Familiendrama vor Gericht: Bruder attackiert Schwester

Trier · Ein 22-Jähriger aus Trier muss sich ab Dienstag vor dem Landgericht wegen versuchten Totschlags verantworten. Er soll versucht haben, seine 17-jährige Schwester mit einem Stein zu erschlagen. Motiv: Familienstreit.

(wie) Es war ein brutales Familiendrama, Mitte Juli im Trierer Stadtteil Tarforst. Nur mit Glück hat die 17-Jährige die Attacke ihres Bruders überlebt. Völlig "außer sich", wie es damals hieß, hat der vier Jahre Ältere vor dem Haus ihrer Eltern dem Mädchen mehrmals mit einem Pflasterstein auf den Kopf geschlagen, trat ihr mit dem Fuß ins Gesicht, schlug sie gegen das Garagentor. Wären ihre Begleiterin- eine Betreuerin des Jugendamtes - und ein mutiger Nachbar ihr nicht zur Hilfe gekommen, hätte ihr Bruder sie vielleicht totgeschlagen. Mit lebensgefährlichen Verletzungen musste die 17-Jährige auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden. Auch die Betreuerin wurde schwer verletzt. Eine derartige Tat habe es in der Region bislang nicht gegeben, hieß es damals bei der Trierer Staatsanwaltschaft.

Von Dienstag an steht der mittlerweile 22 Jahre alte Bruder vor dem Trierer Landgericht. Er muss sich wegen versuchten Totschlags, Körperverletzung und Bedrohung verantworten. Seit 1993 lebt er mit seinen aus dem Irak stammenden Eltern in Deutschland. Er hat die deutsche Staatsangehörigkeit, war bei der Bundeswehr. Die Familie sei gut integriert, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos. Spekulationen, dass die Tat vielleicht einen religiösen Hintergrund haben könnte und der Bruder mit der Attacke die Familienehre wieder herstellen wollte, hätten sich nicht bestätigt. Laut Roos ist die Familie nicht streng gläubig, es gebe keine Hinweise auf fundamentalistischen Islamismus. Das Mädchen war im April von Zuhause ausgezogen. Es gab wohl öfter Streit mit der Mutter. In einem Frauenhaus in Trier fand die 17-Jährige Unterschlupf, eine Betreuerin vom Jugendamt wurde ihr zur Seite gestellt. Bereits damals soll ihr Bruder ihr mit dem Tod gedroht und sie geschlagen haben. Ein Gericht entschied: Der 21-Jährige darf sich seiner Schwester nicht mehr nähern. Doch am Mittag des 15. Juli kam es zur verhängnisvollen Begegnung. Weil die 17-Jährige eine Unterschrift der Eltern brauchte, ging sie nach Hause. Als sie mit ihrer Betreuerin das Haus verließ, lauerte ihr Bruder ihr auf. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt.

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