Artenschutz für die deutsche Sprache

Seit einige CDU-Politiker, darunter der Abgeordnete Peter Bleser aus dem Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück, einen Gesetzentwurf gegen Anglizismen angekündigt haben, wird wieder heftiger über den Umgang mit Sprach-Auswüchsen diskutiert.

Trier/Berlin. (DiL) Ziel der Überlegungen ist es, in Bereichen, in denen die Bundesregierung als „Anteilseigner, Genehmigungsbehörde oder Investor“ Einfluss hat, die Nutzung deutscher Bezeichnungen durchzusetzen. Im Blick ist dabei nicht zuletzt die Bahn, die als notorischer Anglizismus-Sünder gilt. Dass in der öffentlichen Debatte häufig von „Reglementierung“ die Rede war, ist den Initiatoren freilich gar nicht recht. Es gehe um „Sensibilisierung, nicht um Vorschriften“, sagt Bleser und redet von „Appell-Charakter“. Er will Bezeichnungen wie „Call-a-bike-Standort“ von deutschen Bahnhöfen verbannt sehen.

Dass sich der Flut neuer Begriffe – Experte sprechen von 7000 Anglizismen, die entsprechende deutsche Begriffe verdrängen – mit gesetzlichen Maßnahmen oder politischen Appellen Herr werden lässt, daran zweifeln Experten. Christine Stark von der Kölner Agentur „Endmark“, die Namen für Produkte und Unternehmen entwickelt, hält staatliche Restriktionen „weder für nötig noch für praktisch umsetzbar“. Sie setzt eher auf die Einsicht von Unternehmen. Laut einer Studie sei der Einsatz von Anglizismen in der Produktwerbung in den letzten Jahren von 30 auf 18 Prozent zurückgegangen. „Langsam merkt man wieder, dass die Muttersprache die größere emotionale Wirkung hat“, vermutet Stark. Dass ein harter staatlicher Kurs gegen fremde Spracheinflüsse wie in Frankreich durchaus Wirkung zeitigt, sagt hingegen der Trierer Romanistik-Professor Johannes Kramer. Dort gibt es eine von einer Kommission erarbeitete Liste muttersprachlicher Begriffe, deren Gebrauch im öffentlichen Bereich sogar ausdrücklich vorgeschrieben ist. Es gebe „durchaus Erfolge, selbst im Computersektor“, bestätigt der Sprachwissenschaftler. Andererseits gebe es aber auch viele Anglizismen, „die sich viel schneller durchsetzen als die Kommission tagen kann“. So weit will in Deutschland ohnehin niemand gehen. Aber Verbraucherpolitiker Bleser kann sich zumindest vorstellen, dass Gebrauchsanweisungen so abgefasst sein müssen, dass sie jeder Deutsche versteht – wenn er seiner Muttersprache mächtig ist.

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