Das große Geheimnis ist gelüftet

Es kracht gewaltig zwischen der Handwerkskammer und dem Rathaus. Eine Wirtschaftspotenzial-Analyse ist nach Ansicht der Kammerführung "nicht nachvollziehbar". Im Mittelpunkt des Konflikts steht der Handwerkerpark Feyen. Die HWK hat eine Liste mit interessierten Betrieben vorgelegt.

(jp) In vielen Diskussionen an Stamm- und Konferenztischen taucht das Dokument seit fast zehn Jahren immer wieder als "die Liste" auf. Ihr Inhalt war und ist ebenso brisant wie streng geheim: Auf "der Liste" stehen die Namen der Trierer Betriebe, die ihren Standort in den geplanten Handwerkerpark Feyen verlagern wollen. Das Papier ist immer die zentrale Argumentations-Basis der Handwerkskammer gewesen: Diese Firmen brauchen Platz, sie wollen verlagern und expandieren, sie wollen nach Feyen. Deshalb brauchen wir den Handwerkerpark. Doch wer "die Liste" sehen wollte, biss auf Granit. Unter dem Siegel der Vertraulichkeit hielt die Kammer die Identität ihrer Interessenten geheim. Das änderte sich gestern. Josef Adams, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer, legte dem TV das geheime Papier vor. Seine Begründung: "Wir müssen und werden jetzt die Karten auf den Tisch legen." Ein nachvollziehbarer Schritt, denn wieder sind öffentlich Zweifel am Erfolg des Großprojekts in Feyen laut geworden, das eine alte französische Kaserne in ein modernes Gewerbegebiet für mittelständische Handwerksbetriebe verwandeln soll. Die vom Rat 2007 in Auftrag gegebene Wirtschaftspotenzial-Analyse zitiert 36 Betriebe, die Feyen keine Chance geben (der TV berichtete).

"Die Liste" ist nicht nur eine Aufzählung von Namen. 40 Trierer Firmen haben ein Papier unterschrieben, mit dem sie die Kammer beauftragen, Flächen unterschiedlicher Größe in Feyen für sie zu reservieren. Dachdecker sind dabei, Bestatter, Metallbauer, Kraftfahrzeug-Werkstätten, Handwerker aller Arten und Größen. [Trenner] Ihre Reservierungen belegen 10 der 14 Hektar des Geländes.

"Die Wirtschaftspotenzial-Analyse für die Stadt Trier ist nur eine Momentaufnahme und nicht repräsentativ", sagt Adams. Entgegen dem ursprünglichen Ratsbeschluss sei die Kammer nicht in das Konzept und die Durchführung der Untersuchungen eingebunden worden. Sein Fazit: "Sowohl die Auswahl der Unternehmen als auch die Untersuchungsmethoden sind fragwürdig. Der Gutachter räumt selbst die mangelnde Repräsentativität ein und sieht erheblichen Ergänzungsbedarf im Hinblick auf die Verwertbarkeit etwa bei der Abschätzung des künftigen Gewerbeflächenbedarfs."

Johannes Weinand, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, hält dagegen: "Flächenmanagement war nie das Ziel dieser Analyse. Es war auch klar, dass sie nicht repräsentativ sein kann." Dennoch seien die 35 000 Euro hervorragend investiert. "Wir wollten den Flächenbedarf der Trierer Betriebe ermitteln und haben dafür jetzt eine Grundlage." Nach der Sommerpause sei eine Veranstaltung mit allen Betrieben geplant, die mehr Flächen brauchen.

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