Zwischen Diktatur und Demokratie

IRRHAUSEN. (cus) Seine einmalige Freiluft-Galerie in Irrhausen bei Arzfeld hat Peter Weiland durch eine monumentale Mauer ergänzt. Das Gelände ist für jeden Besucher kostenlos zugänglich.

"Diese Männer haben Deutschland im 20. Jahrhundert regiert, präsentiert und geprägt." So lautet die Inschrift auf der Informationstafel zum neu gestalteten Kunstwerk von Peter Weiland in Irrhausen. Auf einer 17 Meter langen und drei Meter hohen Mauer stehen unter anderem Büsten von deutschen Kanzlern und Präsidenten. Die Reihe beginnt mit Kaiser Wilhelm II. Die Mauer wiederum besteht aus Material, das sozusagen die Region repräsentiert: Kalkstein, Sandstein, Grauwacke und Basalt, eine bunte Mischung also. Ein großer Mahn- und Gedenkstein mitten auf der Mauer erinnert an die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. "Zuerst wollte ich die Darstellung surrealistisch machen, aber für die Eifel ist eine realistische Form besser geeignet", erklärt Weiland.Hitlers Fratze vom Prozess-Plakat

Die acht Totenköpfe am oberen Ende des Steins stehen für die Millionen von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Darunter ist ein fratzenhaft verzerrtes Gesicht des Diktators Adolf Hitler zu sehen. Diese Fratze hat Weiland einem Plakat nachempfunden, das Unbekannte während des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses aufgehängt hatten. Auf dem Plakat prangte unter dem entfremdeten Portrait Hitlers das Wort: "Schuldig!" Weiland: "Von dem Plakat existieren heute noch drei Originale." Weitere Elemente des Gedenksteins symbolisieren die in Kriegsgefangenschaft Gestorbenen, Soldaten aus Deutschland, Frankreich, England, USA und Russland, Zivilisten beim Bomben- und Granathagel (Greise, Frauen und Kinder) sowie die Religionen Judentum, Islam und Christentum.Angela Merkel in Stein gemeißelt

Mitten in die Mauer hat Peter Weiland ein drei mal einen Meter großes Relief integriert. Es ist einem alten Felsbild in einer Höhle bei Alpera in der Nähe von Barcelona nachempfunden. Das Relief zeigt Amazonen, die Wild auftreiben, sowie Vater, Sohn und Tochter auf der Jagd. Das neue Kunstwerk ist bei weitem nicht alles, was es auf dem Gelände zu besichtigen gibt. Besucher treffen auf rund 250 Figuren. Zu jeder gäbe es eine Geschichte zu erzählen. Weiland lädt alle Interessierten zu einem Rundgang ein: "Jeder kann kostenlos auf das Grundstück, um sich die Skulpturen anzuschauen." Auch die aktuelle Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der Bildhauer schon in Stein verewigt. Eine Ende der Schaffensmotivation des 74-Jährigen ist nicht abzusehen: "Im Moment arbeite ich an einer mehr als zwei Meter hohen Figur: ein junger, dynamischer Maurer aus gelbem Sandstein. Es steht noch nicht fest, wo er hinkommt, wenn er fertig ist." Für das folgende Projekt "Ourtalmensch" ist ein prominenter Standort reserviert: das Dreiländereck in Ouren, neben dem Europadenkmal.

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