Zugpferd für den Radtourismus in der Eifel

Prüm · Was der Eifelsteig für den Wandertourismus ist, soll der Vennbahnweg für die Radfahrer werden: ein Zugpferd, das viele Besucher lockt. Darauf hofft Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH. Anfang Juni soll der mit 125 Kilometern längste Bahntrassenradweg Europas durchgängig befahrbar sein.

Prüm. "Das wird ein großes Pfund, mit dem wir hier aufwarten können", sagt Claudia Endres von der Eifel Tourismus GmbH (ET). "Viele Gäste finden die Vennbahn spannend." Nicht zuletzt deshalb widmet sich auch die Titelgeschichte im neu erschienenen Radmagazin Eifel dem europäischen Großprojekt. Rund 14,5 Millionen Euro werden in den Umbau der ehemaligen Vennbahn (siehe Extra) in einen Radweg investiert, der von Aachen durch das Hohe Venn nach Troisvièrges in Luxemburg führen soll. Gerade die Grenznähe, die bekannte Stadt Aachen und die Landschaft des Hohen Venns seien für viele Besucher reizvoll, sagt Endres.
"Was der Eifelsteig für den Wandertourismus ist, könnte der Vennbahnweg für den Radtourismus werden", sagt Schäfer. Der deutsche Teil der Eifel hat zwei Anknüpfungspunkte: Zum einen stößt der von Gerolstein und Prüm kommende Eifel-Ardennen-Radweg am deutsch-belgischen Grenzübergang in Steinebrück auf die Vennbahn. Zum anderen gibt es von Bütgenbach (Belgien) eine Verbindung zum Beginn des Kyllradwegs bei Losheimergraben.
Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) Anfang März in Berlin soll das neue Angebot vorgestellt werden, kündigt ET-Geschäftsführer Klaus Schäfer an und sagt: "Auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub unterstützt das Projekt massiv."
In diesem Sommer soll der Vennbahnradweg den Gästen in voller Länge zur Verfügung stehen. "Wir versprechen uns auf jeden Fall sehr viel davon. Der Vennbahnradweg könnte für uns ein Türöffner sein." Denn bislang bringen noch immer viele Besucher vor allem die Flüsse Mosel und Rhein mit Radfahren in Verbindung, die Mittelgebirgslandschaft der Eifel hingegen weniger. Dem will die ET mit den Bahntrassenradwegen entgegenwirken, von denen bislang bereits einige nahezu steigungsfrei durch die Landschaft führen und die Radfahrer in das Herz der Eifel ziehen. Das Aushängeschild soll künftig der Vennbahnradweg sein, mit einer Länge von 125 Kilometern der längste Bahntrassenradweg Europas.
Zählstationen eingerichtet


Noch offen ist, wie der Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) erschlossen wird. Darüber sei man in Gesprächen, sagt Schäfer. Man müsse abwarten, wie der Radweg genutzt werde und an welchen Stellen der ÖPNV sinnvoll sei.
Das Angebot an Radwegen in der Eifel wächst: 17 Stück werden mittlerweile im Radmagazin vorgestellt, vom Rurufer-Radweg im Norden bis zum Sauerradweg ganz im Süden der Eifel. In einer Auflage von 90 000 Stück - davon 25 000 auf Niederländisch - liegt es in Tourist-Informationen und bei den Gastgebern der Eifel aus. Außerdem wird es über den Zeitschriftenhandel auch in den Städten rund um die Eifel wie Trier, Koblenz oder Aachen vertrieben, um dort die Gäste zu informieren und anzulocken. Seit dem vergangenen Jahr hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) an einigen Wegen Zählstationen eingerichtet, damit die Touristiker künftig auch präzise Nutzerzahlen an die Hand bekommen. Ähnliches wird auch für die Wanderwege vorbereitet.
Für die Magazine arbeitet die ET mit 30 Tourist-Infos der gesamten Eifel zusammen, entstehen soll ein Heft, das sich ganz an den Bedürfnissen der Gäste orientiert. "Wichtig ist, was will der Gast?", sagt Schäfer. Parallel dazu wächst seit Jahren das Informationsangebot im Internet, wo sich die Interessierten ebenfalls über Streckenverläufe, ÖPNV-Anbindungen oder Parkmöglichkeiten informieren können.Meinung

Einmalige Chance
Kultur, Natur, viel Geschichte und am Ende eine wunderschöne Stadt, die ebenfalls viel zu bieten hat: Der Vennbahnradweg bietet die große Chance, dem Radtourismus in der Region einen weiteren Schub zu geben. Denn zum einen schließt er die Großstadt Aachen an das Radwegenetz der Eifel an, zum anderen bietet er Abwechselung wie kaum eine andere Strecke: Zwischen Aachen und Troisvièrges erlebt man die Eisenbahngeschichte hautnah und erhält darüber hinaus Einblicke in die wechselvollen Zeiten des deutsch-belgischen Grenzgebiets. Zwischendrin immer wieder kleine Städtchen, die mal deutschen, mal ostbelgischen Charme versprühen. Und das alles vor der einmaligen Naturlandschaft des Hohen Venns auf einem nahezu durchgäng Radfahrern vorbehaltenen Weg ohne störenden Autoverkehr. Der Weg führt zwar leider nicht durch die rheinland-pfälzische Eifel, doch auch dort wird man von diesem Großprojekt profitieren, denn ob von Prüm, Pronsfeld oder Lützkampen, durch die bereits vorhandenen Radwege ist auch der Eifelkreis gut angebunden. Was allerdings noch fehlt, ist ein abgestimmtes Nahverkehrskonzept, beispielsweise mit einem Radlerbus, der zwischen den beiden Endpunkten verkehrt und die Radler wieder zum Ausgangspunkt ihrer Reise mitnehmen kann. Daran sollte unbedingt noch gearbeitet werden. c.brunker@volksfreund.deExtra

 Da machen Radler gerne mal eine Pause: Ein Höhepunkt der Strecke ist der Stausee in Bütgenbach. Foto: EWIV Eifel-Ardennen Marketing

Da machen Radler gerne mal eine Pause: Ein Höhepunkt der Strecke ist der Stausee in Bütgenbach. Foto: EWIV Eifel-Ardennen Marketing

Die Vennbahn wurde ab 1882 gebaut und 1889 in Betrieb genommen, um Kohle aus dem Aachener Raum nach Luxemburg zu transportieren und auf dem Rückweg Stahl mitzunehmen. Nach dem Ersten Weltkrieg fielen die beiden Kreise Eupen und Malmedy, die seit 1815 zur preußischen Rheinprovinz gehört hatten, an das Königreich Belgien. Belgien bekam die Oberhoheit über die Vennbahn, deren Trasse samt der Bahnhöfe zu belgischem Staatsgebiet wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bahnlinie stark zerstört, Teile wurden nicht mehr aufgebaut. Bei Hemmeres an der Our stehen noch heute ein gesprengter Tunnel und ein Brückenrest. Nach 1945 sank das Transportvolumen. 1989 wurde die Strecke stillgelegt. ch

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