Atomwaffen schlecht gesichert

Büchel (sey) · Die meisten europäischen Atomwaffen-Depots, darunter auch Büchel (Kreis Cochem-Zell), genügen nicht den Sicherheitsanforderungen des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte Studie der US-Luftwaffe.

 Protest gegen Atomwaffen in Büchel

Protest gegen Atomwaffen in Büchel

Foto: Archiv

Die Friedensgruppen kritisieren schon lange, dass auf dem Fliegerhorst des Bundeswehr-Jagdbombengeschwaders 33 in Büchel für den Fall des Falles amerikanische Atomwaffen gelagert sind. Höchstwahrscheinlich.

Denn eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht. Dafür zuverlässige amerikanische Quellen wie das „Natural Resources Defense Council“ (NRDC), ein privater Rüstungskontrollrat. Nach dessen Informationen lagern auf sechs europäischen Nato-Flugplätzen insgesamt bis zu 350 Atombomben vom Typ B.61. Jede einzelne davon hat eine Sprengkraft, die zehnmal größer ist als die der Hiroshima-Bombe.

Bis zu 20 B.61-Bomben der Amerikaner lagern laut NRDC in elf unterirdischen Bunkern auf dem Fliegerhorst in Büchel. Möglicherweise aber nicht mehr lange. Denn eine Studie der US-Luftwaffe kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass die meisten atomar bestückten europäischen Luftwaffenstützpunkte grundlegenden Sicherheitsanforderungen nicht genügten.
Die Rede ist unter anderem von veralteten und reparaturbedürftigen Sicherheitssystemen, fehlenden oder schlecht ausgebildeten Personals. Sicherheitsprobleme gebe es zwar auf fast allen europäischen Nuklear-Standorten, heißt es in dem Bericht, die größten Mängel aber möglicherweise in Büchel oder dem italienischen Ghedi Torre, vermutet der renommierte Militär-Experte und Wissenschaftler Hans M. Kristensen.

Zwar sagen Experten, dass Terroristen eine gestohlene B.61-Bombe nicht zur Detonation bringen könnten. Allerdings bestehe die Gefahr, dass mit den „Zutaten“ etwa eine „schmutzige Bombe“ (konventioneller Sprengsatz, der bei seiner Explosion radioaktives Material verteilt) gebaut werden könne. Aus diesem Grund fordern Fachleute auch die Verlegung der in Europa gelagerten Nuklearwaffen auf sichere Stützpunkte - gemeint sind amerikanische.

John McCain, der US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er könne sich nicht vorstellen, dass in Europa stationierte taktische Atomwaffen existenziell seien für die Nato, sagte er unlängst. McCains Versprechung: Sollte er zum Nachfolger von George W. Bush gewählt werden, „suche ich mit Russland nach Wegen, die Anzahl der Nuklearwaffen in Europa zu reduzieren, besser noch: sie zu beseitigen“. Womit sich auch das Problem der Sicherheitsdefizite erledigen würde.

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