Freibadsaison: Mieses Wetter, miese Zahlen

Zur Halbzeit der Freibadsaison 2007 ist die Bilanz verheerend: Regen und Kühle halten Besucher fern; die Betreiber geraten immer weiter in die Miesen. Die einzige Hoffnung: Es wird doch noch Sommer…

 Gähnende Leere, wie hier im Freibad Schweich, war im kühlen und verregneten Sommer 2007 an der Tagesordnung. Kommt nun am Wochenende die Wetterwende?TV-Foto: Albert Follmann

Gähnende Leere, wie hier im Freibad Schweich, war im kühlen und verregneten Sommer 2007 an der Tagesordnung. Kommt nun am Wochenende die Wetterwende?TV-Foto: Albert Follmann

Schweich/Leiwen/Kordel/Mertesdorf. "Es kommen so wenige, dass ich jeden mit Handschlag begrüßen könnte", sagt Florian Mattes, Schwimmmeistergehilfe im Freibad Schweich. Der Frust über den Sommer, der (bisher) eher ein Herbst war, ist groß. Mattes und seine Kollegen hoffen nun, dass das Wetterhoch mit Temperaturen um die 30 Grad, die für dieses Wochenende vorhergesagt sind, von längerer Dauer ist. Werden die restlichen fünf Wochen der Sommerferien einigermaßen schön, kann die Besucher-Bilanz wenigstens noch etwas aufpoliert werden.

Beträchtlicher Besucherschwund

Seit Mitte Mai haben die meisten Freibäder geöffnet - und wie miserabel bisher das Wetter mitgespielt hat, verdeutlichen folgende Zahlen: Bis 30. Juni besuchten 6500 Gäste das Bad in Leiwen; im gleichen Vorjahreszeitraum waren es fast 17 000 gewesen. Über einen ähnlich hohen Besucherschwund klagen auch die Freibäder in Schweich, Kordel und Mertesdorf.

Bäder sind zwar selbst bei Rekord-Sommern wie im Jahr 2003 für die Kommunen ein enormes Zuschussgeschäft (Haushalts-Fehlbeträge von rund 250 000 Euro sind die Regel), aber in guten Jahren kann das Defizit wenigstens durch Eintrittsgelder um einige 10 000 Euro gesenkt werden.

Daran ist im laufenden Badejahr nicht zu denken. Lediglich 40 bis 50 Besucher, meist "Stammkunden", zählte Schwimmmeister Dieter Geisen in den vergangenen Wochen in Kordel. Nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sind Bäder reiner Luxus. Jeder Besucher werde mit rund vier Euro subventioniert, sagt Trier-Land-Bürgermeister Wolfgang Reiland. Um die Kosten zu drücken, öffnet seine Verbandsgemeinde das Bad nun außerhalb der Ferien erst um 12 Uhr. Die Bademeister in Schweich und Leiwen haben nach Mitteilung von Wolfgang Deutsch von der Verbandsgemeindeverwaltung Schweich die Befugnis, die Bäder bei Regen oder Kälte früher zu schließen. Teilweise wurden bereits um 13 Uhr die Schotten dichtgemacht. In Mertesdorf lässt die Badeordnung zu, dass geschlossen werden kann, wenn um 9 Uhr zu erwarten ist, dass keine Besucher mehr kommen. Davon sei bisher allerdings trotz teilweise extrem schlechter Witterung kein Gebrauch gemacht worden, so Bürgermeister Bernhard Busch.

Bei schönem Wetter längere Öffnungszeit

Doch nicht nur bei schlechtem Wetter zeigt man sich flexibel: An schönen Tagen und bei gutem Besuch werden die Bäder auch schon mal länger offen gelassen.

Eine frühere Inbetriebnahme, wie sie sich beispielsweise diesmal im schönen April hätte lohnen können, ist mit organisatorischen Schwierigkeiten verbunden. 25 bis 30 Arbeitstage seien für Reparaturarbeiten, Beckenbefüllung, Wassererwärmung, Maschinen-Inspektionen, Anstriche und Grünanlagen-Pflege erforderlich, bemerkt Wolfgang Deutsch. Außerdem müsse erst die einwandfreie Wasserqualität durch Laboruntersuchungen bestätigt werden. Nur wenige Arbeiten könnten auf Verdacht schon im Februar oder März gemacht werden. Und wenn der Wettergott dann doch nicht mitspiele, laufe man Gefahr, manche Arbeiten doppelt zu machen.

Meinung

Luxusgut Schwimmbad

Freibäder stehen jedermann von Mai bis September offen. Man hat sich daran gewöhnt, dass man schwimmen oder sonnenbaden kann, wann immer man Lust darauf verspürt. Den Wenigsten ist wohl bewusst, dass dieser Luxus teuer erkauft ist, und die Kommunen pro Bad und Jahr rund eine viertel Million Euro zuschießen. Macht man eine volkswirtschaftliche Rechnung auf, so rechtfertigt sicherlich der Nutzen für Gesundheit und Wohlbefinden die Ausgaben dieser Steuergelder. Betriebswirtschaftlich gesehen sind Bäder jedoch trotz aller Einsparungsbemühungen durch kürzere Öffnungszeiten oder moderne Energietechnik kaum noch zu rechtfertigen. Bei Ausgaben für Jugend- oder Sozialarbeit feilschen die Kommunalpolitiker um jeden Euro, während sich an die Bäder niemand so recht herantraut. Wer es täte, bekäme Volkes Zorn zu spüren. Geraten die öffentlichen Haushalte noch weiter unter Druck, wird man sich wohl oder übel mit diesen heiligen Kühen auseinander setzen müssen. Es muss ja nicht gleich eine Schließung sein, aber das Einsparpotenzial ist noch nicht ausgereizt. a.follmann@volksfreund.de

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