Eifelkreis steht finanziell gut da - rein theoretisch

Bitburg/Prüm · Landrat Roger Graef rechnet und ist stolz auf das Ergebnis: Er scheidet nach 21 Jahren aus dem Amt, ohne neue Schulden zu hinterlassen. Der Eifelkreis steht allerdings nicht so gut da, wie die Bilanz nach neuer Rechenart vermuten lässt.

 Roger Graef

Roger Graef

Foto: Christian Brunker

Wie viel ist ein Denkmal wert, wie viel ein Bild, wie viel eine Straße? Diese und viele ähnliche Fragen musste sich die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm in den vergangenen Jahren stellen, denn zum 1. Januar 2009 muss sie mit Hilfe der „doppelten Buchführung in Konten“ nachweisen, wie viel Vermögen, wie viele Schulden und welchen Ressourcenverbrauch der Eifelkreis hat.
Das Ergebnis – die Eröffnungsbilanz – kann sich sehen lassen. Glaubt man den Zahlen, steht der Kreis mit einer Bilanzsumme von rund 382 Millionen Euro und einem Eigenkapital von fast 90 Millionen Euro an der Spitze der rheinland-pfälzischen Landkreise. Aber der Schein trügt. „Wir sind immer noch arm wie eine Kirchmaus“, sagt Landrat Roger Graef. Denn der Eifelkreis hat so seine Besonderheiten, die die Bilanz schöner aussehen lassen, als sie wirklich ist:

Erstens: Die Kreisstraßen. 766 Kilometer – so lang wie hier sind sie im Land sonst nirgends. Sie fließen als Vermögen mit einem Wert von 265 Millionen Euro in die Bilanz ein. Nur zu echtem Geld machen kann man sie nicht. Ganz im Gegenteil: Sie instand zu halten, kostet den Kreis jährlich viel Geld.

Zweitens: Das Kreiswasserwerk, das so groß ist wie kein anderes im Land. Es schlägt mit seinem Eigenkapital von 14,6 Millionen Euro positiv zu Buche. Geld, das der Kreis nicht nutzen kann, denn es gehört den Wasserkunden.

Drittens: Der Regiebetrieb Abfallwirtschaft schönt die Bilanz mit einem Eigenkapital von 18,6 Millionen Euro. Es handelt sich dabei allerdings um das „Ersparte“ der Bürger – und es wird immer weniger, weil die Gebühren nicht mehr ausreichen, um die laufenden Kosten zu decken.

Zählt man diese drei Posten zusammen, kommt man auf 66 Millionen – also etwa drei Viertel des Eigenkapitals – und schon steht der Eifelkreis nicht mehr so gut da. Ein Kreis, der zudem Schulden hat: Die Investitionskredite betragen rund 35 Millionen Euro. Das sind – und da ist der Landrat stolz darauf – nicht mehr als zur Zeit seines Amtsantritts im Jahr 1989. „Ich habe mir zum Ziel gesetzt, keine Netto-Neuverschuldung zu haben, wenn ich aufhöre“, sagt er. Und das sei ihm gelungen.
Obwohl – und nun folgt ein Zahlenspiel – der Kreis in den vergangenen Jahren satte 24,8 Millionen Kassenkredite aufnehmen musste, um seine laufenden Kosten für unausweichliche Pflichten zu decken: für Kreisstraßen, Jugendhilfe, Sozialhilfe Hauptgrund für die Kredite ist laut Graef, dass es weniger Geld vom Land gibt. Andere Kommunen seien daher hingegangen und hätten sich von ihrem Tafelsilber getrennt, sagt Graef – und betont, froh zu sein, dass der Eifelkreis dies nicht getan hat. Des Kreises Silber sind die RWE-Aktien, deren Wert sich verdreifacht hat. 1989 waren sie noch 11,7 Millionen Euro wert, heute sind es 32,3 Millionen.

Hinzu kommt eine Dividende von insgesamt 14 Millionen Euro. Alleine 2009 waren es 2,4 Millionen Einnahmen Dank der Aktien. Die Entscheidung, das Tafelsilber zu behalten, bescherte dem Kreis also einen Wertzuwachs von 34,6 Millionen Euro. Und das macht, führt man Graefs Zahlenspiel zu Ende, die 24,8 Millionen Kassenkredite locker wieder wett. „Ich trete mit einer Bilanz ab, auf die ich stolz sein kann“, sagt der Landrat, der nach 21 Jahren bald aus seinem Amt scheiden wird.

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