Berlin: Studie: Das Roh-Öl geht zur Neige

Energie-Experten erwarten schon in den kommenden Jahren einen weltweiten Erdölmangel. Die Erdölförderung habe ihr Maximum bereits überschritten, heißt es in einer Studie der Energy Watch Group. An den Tankstellen kostete Diesel gestern in ganz Deutschland erstmals so viel wie Benzin.

(dpa) Die beginnende Erschöpfung der Lagerstätten sei die Hauptursache des steigenden Ölpreises, sagte der Mitautor der Untersuchung, Werner Zittel, gestern in Berlin. Bis 2030 könnte die weltweite Ölförderung auf die Hälfte zurückgehen. Der derzeit hohe Preis sei „nicht das Ende einer Entwicklung, sondern eher der Anfang vom Ende“, stellte der Energiemarkt-Analytiker der Deutschen Bank, Josef Auer, fest.

Die Ölwirtschaft widersprach der Studie: Die wirtschaftlich förderbaren Ölreserven sind nach Angaben der Branche mit 181 Milliarden Tonnen so hoch wie noch nie. „Berechnungen zum nahenden Ende der Ölreserven gibt es seit Jahrzehnten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Klaus Picard, am Mittwoch in Hamburg. Die häufig statische Betrachtung der Endzeit-Szenarien lasse außer Acht, dass der technologische Fortschritt die Reichweite der Ölreserven um viele Jahrzehnte verlängert werde. Mit verbesserter Technik würden neue Felder entdeckt, vorhandene Felder effektiver ausgefördert und schwer zugängliche Vorkommen erschlossen.

Aktuell hat der US-Ölpreis am Mittwoch nach einem neuen Rekordsprung erstmals die Marke von 130 Dollar gebrochen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) stieg im Terminhandel in New York am Mittag auf 130,28 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Der US-Ölpreis ist seit Jahresanfang um rund ein Viertel gestiegen. Auf Jahressicht haben sich die Preise in etwa verdoppelt.

Die Autofahrer mussten nach einer Preisrunde am Dienstag und Mittwoch im bundesweiten Durchschnitt an Markentankstellen rund 1,52 Euro je Liter für alle Sorten bezahlen, wie Sprecher der Mineralölwirtschaft in Hamburg und Bochum mitteilten. Ursache seien die hohen Preise für Diesel am europäischen Ölmarkt in Rotterdam. Dort kostete eine Tonne Benzin am Mittag 1088 Dollar, eine Tonne Diesel dagegen 1290 Dollar. Zudem kauft China nach Aussagen von Experten offenbar vor den Olympischen Spielen große Mengen des Treibstoffs. Auch die steigende Zahl von Diesel-Aggregaten zur Stromerzeugung in Afrika, Südamerika und Asien trage zur hohen Nachfrage bei.

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