Die Franzosen ziehen aus Saarburg ab

Saarburg · Worüber bis zuletzt heftig spekuliert wurde und was von Politikern aller Couleur immer noch mit einem Rest-Funken Hoffnung begleitet wurde, darüber besteht jetzt Gewissheit. Wie der TV exklusiv erfuhr, ist nun definitiv, dass das französische Bataillon aus Saarburg abzieht.

Saarburg/Berlin. Das Thema "Möglicher Abzug des 16. Jägerbataillons in Saarburg" köchelt schon eine ganze Weile. Mehrfach hat der TV in den zurückliegenden Monaten über die Abzugs-Spekulationen berichtet, die sich von Tag zu Tag verdichteten. Erst vergangene Woche sah es so aus, als wenn nun offiziell bestätigt würde, was die Spatzen bereits seit langem von den Dächern pfeifen.Zündstoff bekam die Spekulation erneut, als sich am späten Montagnachmittag vergangener Woche die französische Abgeordnete Patricia Adam an die Presse wandte und mitteilte, die von den Schließungsplänen betroffenen Standorte tauchten im Weißbuch auf, das Präsident Nicolas Sarkozy am nächsten Tag präsentierte (TV vom 17. Juni). Auch Saarburg sei in diesem Zusammenhang genannt worden.

Zusage eingehalten

Diese Information revidierte Bernhard Kaster, CDU-Wahlkreisabgeordneter für Trier und Trier-Saarburg, auf TV-Nachfrage am Tag der Weißbuch-Präsentation. "Natürlich steht Saarburg auf der Liste der diskutierten Standorte", hatte Kaster dem TV gegenüber erklärt (Ausgabe vom 18. Juni). Jedoch enthalte das Weißbuch "keinerlei konkrete Information über den Standort Saarburg".

Mit einer offiziellen Erklärung rechnete Kaster, der in dieser Angelegenheit nach eigener Auskunft in engem Kontakt mit dem deutschen Verteidigungsminister Franz Josef Jung stand, frühestens Anfang Juli.Definitiv entschieden

Wie der TV gestern exklusiv erfuhr, sind die Würfel inzwischen gefallen. Der französische Verteidigungsminister Hervé Morin habe sich an seine Zusage gehalten und zunächst seinen deutschen Amtskollegen Franz Josef Jung über die Entscheidung informiert. Demnach steht definitiv fest, dass die Franzosen den letzten Standort in Deutschland verlassen werden.

Anlässlich einer Kommandeurstagung am 3. Juli würden die Namen aller von der Schließung betroffenen Standorte in Frankreich und dem Ausland verkündet, erklärte Bernhard Kaster auf TV-Nachfrage. 54 000 Militärangehörige und mehr als 50 Standorte sollen im Zuge der großen Militärreform eingespart werden.

Wann die 1100 Soldaten indes den Standort in Saarburg-Beurig verlassen werden, ist nach Auskunft Kasters zurzeit noch unklar. "Es kursieren Gerüchte, dass dies 2011 passieren soll. Es kann sein, dass wir am 3. Juli diesbezüglich Klarheit bekommen."

Landrat Günther Schartz erklärte gestern dem TV: "Für die Region ist der Abzug sehr bedauernswert. Wir sind nun alle gefordert, den Konversionsprozess zu begleiten und daraus eine Chance zu machen."

Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, sagte: "Natürlich hätten wir die Franzosen gerne hier behalten, aber man muss das realistisch sehen. Diese Entscheidung hat sich abgezeichnet, und nun kommt es in erster Linie darauf an, wie wir mit der Bundesvermögensverwaltung klar kommen. Das Areal ist auf jeden Fall vielfältig nutzbar."

Niemand war überrascht

Auch für Stadtbürgermeister Jürgen Dixius ist die Entscheidung "keine Überraschung", wie er gestern dem TV erklärte. "Wir waren darauf gefasst, müssen nun mit der Situation umgehen und werden hoffentlich im Laufe des Julis erfahren, wann die Franzosen abziehen. Denn wir werden mit der weiteren Planung nicht warten, bis sie weg sind."

Meinung

Alle Türen offen

Nun ist es raus: Die Franzosen ziehen ab. Eine Überraschung ist der über lange Zeit von Frankreich als gut gehütetes Geheimnis gehandelte Beschluss für niemanden. Einen Schock löst die Nachricht ebenso wenig aus. Ehrlich bedauern werden die Entscheidung indes viele in und um Saarburg. Selbst wer keine persönlichen Kontakte zu den „heimischen Nachbarn“ hatte: Die Franzosen gehör(t) en einfach seit Jahrzehnten zum festen Stadtbild, gelten als beliebte Mitbürger. Viele Freundschaften sind über die Jahre entstanden.

Der wirtschaftliche Schaden hingegen dürfte sich in Grenzen halten. In großem Umfang profitiert hat wohl nur eine überschaubare Zahl der heimischen Unternehmen. Für Stadt und Verbandsgemeinde hingegen ziehen am Horizont durchaus attraktive Perspektiven auf: Erst vor wenigen Tagen hat der Stadtrat sich das Zugriffsrecht auf die 42 Hektar große Fläche gesichert. Vieles ist dort denkbar, zumal das Zauberwort Konversionsmittel lockt. Für Saarburg könnte der Abzug durchaus Aufbruch bedeuten.

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