Zum Geldverdienen in die Ferne

PRÜM. Viele Kulturprojekte in der Region stehen in diesem Jahr unter der Überschrift"Kulturhauptstadt Europa 2007". So auch eine Ausstellung, die von Juni bis Oktober im Haus der Kultur in Prüm gezeigt werden soll. Der Titel: "Auf den Spuren der Eifeler Arbeitswanderer."

 Museumsleiter Franz-Josef Faas und Birgit Nolte-Schuster arbeiten zusammen an einer Ausstellung, die im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas, Kulturprojekte in der Region, in Prüm gezeigt wird. Im Prümer Museum zu sehen sind Puppen aus dem 19. Jahrhundert, die Tanten oder Onkel ihren Nichten aus der Ferne mitbrachten. TV-Foto: Stefanie Glandien

Museumsleiter Franz-Josef Faas und Birgit Nolte-Schuster arbeiten zusammen an einer Ausstellung, die im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas, Kulturprojekte in der Region, in Prüm gezeigt wird. Im Prümer Museum zu sehen sind Puppen aus dem 19. Jahrhundert, die Tanten oder Onkel ihren Nichten aus der Ferne mitbrachten. TV-Foto: Stefanie Glandien

"Jobmigranten" - ein moderner Begriff, der aber nicht neu ist. Ein Thema, das Birgit Nolte-Schuster schon lange am Herzen liegt. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Osnabrück und arbeitete dort für das Institut für Migrationsforschung.Fern der Heimat auf der Suche nach einer Arbeit

Zusammen mit dem Prümer Museumsleiter Franz-Josef Faas recherchiert die Sozialwissenschaftlerin Geschichten über Erwerbsmigranten der Eifel. "Die Menschen in der Eifel waren oftmals im Laufe der Jahrhunderte gezwungen, ihre Heimat auf der Suche nach einem Verdienst zu verlassen", erläutert sie. Um das näher zu erforschen, sucht sie unter anderem Hinweise aus amtlichen Mitteilungen. Dabei ist ihr aufgefallen, dass es in Schönecken einen Gesindemarkt gab, auf dem sich Mägde und Knechte anboten.

Die Ausstellung wird zum Teil auch vom Museum St. Vith bestückt, mit dem die Prümer eng zusammenarbeiten. Gezeigt werden sollen unter anderem Exponate aus dem Leben und den Werken des Eifeldichters Peter Zirbes, der schon als Kind seine Eltern auf ihren Wanderungen begleitete. Mit 20 Jahren begann er als wandernder Steinguthändler nebenbei Verse zu meißeln.

Gezeigt werden auch Fotos von Eifelern, die um die Jahrhundertwende bei Krupp im Ruhrgebiet arbeiteten und dann mit "feinem Anzug" nach Hause kamen. Die Wanderarbeiter hätten in der Regel alle etwas mitgebracht, sagt Faas. So besitzt er noch eine Puppe, die ein Wallersheimer Arbeiter seinen Kindern gekauft hat. Oft brachten die Arbeiter Dinge mit, die es in der Eifel noch nicht gab oder nicht in dieser Qualität.

Auch in Kirchenarchiven will Birgit Nolte-Schuster nachschlagen. Dort gibt es zum Beispiel Einträge, wenn Wanderarbeiter in der Fremde starben. "Krüppel- oder Bittfuhren" nannte man es damals, wenn wieder eine Ackerfuhre voll geladen wurde mit Kranken, um sie an die Grenze zu bringen. "Das Deutsche Rote Kreuz gab es damals noch nicht", sagt Birgit Nolte-Schuster. Um sich vor ansteckenden Krankheiten zu schützen, brachte man die fremden Arbeiter lieber weg, als sich im Ort um sie zu kümmern.

Hinterlassenschaften dringend gesucht

Für die Ausstellung im Juni suchen Birgit Nolte-Schuster und Franz-Josef Faas noch Hinterlassenschaften aus der Zeit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Auch Briefe, Fotos oder in anderer Form festgehaltene Erinnerungen interessieren die Planer. "Durch Geschichten wird eine Ausstellung erst lebendig", sagt Faas.

Wer zur Ausstellung "Arbeitswanderer in der Eifel" noch etwas beisteuern möchte, meldet sich bei Franz-Josef Faas, Telefon 06551/943222, oder bei Birgit Nolte-Schuster, Telefon 06551/147891.

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