Die Jugend ist besser als ihr Ruf

Auf Bestsellerlisten, in Talkshows und im Feuilleton macht derzeit ein Buch Furore, das die These untermauert, Jugendlichen fehle anno 2008 jegliche Allgemeinbildung. Stattdessen sei man stolz darauf, doof zu sein. Experten halten diese – durchaus populäre – Auffassung für ein blankes Vorurteil.

Trier. (DiL) „Die Jugendlichen von heute sind nicht doof, die wissen nur anderes als frühere Generationen“. Auf diese Formel bringt es Eva Eirmbter-Stolbrink, Erziehungswissenschaftlerin an der Uni Trier. Faktenwissen sei weniger gefragt, dafür aber „die Techniken der Wissensaneignung“.

Auch Klaus Weber, Direktor des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums, räumt ein, „dass die Schüler an manchen Stellen viele Qualifikationen hinzugewonnen haben“. Allerdings moniert der Pädagoge im Gegenzug das Einreißen schlechter Sitten vor allem im Umgang mit der Sprache. Der „Sänger-Empfänger-Code“, etwa im Internet oder bei SMS, entspreche „zunehmend nicht mehr dem, was ich als deutsche Sprache einstufe“. Weber befürchtet, dass die Schüler „mangels eigener Kenntnisse zu sehr daran glauben, was ihnen der Computer sagt“. Zudem fehle ihnen häufig „die Fähigkeit zur Selbstorganisation“.

Schülerin Laura Somorowsky vom Trierer Spee-Gymnasium vermag die Pauschal-Kritik an ihrer Generation nicht zu teilen. Die 17-Jährige, die kürzlich mit einem Rhetorik-Preis ausgezeichnet wurde, weiß zwar auch, „dass viele in meinem Alter sich wenig für Politik und Wissenschaft interessieren“ – also das, was den traditionellen Bildungsbegriff dominiert. Aber in anderen Bereichen, sagt Somorowsky, „wissen wir mehr als manche glauben“.

Dass den Jüngeren heute gerne das Etikett „Generation Doof“ angehängt wird, führt sie eher auf eine falsche Wahrnehmung zurück. Positives Verhalten werde in der Öffentlichkeit kaum gewürdigt, „aber wenn jemand ein Negativ-Beispiel liefert, fällt das gleich auf“. Ihre Beobachtung deckt sich mit der Einschätzung des Trierer Medienwissenschaftlers Christoph Barth. Seit dem Aufkommen des Reality-Fernsehens werde Dummheit „öffentlich präsentiert und ausgekostet“. Das habe „das Bild nachhaltig geprägt“.

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