Gerolsteiner: Mulmiges Gefühl vor Betriebsversammlung

Gerolstein · Mehrere Hundert Beschäftigte sind heute zur Betriebsversammlung des Gerolsteiner Brunnen gekommen. Vom Auszubildenden bis zum Abteilungsleiter – aus allen Teilen der Republik sind sie dem Aufruf der Geschäftsführung gefolgt, um zu erfahren, wie es mit dem durch eine Absatzkrise ins Schwanken geratene Unternehmen weitergehen soll.

(mh) Ihnen allen gemein: ein mulmiges Gefühl. Die rund 30 Mitarbeiter, die in den letzten Tagen ihre Kündigung erhalten haben, waren nicht mehr dabei.

Ein halbes Jahr ist es her, dass die neue Gerolsteiner-Geschäftsführung um ihren Vorsitzenden Axel Dahm angekündigt hatte, bis 2012 rund 20 Millionen Euro einzusparen und „bis zu 80 betriebsbedingte Kündigungen“ auszusprechen. Zudem war die Auslagerung von bis zu 13 Abteilungen im Gespräch, die laut Betriebsrat einen Abbau von weiteren 220 Arbeitsplätzen zur Folge gehabt hätte. Die schlimmsten Befürchtungen lauteten: 300 Jobs weg.

Aber nach ebenso zähen wie intensiven Verhandlungen wurde im Mai ein weitaus sozialverträglicheres Zwischenergebnis präsentiert: Demnach sollten 135 Stellen gestrichen werden; dank Altersteilzeit, internen Versetzungen und der Streichung unbesetzter Stellen sollte es aber „nur“ 25 betriebsbedingte Kündigungen geben. Kollektives Aufatmen im Gerolsteiner Land.

Nachdem Ende vergangener Woche jedoch die letzten Kündigungsschreiben rausgegangen sind, scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass es doch den ein oder anderen mehr getroffen hat. Wie viele genau, darüber soll heute informiert werden. Ebenso darüber, wie es mit dem durch die Absatzkrise gebeutelten und nun neu aufgestellten Unternehmen weitergehen soll.

Diejenigen, die zur heutigen Versammlung eingeladen sind, dürften jedoch zumindest die nächsten zweieinhalb Jahre einen sicheren Arbeitsplatz beim Gerolsteiner Brunnen haben. Denn die Regelungen gelten bis 2012. Ebenfalls nichts geändert hat sich an der Vorgabe der Geschäftsführung, bis zu diesem Zeitpunkt rund 20 Millionen Euro einzusparen. Neben den Personaleinsparungen, die ein Drittel (7,6 Millionen Euro) ausmachen sollten und nun bereits in die Wege geleitet sind, bleiben Sachkosteneinsparungen von rund 12,4 Millionen Euro. Davon sollen alle Abteilungen und Ebenen betroffen sein. Welche wie stark ist jedoch unbekannt.

Als weitgehend gesichert gilt hingegen die Information des TV, dass die Pläne zur Ausgliederung von Abteilungen beziehungsweise Firmenteilen komplett vom Tisch sind. Der Betriebsrat hatte offensichtlich plausible Berechnungen vorgelegt, wonach die Arbeit in besagten Abteilungen mit eigenen Leuten zum gleichen Preis erledigt wird. Darüber hinaus hat die Arbeitnehmerseite einer flexibleren Arbeitszeit und dem Teilverzicht auf übertarifliche Leistungen zugestimmt.

Der Gerolsteiner Brunnen ist mit etwas mehr als 700 Beschäftigten noch immer einer der größten Arbeitgeber in der Region. In den ersten sieben Monate des Jahres sank der Absatz an Mineralwasser und Mineralwasser-Plus-Produkten im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent auf 3,64 Millionen Hektoliter, der Nettowarenumsatz um 7,4 Prozent auf 110,5 Millionen Euro. 2008 setzte der Brunnen 6,5 Millionen Hektoliter ab. Das waren 4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Umsatz sank von 2007 zu 2008 um 2,5 Prozent auf 197 Millionen Euro.

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