Bundeskanzlerin Merkel bei CDU-Parteitag in Trier

Mainz · Es hätte ein Parteitag wie viele werden können, doch die Schlappe für CDU-Vormann Christian Baldauf bei der Bestätigung der Fraktionsspitze lässt die Vorstandswahlen morgen in Trier zum spannenden Höhepunkt werden. Alles unter den Augen von Parteichefin Angela Merkel.

(win) Die Halbzeitbilanz als Fraktionsvorsitzender fiel für Christian Baldauf vor drei Wochen nicht sonderlich erfolgreich aus: Zwölf von 35 anwesenden CDU-Abgeordneten versagten dem 41-jährigen Juristen aus Frankenthal bei der Neuwahl der Führungsriege die Stimme. Was folgte, waren harte Vorwürfe von Baldauf-Getreuen an einen Kern „Ewig-Gestriger“, die in einer angeblich gesteuerten Aktion als Quertreiber in altem Lager-Denken verharrten.

Sogar über eine Verschwörung wurde spekuliert und Namen wie die der Bezirksvorsitzenden Michael Billen (Trier) und Adolf Weiland (Koblenz) gestreut. Nach einer Woche kam es zu einer stundenlangen Aussprache in der Fraktion und einem dürren Appell zur Geschlossenheit. Zumindest nach außen herrscht seitdem Ruhe an der Front. Beim Landesparteitag müsse die Union zeigen, dass sie geschlossen sei, und davon gehe er fest aus, ließ Baldauf im Vorfeld wissen.

Die Mahnung ist bei seinen Kritikern angekommen. Rückendeckung für den Chef forderte auch Michael Billen ein. Offen ist allerdings, ob sich die Aufforderung auch in Baldaufs Wahlergebnis niederschlägt. Bei seinem Start als neuer Hoffnungsträger erhielt er nach der herben Wahlschlappe 2006 gute 91,7 Prozent. So mancher Delegierte fühlt sich in der Zwickmühle, denn nicht nur in der Fraktion sind Zweifel an Baldauf gewachsen.

Die Frage der Spitzenkandidatur steht zwar derzeit nicht zur Diskussion, doch eine überwältigende Solidaritätsadresse nach dem Rumoren in der Fraktion und den eindringlichen Geschlossenheits-Appellen könnte von Baldauf auch durchaus als Weichenstellung für die Spitzenkandidatur gedeutet werden. Schließlich läuft dann seine Amtszeit bis wenige Monate vor der Landtagswahl 2011. Ein personelles Umsteuern für die Herausforderer-Position wäre dann kaum noch möglich. Doch in der Partei halten sich hartnäckig Überlegungen, bei der nächsten Wahl mit einer Frau an der Spitze anzutreten. Immer wieder genannt wird die stellvertretende Parteivorsitzende Julia Klöckner, auch wenn die rührige Bundestagsabgeordnete mit den guten Kontakten zu Angela Merkel Ambitionen selbst bestreitet.

Ins Spiel gebracht wird von Pfälzer Abgeordneten auch die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse. Die Juristin war bereits 2004 bedrängt worden, im parteiinternen Rennen um die Spitzenkandidatur gegen den damaligen Parteichef Christoph Böhr anzutreten, wollte sich aber nicht als Gegenkandidatin nach vorne kämpfen. Lohse will jedoch erst einmal 2009 ihre Wiederwahl als Rathauschefin meistern. Anschließend hätte sie wohl auch Lust, als Spitzenkandidatin auf die Landesbühne zu wechseln, heißt es bei Abgeordneten. Wie immer auch Baldaufs Zeugnis am Samstag ausfällt, die Belohnung steht bereits fest: Im Anschluss geht es mit der Kanzlerin per Helikopter zum Dürkheimer Wurstmarkt.

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