Beuren/Ansbach: Bankraubserie nach zehn Jahren geklärt

Zehn Jahre nach dem letzten Überfall hat die Kriminalpolizei Ansbach (Raum Koblenz) eine spektakuläre Bankraub-Serie aufgeklärt. Mitte der 90er Jahre hatten bisher unbekannte Täter Bankfilialen in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz heimgesucht. Bei sechs Raubzügen, darunter in Beuren im Hochwald, machten sie von 1995 bis 1997 Beute von mehr als 700.000 Mark (365.000 Euro). Nach einem DNA-Treffer holte das Räuber-Trio jetzt seine Vergangenheit ein.

Den Stein brachte ein menschliches Haar ins Rollen. Das Beweisstück hatte der Erkennungsdienst im Fluchtfahrzeug nach einem Überfall im November 1995 auf die Raiffeisenbank in Burghaslach (Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim) gesichert und bis heute aufbewahrt. Zwei maskierte Männer waren am frühen Nachmittag mit einer Pistole und einem Vorschlaghammer bewaffnet in die Raiffeisenbank-Filiale gestürmt. Die beiden Bankräuber gingen wenig zimperlich vor und schlugen mit dem schweren Hammer eine Zwischentür zu einem Besprechungsraum ein, um die Angestellten in Schach halten zu können. Mit fast 75.000 Mark (38.000 Euro) flüchteten sie mit dem in Vallendar am Rhein gestohlenen Golf, den sie nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt auf einem Parkplatz an der Rastanlage Steigerwald (BAB A 3) zurückließen.

Das in dem Wagen aufgefundene DNA-Material wurde mit neuesten technischen Methoden untersucht und führte jetzt 12 Jahre später in der Datenbank des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden zu einem bedeutsamen Treffer: Ein heute 45-Jähriger geriet ins Visier der mittelfränkischen Kripo-Fahnder.

Nach aufwändigen Recherchen und Abklärungen im Vorfeld konnte der völlig verdutzte Tatverdächtige schließlich Mitte März dieses Jahres von Ansbacher Kripo-Beamten in seiner Wohnung vorläufig festgenommen werden. Nach anfänglich hartnäckigem Leugnen gab er schließlich unter dem Eindruck der Beweislage den Burghaslacher Überfall zu. Die Ermittler gaben sich mit dem ersten Geständnis jedoch nicht zufrieden und hakten nach: Letztlich räumte er die Beteiligung an einem weiteren Bankraub ein. Im persönlichen Umfeld des Festgenommenen stießen die Ermittler auf seinen gleichaltrigen Bekannten sowie auf einen heute 51-Jährigen, der bei den Raubzügen nach Ansicht der Polizei als treibende Kraft agiert hat.

Aufgrund der Angaben zweier aussagebereiter Beschuldigter, die sich häufig nur noch in groben Zügen an Einzelheiten erinnern konnten, wurden etliche Banküberfälle im Hinblick auf eine mögliche Täterschaft des Trios überprüft und von den Ermittlern vor Ort in Augenschein genommen. Dabei stellte sich heraus, dass das Trio in wechselnder Zusammensetzung über Jahre hinweg entlang von Bundesautobahnen sein Unwesen trieb:

Vier Monate vor dem Überfall in Burghaslach wurde eine Volksbank in Breitenau / Raum Koblenz auf ähnlich rücksichtslose Art überfallen. Ebenfalls mit einem Vorschlaghammer und Pistole bewaffnet erbeuteten zwei mit Motorradhelmen maskierte Täter knapp 85.000 DM (43.000 Euro). Sie flüchteten zunächst mit einem Motorrad, das sie mit einem Transporter in die Nähe der Bank gebracht hatten. Zu dritt suchten sie kurz darauf mit einem Pkw das Weite.

Im Juni 1996 betraten in fast identischer Weise zwei Männer die Sparkasse in Beuren/Raum Trier und schlugen mit einem Vorschlaghammer beziehungsweise einer Axt auf eine Zwischentür ein, die jedoch dem Angriff standhielt. Dennoch entkamen sie auf einem Motorrad mit 16.500 Mark (8500 Euro) im Gepäck.

Nur einen Monat später schlugen sie zur Mittagszeit in der Volksbank in Motten/Schweinfurt zu. Nachdem sie erneut mit einem Vorschlaghammer auf eine Tür einschlugen flüchteten sie mit rund 67.000 Mark (34.500 Euro). Wie im Fall Breitenau war das Tatmotorrad in einem Transporter versteckt in die Nähe der Bank gefahren worden.

Etwa ein Vierteljahr später wurden die Mitarbeiter der Raiffeisenbank in Gersfeld/Raum Fulda in Angst und Schrecken versetzt. Dort reisten die Täter entgegen der bisherigen Gewohnheit mit einem Mietfahrzeug an und parkten das Auto in einiger Entfernung zur Bank. Den Rest des Weges legten sie zu Fuß zurück. Während des Überfalls wurde ein Angestellter von einem der beiden mit Mützen maskierten Räuber brutal niedergeschlagen. Er trug eine Kopfplatzwunde davon.

Die Beute der mit einer Pistole bewaffneten Männer: 190.000 Mark (97.000 Euro). Sie raubten einer Angestellten den Schlüssel für deren Privatwagen und flüchteten. Die jetzt aufgeklärte Serie endete im April 1997 in Asbach/Raum Koblenz. Die beiden bisher Unbekannten suchten am Vormittag die Raiffeisenbank heim und flüchteten mit rund 280.000 Mark (144.000 Euro) im Auto einer Kundin.

Die zwei geständigen Tatverdächtigen leben heute in Unterfranken/Bayern. Der 51-jährige mutmaßliche Haupttäter, ein früherer Banklehrling - sitzt seit 1998 wegen eines weiteren Banküberfalls in einer hessischen Justizvollzugsanstalt ein. Bisher äußerte er sich nicht zu den Vorwürfen. Das räuberische Trio sieht nun einem Verfahren wegen schwerer räuberischer Erpressung entgegen, das in enger Zusammenarbeit mit allen beteiligten Tatortpolizeidienststellen und Staatsanwaltschaften geführt wird. Straftaten dieser Größenordnung verjähren erst nach 20 Jahren.

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