Garnison in Saarburg vor dem Aus

Saarburg · Böse Überraschung für Saarburg: Wie französische Medien berichten, wird die Schließung der französischen Garnison in Saarburg offensichtlich zur bitteren Wahrheit. Im sogenannten Weißbuch, das Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Dienstag präsentiert, taucht auch Saarburg auf.

Das „Vorpreschen“ der Abgeordneten Patricia Adam, einer von 577 Abgeordneten des französischen Parlaments, sorgte am Montagabend für Wirbel und Erstaunen im mehrere hundert Kilometer entfernten Saarburg.

Gegenüber den Medien in Paris hatte Adam einen Tag vor dem Auftritt von Staatspräsident Nicolas Sarkozy erklärt, dass der Standort des 16. Jägerbataillons in Saarburg im Zuge der groß angelegten Militärreform Frankreichs aufgegeben werde.
Dies sei im sogenannten Weißbuch, dem Strategiepapier des Verteidigungsministeriums, das Staatspräsident Sarkozy am Dienstag präsentiert, festgehalten. Wie den Medien zu entnehmen ist, war Adam offensichtlich bis vor kurzem Mitglied der Weißbuch-Kommission, die sich seit Monaten mit der langfristigen Ausrichtung und Umstrukturierung des französischen Militärs beschäftigt.

Rund 54000 Militärangehörige und mehr als 50 Standorte will Frankreich aus Kosten-gründen innerhalb der kommenden sechs bis sieben Jahre abbauen und stattdessen zentrale Standorte schaffen, die maximal 30 Kilometer von einer großen Stadt entfernt sind.

Seit Wochen verhärten sich Gerüchte, nach denen auch die Garnison in Saarburg, der letzte Standort der Franzosen in Deutschland, Opfer dieser Einsparbemühungen werden soll (der TV berichtete mehrfach).

Die Nachricht traf Saarburgs Kommunalpolitiker dennoch wie ein Donnerschlag. Zwar war der Termin der Präsentation des Weißbuchs am Dienstag durchaus bekannt. Jedoch war man davon ausgegangen, dass mit dem Weißbuch lediglich die künftige Strategie des Militärs erläutert wird. „Dass dort nun schon dezidiert die Namen der Standorte genannt sein sollen, ohne dass es vorher irgendeine entsprechende Information gegeben hat, ist für mich völlig überraschend und das Erste, was ich höre“, erklärte Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, dem TV. Er hatte erst am Abend durch unsere Zeitung von der aktuellen Entwicklung erfahren.

Auch Stadtbürgermeister Jürgen Dixius ereilte die Information aus heiterem Himmel während einer Sitzung gegen 18.30 Uhr. „Offiziell weiß ich noch gar nichts, inoffiziell auch nicht“, so Dixius. „Auch wenn das inhaltlich keine Überraschung wäre, hieß es bisher stets, die Entscheidung werde erst Mitte Juli bekanntgegeben.“ Diese Information hätten auch die Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster (CDU) und Karl Diller (SPD) erst vor wenigen Tagen weitergegeben, die in der Frage in engem Kontakt mit dem Verteidigungsministerium stünden. Auch beim turnusgemäßen Kommandeurswechsel am vergangenen Dienstag hatten sowohl der scheidende Oberst Rémi Seigle als auch sein Nachfolger Franck Nicol dem TV erklärt, keine neuen Informationen aus Paris zu haben. Stattdessen rechneten sie mit einer definitiven Erklärung Sarkozys nicht vor Mitte Juli. Oberst Franck Nicol konnte sich zu der jüngsten Entwicklung nicht äußern. Er ist am Freitag zu einem Auslandseinsatz an der Elfenbeinküste aufgebrochen.

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