Zwischen Bierkrug und Büchern

PRÜM. (sico) Vergilbte Fotos, kleine Souvenirs und wenige Unterlagen sind alles, was vom Prümer Lehrerseminar heute noch übrig geblieben ist. Mehr als dreißig Jahre lang wurden im Abteigebäude junge Männer zu Volksschullehrern ausgebildet, bis das Seminar 1926 seine Pforten schloss. Zum 80. Jahrestag der Schließung hat Museumsdirektor Franz-Josef Faas eine kleine Ausstellung zusammengetragen.

Die Suche nach Unterlagen aus dieser Zeit gestaltete sich jedoch sehr schwierig. "Nach der Auflösung ist das Seminar scheinbar spurlos verschwunden. Akten und Urkunden sind kaum vorhanden, darum habe ich alle Ausstellungsgegenstände mühsam zusammengesucht", berichtet Franz-Josef Faas. Doch die akribische Mühe hat sich gelohnt: In der liebevoll zusammengetragenen Ausstellung finden sich einige Schätze, die die Herzen vieler Lokalhistoriker höher schlagen lassen. Von Bierzeitungen, Postkarten und Klassenfotos ab 1887 über Stammbücher und eine Schüler- Geige bis hin zu Bierkrügen und Pfeifen, die sich die Mitglieder eines Jahrgangs erstellen ließen, ist alles dabei. Selbst ein Foto von Kaiser Wilhelm II. vor dem Prümer Lehrerseminar im Jahr 1912 ist in der Sammlung vertreten. In mehreren Vitrinen kann der Besucher Sinn und Zweck des Seminars nachgehen und den Alltag der damaligen Seminaristen und Lehrer wieder lebendig werden lassen. 1885 wurde das Lehrerseminar als zweites im Regierungsbezirk Trier eröffnet, um das Schulwesen zu verbessern. Die bis zu 90 Seminaristen waren in privaten Quartieren untergebracht, da sie nicht aus dem direkten Umkreis kamen. In Prüm erwartete die angehenden Lehrer eine dreijährige Vorbereitungszeit, die "Präparandie". Mit diesem Vorwissen wechselten die ausschließlich männlichen Schüler für weitere drei Jahre zum Lehrerseminar, ehe sie mit rund 24 Jahren als "fertige" Lehrer über das Land geschickt wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg galt das Lehrerseminar jedoch als überholt. 1922 wurde die Präparandie geschlossen und durch eine spezielle Aufbauschule ersetzt; 1926 kam es schließlich zur Auflösung des Prümer Seminars. Die Ausstellung ist ab Freitag, 8. Dezember, im Foyer des Regino-Gymnasiums zu sehen. Die Eröffnung ist um 15 Uhr.

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