Zusammenhalt im Mühlengraben

JÜNKERATH-GLAADT. Selbstbewusst waren die Glaadter schon immer. Und gut gelaunt dazu, auch wenn sie schon seit langem zur Gemeinde Jünkerath gehören. Aber das Glaadter Mühlenviertel erfreut sich einer eigenen "Bürjemeesterin".

In der Mühlengass' zu Glaadt wird unkompliziert agiert. Zwölf junge und alte Menschen wohnen in vier Häusern rund um die alte Glaadter Mühle. Das ehemalige Mühlengebäude etwa einen Kilometer unterhalb der Mündung des Glaadtbaches in die Kyll steht trutzig, fast wie ein Bollwerk. Der "Mühlenälteste" Adolf Harings hatte dort seine Wohnung. Von seinen Nachbarn, das sind die Familien Braun, Assenmacher, Romag, Heinen, Haeske und Schleder wurde er liebevoll als "oosen Bürjemeester" (unser Bürgermeister) bezeichnet. Sie hatten ihn dazu ernannt, als er damals eingezogen war. Damals, das war 1996, weil er der älteste aus dem Mühlenviertel war. Zugezogen war er aus der Glaadter Burgstraße. Aber das hinderte die Leute aus der Mühlenecke nicht daran, ihn zum inoffiziellen Bürgermeister zu ernennen. Und als er starb, bestimmten sie nach angemessener Trauerzeit einen neuen Bürgermeister. Und der ist eine Frau und heißt Gretchen Romag. Sie verstehen sich halt bestens, die sechs Familien. Nachbarschaft wird gelebt, wie sie in früheren Zeiten überall in der Eifel üblich war. Und gut gelaunt sind sie darüber hinaus allemal. Regeln haben sie sich auch gegeben, scherzhaft natürlich. Erste Regel: Im Winter nach 17 Uhr darf keine Frau alleine in die Mühle gehen, das ist unanständig. Zweite Regel: Im Sommer gilt dasselbe nach Einbruch der Dunkelheit. So um die 15 bis 20 Regeln gibt es im Glaadter Mühlenviertel. Zum Schwätzchen kommen sie fast täglich zusammen, zumindest im Sommer. Mal zu zweit, mal alle, wie es sich halt ergibt. Gelegentlich wird dann auch über die Geschichte der Glaadter Mühle erzählt. Sie bestand schon in der Feudalzeit. 1804 hatte sie drei Mahlgänge. Letzter Müller war Jakob Eltges. Er legte den Mahlbetrieb 1961 still. Heute erzeugt die Turbine elektrischen Strom. Gespeist wird sie vom Glaadbach aus durch einen Mühlengraben. Auch wenn das Mühlengebäude seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllt, für die Bewohner drumherum ist klar: So einen Zusammenhalt wie in der Mühlenecke zu Glaadt gibt es selten.

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