Antenne West hat ausgesendet

Trier · Der seit einer Woche nicht mehr empfangbare Trierer Radio- und Fernsehsender Antenne West ist endgültig am Ende: Geschäftsführer Sven Herzog (41) stellte gestern Insolvenzantrag und gab die Sende-Lizenzen zurück. Die Frequenzen werden neu ausgeschrieben.

Der zumindest für Journalisten seit einer Woche nicht mehr erreichbare Antenne West-Chef Sven Herzog ist wieder aufgetaucht: Gestern Mittag Punkt 12 Uhr stellte Herzog beim Trierer Amtsgericht selbst den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Grund: die Zahlungsunfähigkeit seines Senders.

Überraschend kam diese Nachricht nicht: Bereits seit Monaten häufen sich die Gerüchte über die drohende Pleite des Unternehmens. Mitte vergangener Woche kappte der für die Radio-Übertragung zuständige Dienstleister Media Broadcast zunächst die Rundfunk-, einen Tag später auch die Fernsehausstrahlung von Antenne West, weil offene Rechnungen nicht gezahlt wurden, so die Aufsichtsbehörde LMK (Landeszentrale für Medien und Kommunikation). Auf den Antenne West-Frequenzen ist seitdem nur noch Rauschen zu hören, auf dem Kabelkanal des Senders erscheint ein Testbild.

Dennoch verkündete der wortgewaltige Antenne West-Geschäftsführer noch am Wochenende über seine (inzwischen ebenfalls abgeschaltete) Internetseite ein Comeback. Danach sollte der Sendebetrieb, wenn auch in abgespeckter Form, noch in dieser Woche wieder aufgenommen werden. Doch dazu kam es nicht. Statt ins Studio, wo zuletzt mangels Personal der Chef oder Familienangehörige meist selbst hinter dem Mikro saßen, ging Sven Herzog gestern zum Insolvenzgericht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Dauner Fachanwalt Hans-Albrecht Brauer ernannt.

Über die mögliche Zukunft der drei von dem Insolvenzantrag betroffenen Firmen (Regie.1 Deutschland, Antenne West KG und Antenne West GmbH) konnte sich Brauer zunächst nicht äußern. „Ich weiß erst seit eben von dem Insolvenzantrag und habe Herrn Herzog bislang noch nicht erreicht“, sagte Brauer am Nachmittag dem TV. Für heute Morgen plant der Dauner Anwalt einen Besuch in den Antenne West-Senderäumen in der Trie8rer Gottbillstraße. Fraglich, ob er dort überhaupt jemanden antreffen wird. In den vergangenen Tagen waren dort die meisten Rollläden auch tagsüber heruntergelassen.

Unklar ist auch, wie viele Mitarbeiter zuletzt noch bei Antenne West beschäftigt waren. Mitte September hatte Sven Herzog angekündigt, drei seiner 24 Leute entlassen zu wollen.

Sicher ist indes, dass der 41-Jährige seine Sende-Lizenzen los ist – freiwillig. „Herr Herzog hat uns die Lizenzen am Donnerstagnachmittag zurückgegeben“, sagte LMK-Sprecher Joachim Kind unserer Zeitung. „Damit ist die Birne geschält.“ Nach Angaben Kinds wird die Medienaufsichtsbehörde die drei Rundfunk- und Fernsehfrequenzen im Februar erneut ausschreiben. Bis Frühsommer werde es dann wohl eine Entscheidung geben, wer künftig auf den Antenne West-Frequenzen senden dürfe. Vorgabe der LMK: „Wir wollen, dass regionale Berichterstattung weiter eine Chance hat.“

Schon vier Fernsehversuche gescheitert

Ein Wunsch, der in der Vergangenheit bereits mehrfach danebenging. Mit Antenne West scheiterte in der Region Trier seit Mitte der 1990er Jahre auch der vierte Versuch, einen kommerziellen Fernsehkanal zu betreiben. Dabei hatte die LMK im Vorfeld der letzten Lizenzvergabe noch betont, man achte dieses Mal besonders auf die wirtschaftliche Seriosität des Konzepts.

Für Antenne West-Chef Sven Herzog war der gestrige Gang zum Insolvenzgericht nicht sein erster. Schon vor acht Jahren erlitt der heute 41-Jährige mit seiner Herzog Telecom AG Schiffbruch. Die börsennotierte Aktiengesellschaft hatte Handy-Verträge und Mobiltelefone vermittelt.

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