Zum Qualmen vor die Tür

Heute dürfen Mitarbeiter und Patienten letztmals im St.-Joseph-Krankenhaus rauchen. Zum Start der tabakfreien Zeit am Mittwoch informieren Krankenkassen vor Ort über Gefahren des Konsums und Wege zum Nichtrauchen.

 Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sind schon länger Pflicht. Neu ist das Rauchverbot im Prümer Krankenhaus — Aschenbecher gibt es nur noch außerhalb des Gebäudes. TV-Foto: Marcus Hormes

Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sind schon länger Pflicht. Neu ist das Rauchverbot im Prümer Krankenhaus — Aschenbecher gibt es nur noch außerhalb des Gebäudes. TV-Foto: Marcus Hormes

Prüm. "Rauchen im Krankenhaus ist im Grunde ein Widerspruch in sich", sagt Gábor Szük, Geschäftsführer der Caritas Trägergesellschaft West (ctw) und der St.-Joseph-Krankenhaus gGmbH. "Ein rauchfreies Krankenhaus sollte angesichts der Schädlichkeit des Rauchens und Passivrauchens eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein." Abgesehen vom Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz gibt es für Kliniken dazu aber kein Gesetz.Im Kreis Düren hält die ctw drei ihrer Einrichtungen und ihre Verwaltungszentrale schon seit September 2005 rauchfrei — morgen folgt der Standort Prüm. Pflegedienstleiter Frank Tietz: "Wir haben eine Verantwortung den Patienten und Mitarbeitern ge genüber." Tietz verweist auf die "enormen Kosten" durch die gesundheitlichen Folgen und ganz praktisch auf den unangenehmen Geruch in Räumen mit kaltem Qualm.Das heißt konkret: Statt wie bisher in ausgewiesenen Aufenthaltsräumen und je nach Absprache in Büros dürfen sich Patienten und Mitarbeiter künftig nur noch außerhalb des Gebäudes eine Zigarette anzünden. Dafür stehen die Dachterrasse und die Cafeteria-Terrasse zur Verfügung. Zusätzlich wird auf dem Rasen in der Nähe des Eingangs ein rollstuhlgerechtes, überdachtes Raucherhäuschen ähnlich einer Bushaltestelle gebaut.Eine Dienstregelung hält fest, dass Raucherpausen tatsächlich als Pausen gewertet werden, um Nichtraucher nicht zu benachteiligen. "Die gegenseitige Toleranz wird der Schlüssel sein. Das ist ein Lernprozess für beide Seiten", sagt Tietz. Klara Husch, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, sieht das Krankenhaus in einer Vorreiter-Rolle: "Die Mitarbeiter möchten als Partner auf dem Weg zu einem rauchfreien Leben verstanden werden." In Zusammenarbeit mit den Krankenkassen gibt es Kursangebote zur Rauchentwöhnung und zum Verhalten der Mitarbeiter in möglichen Konfliktsituationen wegen des Verbots.AOK, Barmer Ersatzkasse und Deutsche Angestellten-Krankenkasse informieren zum Thema Nichtrauchen am morgigen Mittwoch, 15. August, ab 9 Uhr in der Eingangshalle des Prümer Krankenhauses (mit Gesundheits-Check). Um 18.30 Uhr beginnt in der Krankenhaus-Cafeteria der AOK-Vortrag "Endlich rauchfrei" (Eintritt frei). Liebe Leserinnen und Leser, was halten Sie vom Rauchverbot im Krankenhaus? Mailen Sie uns bitte Ihre Meinung an eifel-echo@volksfreund.de Was vor einigen Jahren kaum vorstellbar war, wird an immer mehr Stellen Wirklichkeit. Der blaue Dunst ist auf dem geordneten Rückzug, wird auf bestimmte Räume beschränkt oder komplett aus Gebäuden verbannt. Höchste Zeit, dass gerade die Krankenhäuser sich an die Spitze der Bewegung setzen. Die goldene Regel lautet: Wer vom Glimmstängel nicht lassen will oder kann, soll rauchen, ohne anderen dabei zu schaden. Im Idealfall reduziert sich der Konsum dadurch automatisch. Ein Anlass zum Nachdenken ist es allemal. m.hormes@volksfreund.deMeinung Frische Luft für alleEXTRA Die Marienhaus Klinik St. Josef Neuerburg ist seit einigen Monaten rauchfrei. Auf dem Weg dahin ist die Marienhaus Klinik Bitburg: "Auf den Stationen gibt es keine Raucherzimmer mehr und am Kiosk keine Zigaretten", berichtet Schwester Oberin Scholastika. Im St. Elisabeth Krankenhaus Gerolstein laufen Gespräche mit der Mitarbeiterschaft: "Viele sind ohnehin vom Rauchen abgekommen. Ziel ist die Verlagerung nach draußen", sagt Karl-Heinz Schmeyer, Kaufmännischer Direktor. Im Dauner Krankenhaus Maria Hilf beschränkt sich die Raucherzone auf einen abgetrennten Teil der Cafeteria. (cus)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort