Chance endgültig vertan

Die in der Stadt Prüm laufenden baulichen Aktivitäten, insbesondere in der Bahnhofstraße, werden in der Presse besonders gewürdigt. Für die dargestellten geplanten und im Bau befindlichen Projekte fragt man sich: Ist sowohl die städtebauliche als auch die gestalterische Qualität völlig auf der Strecke geblieben?

Verbrauchermärkte erheben, wenn sie auf der "grünen Wiese" angesiedelt werden, meistens nicht den Anspruch auf architektonische Qualität. Nun muss man sich die Frage stellen, inwieweit solche anspruchslosen Zweckbauten die Bahnhofstraße verunstalten sollen. Auch die Frage nach dem berechtigten Bedarf für die Vielzahl von Märkten ist zu stellen. Steht dies mit den Zielen der Raumordnung im Einklang? In den Augen der Betreiber mag die Ansiedlung aus wirtschaftlicher Sicht natürlich gerechtfertigt sein. Es müsste aber vorrangig sein, hier den städtebaulichen und gestalterischen Aspekten absolute Priorität beizumessen. In einer sorgfältigen vorbereitenden Bauleitplanung werden diese Aspekte erarbeitet. Die Bahnhofstraße ist eine der wichtigsten Eingangssituationen der Stadt Prüm. Somit bedarf es einer besonderen städtebaulichen Sensibilität im Umgang mit baulichen Anlagen, will man ein gut gestaltetes Straßenbild erreichen. Zum Beispiel hätte im Bebauungsplan eine maximal dreigeschossige geschlossene Bebauung mit angemessenem gestalterischem Anspruch, öffentlicher Nutzung, Büro und Wohnnutzung, Ärztehaus und so weiter entlang der Straße festgesetzt werden müssen. Nur bei zwingend notwendigem Bedarf hätte im rückwärtigen Bereich die Handelsnutzung mit ruhendem Verkehr festgesetzt werden dürfen. Nun aber werden künftig gestaltlose Baukörper das Straßenbild zieren. Der ruhende Verkehr (Parkplätze) wird überwiegend ebenerdig vorgelagert anstatt in Tiefgaragen. Eine Autohalde entlang des Straßenzugs ist zum Gestaltungselement erkoren. Den Stadtvätern ist hier kein Vorwurf zu machen, sondern den externen Planern und Architekten, die zwar die Honorartafel gut beherrschen, aber nicht, das Einmaleins städtebaulicher und architektonischer Qualität zu verwirklichen. Insofern sind die Stadtväter überfordert, sind aber Entscheidungsgremium. Insgesamt ist hier eine Chance auf künftige Stadtqualität endgültig vertan. Willi Glößner, Gondenbrett

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