Ärzte warnen: Kassen sparen bei alten Patienten

Trier · Die Ärzte von Fachkliniken für Senioren schlagen Alarm: Weil die Krankenkassen sich oft weigern, notwendige Reha-Maßnahmen zu bezahlen, werden Betroffene häufig falsch behandelt.

(wie) Maria Müller (Name geändert) ist an der Hüfte operiert worden. Nach dem Krankenhausaufenthalt geht die 82-Jährige in ein orthopädisches Kurheim an die Mosel. Die Krankenkasse hat ihr das bewilligt, dort soll ihr geholfen werden, schnell wieder auf die Beine zu kommen, damit sie sich zu Hause wieder alleine versorgen kann. Doch schon nach einigen Tagen ist das Personal der Kureinrichtung mit der an Demenz leidenden Seniorin überfordert. Eigentlich hätte die 82-Jährige in eine geriatrische Reha-Maßnahme gehört, doch ihre Krankenkasse hat ihr diese nicht bewilligt.

Kein Einzelfall, wie Thomas Biundo, Chefarzt der geriatrischen Rehabilitationsklinik St. Irminen in Trier sagt. Immer öfter würden Patienten von den Krankenkassen an den Fachkliniken, die spezialisiert sind darauf, gebrechliche Senioren schnell wieder fit zu machen für den Alltag zu Hause, vorbeigeschleust. So wie Irene Schmitt, die nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand als Notfall ins Krankenhaus kam, nach der Behandlung sollte die Seniorin entlassen werden, eine eigentlich notwendige Reha-Maßnahme genehmigte die Krankenkasse der Seniorin zunächst nicht.

Alle geriatrischen Kliniken in Rheinland-Pfalz haben ähnliche Fälle dokumentiert. Dabei ist die Gesetzeslage eindeutig: Die Rehabilitation vor allem für Ältere ist eine Pflichtleistung der Krankenkassen. „Offenbar spielt Qualität keine Rolle mehr, die Kassen wollen dafür nicht mehr bezahlen“, sagt Stefan Schilling, Oberarzt der geriatrischen Klinik in Trier. Fast 20 Prozent weniger Patienten seien allein in diesem Jahr der Klinik durch die Kassen zugewiesen worden – „und das bei einem steigenden Anteil Älterer und damit einem steigenden Bedarf“, sagt Chefarzt Biundo.

Den Fachkliniken fehlen dadurch notwendige Einnahmen. Schon jetzt würden häufig frei werdende Stellen nicht mehr oder erst später besetzt, sagt Biundo. Folge: Das vorhandene Personal muss noch mehr leisten, die Qualität der Pflege leidet. Der Bundesverband Geriatrie spricht von einer dramatischen wirtschaftlichen Situation der Kliniken, viele stünden mit dem Rücken zur Wand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort