Darm-Infektionen: Strengere Regeln für Antibiotika

Ärzte sollen weniger Antibiotika verschreiben. Als Konsequenz aus den gehäuft auftretenden Darminfektionen in der Region wird es nun in ganz Deutschland neue Vorgaben für die Verschreibung des Mittels geben. Die Infektionen traten nach der Einnahme von Antibiotika auf.

 Apotheke oder Internet? Wer Medikamente braucht, soll bald die Wahl haben.Foto: TV -Archiv/Friedemann Vetter

Apotheke oder Internet? Wer Medikamente braucht, soll bald die Wahl haben.Foto: TV -Archiv/Friedemann Vetter

Trier. (wie) Antibiotika– einerseits Wunderwaffe gegen bakterielle Erkrankungen, anderseits Schuld an gefährlichen Infektionen. Nach den in der Region gehäuft aufgetretenen Darminfektionen, ausgelöst durch den Keim Clostridium difficile, fordern Experten ein Umdenken bei der Verordnung des Mittels.

Es werde zu viel und oft auch unnötig Antibiotika in Deutschland verordnet, sagte Andreas Jansen, Infektionsexperte des für Gesundheitsfragen zuständigen Robert-Koch-Instituts (RKI) gestern in Trier. Zusammen mit zwei weiteren Spezialisten untersuchte Jansen über eine Woche die Darminfektionen, über 800 Patientenakten wurden dazu ausgewertet. Ergebnis: Alle an einer Clostridien-Infektion erkrankten Patienten haben zuvor Antibiotika bekommen. Dadurch wurde die natürliche Darmflora zerstört, der Keim konnte sich vermehren und den Körper angreifen. 18 Patienten erkrankten daraufhin schwer.

In den vergangenen zwei Wochen sind zwei ältere Menschen an der Infektion gestorben. Die Untersuchungen der RKI-Experten ergaben, dass seit April zwei weitere Patienten in Trier an einer Clostridien-Infektion gestorben sind. Gestern Morgen starb ein 86-Jähriger aus dem Kreis Trier-Saarburg im Krankenhaus nachdem bei ihm die typischen Symptome einer Clostridien-Infektion (schwerer Durchfall, Dickdarm-Entzündung) festgestellt wurden. Hinweise auf den Keim wurden bei ihm aber nicht gefunden.

Anhand der Erkenntnisse aus Trier wird das RKI nun neue Vorgaben für die Gabe von Antibiotika machen. Das Mittel müsse zielgerichteter verordnet werden, sagte Jansen. Ganz vermeiden lassen sich Antibiotika aber nicht. Vor allem für ältere Menschen können Bakterienerkrankungen schnell lebensbedrohlich werden. Allerdings: Antibiotika machen bestimmte Keime resistent, viele sprechen mittlerweile nicht mehr auf das Mittel an. Folge: Jährlich sterben 40000 Menschen an einer Infektion mit solchen Keimen.

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