Gewaltige Sprengkraft

Büchel · Die größte Anti-Atomwaffen-Aktion der vergangenen 20 Jahre - so kündigen Organisatoren die für Samstag, 30. August, geplante Demonstration vor dem Fliegerhorst Büchel an. Neben Tausenden Atomwaffengegnern und zahlreichen Polizisten werden auch Prominente erwartet.

 Protest gegen Atomwaffen in Büchel

Protest gegen Atomwaffen in Büchel

Foto: Archiv

Unter mächtigen Betondeckeln sollen sie in tiefen Schächten liegen. 20 an der Zahl. Bewacht von 130 amerikanischen Soldaten: Die letzten Atombomben auf dem Gebiet der Bundesrepublik. Obwohl es ein Ding der Unmöglichkeit ist, sich die Existenz dieser Bomben des Typs B 61 von offizieller Seite bestätigen zu lassen (siehe Extra), zweifelt kaum jemand daran, dass es sie tatsächlich gibt - bereit, unter Tornado-Kampfjets montiert zu werden, gelagert knapp jenseits der Grenzen der Region Trier: zwischen Cochem und Mayen auf dem Fliegerhorst Büchel, einem Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr. Dem "Natural Resources Defense Council", einem amerikanischen Rüstungs-Kontrollrat zufolge, hat jede dieser Nuklearwaffen eine Sprengkraft, die zehnmal größer ist als jene der Hiroshima-Bombe.

Auch die zahlreichen Mitglieder der Kampagne "Unsere Zukunft - Atomwaffenfrei" zweifeln nicht an der Existenz dieser Bomben. Im Rahmen der Kampagne haben 48 Organisationen für den morgigen Samstag, 30. August, zu einer Großdemonstration am Fliegerhorst Büchel aufgerufen. Sie fordern die Bundesrepublik auf, bis spätestens 2010 den Abzug der US-Atomwaffen aus Büchel zu veranlassen und auf den nuklearen Schirm der Nato zu verzichten. "Wenn Gastländer einwirken, dann hat dies in der Regel auch Erfolg", sagt Kristian Golla, Sprecher der Kampagne.

Wie viele Menschen sich an der Demonstration beteiligen, kann er noch nicht einschätzen - nur, dass es die größte Veranstaltung zum Thema Atomwaffen der vergangenen 20 Jahre werde, sei gewiss. Dies bringt mit sich, dass es auch einer der größten rheinland-pfälzischen Polizei-Einsätze der vergangenen Jahre wird - obwohl das Innenministerium davon ausgeht, dass die mehreren Tausend erwarteten Demonstranten friedlich bleiben.

Ihr Motto lautet: "Vor der eigenen Türe kehren". Die Teilnehmer an dem Protest sollen Besen mitbringen, die sie während der Umrundung des Fliegerhorstes symbolisch schwingen. Einige Demonstranten wollen zudem in "Aktionen zivilen Ungehorsams" versuchen, in das Militär-Gelände einzudringen, um sich dort verhaften zu lassen. Ein Rechtsbruch, mit dem sie politischen Druck erzeugen möchten.

Auch Prominente werden vor Ort sein: Bei der zentralen Kundgebung um 15 Uhr spricht neben internationalen Friedensaktivisten auch Schauspielerin Barbara Rütting. Danach gibt Nina Hagen ein Benefizkonzert. Bereits seit Sonntag laufen die Proteste: Menschen aus der Region und Bürgermeister aus ganz Deutschland demonstrieren, indem sie den mutmaßlichen Atombombenstandort umrunden.

Weitere Informationen unter www.atomwaffenfrei.de

extra

Die 130 in Büchel stationierten amerikanischen Soldaten gehören zur 52. Munitionswartungsgruppe des in Spangdahlem ansässigen 52. Kampfgeschwaders. Auf die Frage, wie viele Atombomben in Büchel gelagert seien, antwortet die Pressestelle der zuständigen Airbase Spangdahlem: "US-Vorschriften erlauben es nicht, das Vorhandensein von Nuklearwaffen an bestimmten Standorten zu bestätigen oder zu leugnen." Auch wie die Amerikaner auf die Demonstration und die in ihrem Rahmen geplanten "Aktionen zivilen Ungehorsams" reagieren wollen, ist nicht zu erfahren. Wie Innenminister Karl Peter Bruch der Deutschen Presseagentur mitteilte, liegen der Landesregierung keine Informationen über die Lagerung von Atomwaffen vor. Er betonte, dass ihre Abschaffung ein Ziel der Politik bleiben müsse. Die Landesregierung trete seit langem für den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland ein. (kah)

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