. Fraktionschef will er vorerst bleiben."Wir werden das weitere Vorgehen in einer Vorstandssitzung besprechen", kündigte Rainer Helfen an, wie Walter Schmidt bisheriger Stellvertreter Möllers in Gemeindeverband und Fraktion. Meinung Der Ausbruch des Vulkans Nikolaus Simon hat wieder einmal alle überrascht. Schon 2001 hatte er als freier Bewerber bewiesen, dass er strikt nach Überzeugung handelt und sich von der Parteidisziplin nicht bremsen lässt. Nach der klaren Niederlage gegen Arenz zog sich Simon keineswegs in den Schmollwinkel zurück, sondern arbeitete als Ortsbürgermeister mit dem Verwaltungschef zusammen, ließ sich in den VG-Rat wählen und übernahm Vorstandsämter der Partei. Nach außen hin wurde es ruhig um Simon, doch seit der Kämmerer-Affäre brodelte es wieder innerlich. Eine erneute Arenz-Kandidatur will er auf keinen Fall mittragen — das reaktivierte den scheinbar erloschenen Vulkan. Der Ausbruch macht es für die CDU nicht einfacher, ihren Weg zu finden. Bisher steht die Mehrheit mehr oder weniger klar hinter Arenz, nicht nur dessen langjähriger Weggefährte und Freund Hans-Josef Möller. Für die CDU stellt sich die Frage: Was ist das kleinere Übel? Geht sie 2009 trotz eines angekratzen Images mit dem Amtsinhaber ins Rennen, liefert sie den Gegnern Wahlkampf-Munition. Lässt sie den eigenen Mann fallen, gesteht sie eine Mitschuld ein. Ein neuer Kandidat müsste gefunden werden, der zudem in Arenz einen Gegner mit dem gleichen Parteibuch, viel Erfahrung und hohem Bekanntheitsgrad hätte. Die Entscheidung ist noch lange nicht gefallen. m.hormes@volksfreund.de

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