Nach Gemeinwohl entscheiden

Zur Diskussion über die künftige Nutzung der ehemaligen Bahnstrecke Prüm-Gerolstein (TV vom 30. August):

Die Befürworter des Radwegs stellen die berechtigten Interessen der Bevölkerung und des Tourismus in den Vordergrund. Ein Radweg lässt sich von Bürgern und Feriengästen entlang der Strecke nach individuellen Wünschen nutzen. Uhrzeit, Fahrtrichtung, Personenzahl und Dauer kann jeder selbst bestimmen. Beim Ein- und Ausstieg auf und von der Strecke gibt es keine Begrenzungen. Allein auf dem Gebiet der VG Prüm könnten annähernd 9000 Bürger unmittelbar profitieren, ungezählte Feriengäste und das Stadtgebiet Gerolstein noch nicht eingeschlossen. Zudem würde dies zur sinnvollen Vernetzung der Radwege entlang von Prüm und Kyll führen.Befürworter von Bahn und Draisine vertreten dagegen nur Einzelinteressen. Die maroden Bahnhöfe liegen weit außerhalb der Ortslagen, die Strecke endet in Prüm abrupt beim Hallenbad, der Rest Richtung Bahnhof ist abgebaut, Bahnübergänge wurden nicht gewartet. Selbst ein Probebetrieb wird wegen der Verkehrssicherungspflicht viel Geld kosten. Das fixe ökonomische Risiko trägt die Allgemeinheit — die variable Nutzung obliegt privaten Gesellschaften. Im Prinzip sind Vor- und Nachteile damit ungleich verteilt. Der Bürger gewinnt nichts bei nostalgischen Lösungen, die bestenfalls dem mobilen Tagestouristen gefallen. Über die Draisine, die nur von wenigen gleichzeitig nutzbar ist, sollte man nicht mehr ernsthaft nachdenken müssen.Dass Gerolstein den Bahnhof und die Belange der Eisenbahnfreunde vor Ort zu berücksichtigen hat, ist verständlich. Zudem beträgt der Streckenanteil gerade einmal 35 Prozent. Man hat aber auch die Verkehrssituation von Lissingen, Müllenborn und Oos zu beachten. Hier gibt es Richtung Stadt die gefährliche Überquerung der B 410. Jede Lösung bringt hier Vor- und Nachteile. Für die Prümer führt die Schiene jedoch in die Abhängigkeit. Sollten die Betreiber später die Nutzung reduzieren oder einstellen müssen, sind die Investitionen verloren, und man steht mit leeren Händen da. Gerolstein hat weiterhin die Anbindung Richtung Mayen. Die Entscheidungsträger sollten den Begriff des Gemeinwohls strapazieren und gegen Partikularinteressen abwägen. Nur vor diesem Hintergrund dürfen Kostenunterschiede ein Entscheidungskriterium sein. Eckhard Hoffmann,Schwirzheim BAHnTRASSE

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