A 60/Parkplatz Schneifel: Cannonball-Fahrzeuge gestoppt

Eine großangelegte Verkehrs- und Durchfahrtskontrolle betrieben am Samstagmorgen die Polizeikräfte aus Schweich, Prüm, Bitburg und Wittlich sowie zwei weitere Videoüberwachungsfahrzeuge aus Schifferstadt und Kaiserslautern auf der A 60 auf dem Parkplatz “Schneifel” bei Prüm

Die Gesamteinsatzleitung für Rheinland-Pfalz oblag dem Polizeipräsidium Koblenz, der dortigen Verkehrsdirektion, die ebenfalls gleichgelagerte Kontrollmaßnahmen zeitgleich in deren Zuständigkeitsbereich durchführen ließen. Bereits kurz nach 7 Uhr begannen die Einsätzkräfte im Abschnitt Trier, unterstützt durch Beamte der Bundespolizei, nach hochmotorisierten Nobelsportwagen Ausschau zu halten, die an einem verbotenen Autorennen teilnahmen. Ein Verwaltungsgericht in Köln hatte erst am vergangenen Donnerstag die Durchführung der „Cannonball-Rallye 8000“ in Deutschland untersagt, nachdem in der Vergangenheit bei ähnlichen Rennen über öffentliche Straßen stets die Verkehrsregeln massiv verletzt und andere Verkehrsteilnehmer durch die Fahrweise der Rennteilnehmer akut gefährdet wurden. Dabei kam erst zuletzt in Mazedonien ein Unbeteiligter zu Tode.

Der englische Veranstalter ließ trotzdem am Freitagmittag zirka 130 Rennsportwagen von London aus quer durch Europa nach Zagreb starten. Erster Etappenort war Brüssel, von wo aus die meist britischen Teilnehmer nach einer Hotelübernachtung am frühen Samstagmorgen weiter in Richtung Prag starteten. Vorgewarnt durch die deutsche Polizei umfuhren viele Rennteilnehmer Deutschland und gelangten so offensichtlich durch Luxemburg und Frankreich weiter nach Süden. Doch einige riskierten die Durchfahrt Deutschlands und wurden prompt geschnappt.

In Nordrhein-Westfalen gingen bis zum frühen Nachmittag insgesamt 16 Sportwagen den Fahndern ins Netz. Um die Mittagszeit wurden dann auf der A 60 an der Kontrollstelle hinter Steinebrück drei hochwertige Porsche Carrera und ein BMW M 6 gestoppt. Einige Fahrzeuge trugen noch die kompletten Startnummern und Sponsorenaufkleber, andere hatten diese wegen der Tarnung entfernt. Alle vier Wagen wurden sichergestellt und abgeschleppt. Die amtliche Verwahrung aus Präventivgründen dauerte so lange, bis das offizielle Ende des Rennens in Zagreb am Sonntagabend bekannt gegeben wurde.

Die englischen Fahrer mussten eine Sicherheitsleistung von 1000 Euro hinterlegen, weil sie trotz Verbots an dem illegalen Rennen teilgenommen hatten. Die Zahlung dieser Summe stellte für die Betroffenen kein Problem dar, wohl die Tatsache dass man ihnen ihr „Spielzeug“ wegnahm, zumal jeder von ihnen 4.500 englische Pfund als Startgeld gezahlt hatte. Als die Formalitäten vor Ort geregelt waren, ließen sich einige Engländer und auch zwei deutsche Teilnehmer aus dem Bereich Regensburg per Taxi zum nächsten Flughafen bringen. Von dort wollte man wenigstens per Flieger vor den autofahrenden Kollegen in Prag ankommen.

Resultierend aus Tradition und Verrücktheit ist eins sicher: das nächste Rennen startet bestimmt und dann werden wohl wieder einige versuchen, Deutschlands Straßen als Rennstrecke zu benutzen. Als sich am frühen Nachmittag der Einsatz dem Ende neigte, fuhr noch ein belgischer Reisebus in die Kontrollstelle.

Ein aufmerksamer Autofahrer hatte kurz zuvor gemeldet, das Fahrzeug wäre in deutlichen Schlangenlinien über die A 60 gesteuert worden. Bei der Kontrolle des 52-jährigen Busfahrers aus Belgien war den Beamten schnell klar, hier lag starker Alkoholkonsum vor und sie staunten nach erfolgter Messung nicht schlecht: mehr als 2,6 Promille. Die 26 Businsassen aus Bleialf hatten bis dahin keinen Verdacht geschöpft und mussten auf dem Parkplatz erst einmal warten, bis ein Ersatzfahrer eintraf, der die Fahrt nach Rüdesheim fortsetzte.

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