Flüchtlinge bleiben länger in Trier

Grotesker Plan aus Mainz: Weil weniger Flüchtlinge ins Land kommen, sollen neu ankommende Asylbewerber länger im zentralen Aufnahmelager in Trier bleiben. Ansonsten müsste die Einrichtung geschlossen werden. Ein politischer Streit droht.

Trier. (wie) Eigentlich müsste man im Mainzer Innenministerium jubeln: Die Zahl der Asylbewerber im Land geht immer weiter zurück. Konsequenz: In der einzigen Aufnahme-Einrichtung des Landes in Trier geht die Zahl der Bewohner zurück. Im September waren im Schnitt 175 Personen dort untergebracht – Platz ist für 500. Vor zehn Jahren gab es im Land noch fast 5000 Asylbewerber, im vergangenen Jahr waren es gerade mal 965. Länger als drei Monate dürfen Asylbewerber nicht dort bleiben, dann werden sie auf die Kommunen verteilt oder abgeschoben.

Doch von Jubel keine Spur. Stattdessen will man neue Asylbewerber statt drei Monaten neun Monate in Trier halten – in einem Sammellager mit 350 Plätzen für Asylbewerber. Ansonsten drohe das Aus der Einrichtung. „Sollten die Kapazitäten der Aufnahmeeinrichtung nicht wirtschaftlich ausgelastet werden, müsste ernsthaft über eine Schließung nachgedacht werden“, sagt ein Sprecher des Mainzer Innenministeriums.

Die 33 Mitarbeiter der Einrichtung müssten um ihren Arbeitsplatz fürchten. „Ein Skandal“, sagen Asyl-Befürworter. Es könne nicht sein, dass das Land die wegen des politisch gewollten Rückgangs der Asylbewerber überflüssig gewordene Einrichtung auf dem Rücken der Flüchtlinge zu retten versuche, regt sich Markus Pflüger von der Organisation Pro Asyl auf. Auch im Trierer Rathaus ist man nicht begeistert über die Mainzer Pläne. Man sei deswegen im Gespräch mit dem Innenministerium, hieß es.

In Mainz kann man die Bedenken offensichtlich nicht nachvollziehen. Immerhin würden durch die Einrichtung jährlich weit über 700000 Euro nach Trier fließen, etwa für die Behandlung von Asylbewerbern, für Energiekosten oder Bustransporte. Geld, das bei der Schließung der Einrichtung nicht mehr fließen würde. Genau wie die 687000 Euro für Essenslieferung, Reinigung und den Wachdienst. Keine Zahlen liefert das Ministerium allerdings über die höheren Kosten durch die Verlängerung der Aufenthaltsdauer.

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