Arztbesuche: Kassenpatienten warten länger

Kassenpatienten werden benachteiligt: Sie müssen länger auf einen Arzttermin warten als Privatversicherte. Ärzte bestätigen das sogar. Der Frust der Patienten wächst. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt beantwortet am Mittwoch, 2. April, am TV-Telefon Fragen zur Gesundheitsreform.

Berlin/Trier. (dpa/wie) Sind Kassenpatienten Patienten zweiter Klasse? Sie müssen bis zu dreimal so lange auf einen Termin bei einem Facharzt warten wie Privatversicherte. So müssen Kassenpatienten etwa auf eine Magenspiegelung im Schnitt 36,7 Tage warten, Privatpatienten nur 11,9 Tage. Das ergab eine Studie der Uni Köln.

Der Protest der Ärzte gegen die Erkenntnisse des Uni-Instituts, das von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach geleitet wird, hält sich allerdings in Grenzen. Die Bundesärztekammer räumte ein, dass vor allem gegen Quartalsende Patienten länger auf Termine warten müssten. Oft seien die vorgegebenen Budgets vor Ende des Quartals ausgeschöpft, sagt Kammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe. Viele Ärzte behandelten Patienten dann kostenlos oder versuchten, nicht notwendige Behandlungen zu verlegen. Allerdings, so heißt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, gebe es keine Behandlungsunterschiede zwischen gesetzlich Versicherten und Privatversicherten. Ärzte vergäben Termine unter medizinischen Gesichtspunkten und nicht nach der Krankenversicherung. Niedergelassene Ärzte hätten die Pflicht, 20 Stunden im Monat Kassenpatienten zu behandeln, sagt KV-Sprecherin Nicole Giesler. Wenn diese Verpflichtung erfüllt sei, könne es vorkommen, dass gesetzlich Versicherte vertröstet werden. Privatpatienten können von den Ärzten unbegrenzt behandelt werden.

Bereits vor sechs Jahren belegte eine Studie der Uni Trier, dass knapp ein Viertel der Kassenpatienten glaubt, Privatpatienten würden bevorzugt. Eine Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kam zu dem Ergebnis, dass 46 Prozent der gesetzlich Versicherten sofort einen Termin erhalten, drei Prozent müssen länger als drei Wochen warten. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte bereits mehrfach die Benachteiligung von Kassenpatienten kritisiert.

Die Ministerin wird am Mittwoch zwischen 12 und 14 Uhr die Fragen von TV-Lesern zur Gesundheitsreform beantworten. Seit einem Jahr ist die Reform in Kraft. Was hat sich seitdem geändert, was bringt sie den Versicherten? Unter 01805996619 erreichen Sie die Ministerin und ihre Mitarbeiter. Der Anruf ist kostenpflichtig (14 Ct/Min, abweichende Preise aus Mobilfunknetzen möglich.

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