Grippe-Impfung: Patienten sollen selbst zahlen

Trier · Chaos bei der Grippe-Impfung: Nicht mehr alle Krankenkassen bezahlen für alle ihre Mitglieder den Schutz vor der jährlichen Grippe. Wer sich trotzdem impfen lassen will, muss die Spritze beim Arzt aus eigener Tasche bezahlen.

(wie) „Jetzt an die Grippe-Impfung denken.“ So steht es derzeit auf Plakaten in vielen Arztpraxen. Wer sich aber gegen die jährliche Influenza impfen lassen will, könnte von seinem Arzt zur Kasse gebeten werden und muss möglicherweise vor der Spritze rund 30 Euro bezahlen. Grund: Nicht mehr alle gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz bezahlen wie bisher den Grippeschutz für alle ihre Mitglieder.

Die AOK, einige Betriebskrankenkassen und die IKK Südwest etwa zahlen die Impfung gegen die Influenza, die nicht vor der Schweinegrippe schützt, nur für sogenannte Risiko-Patienten (über 60-Jährige, chronisch Kranke, die zum Beispiel an Asthma, Diabetes oder einer HIV-Infektion leiden, und medizinisches Personal). „Wir halten uns nur an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission“, sagt Walter Bockemühl, Chef der AOK Rheinland-Pfalz. Die Kommission empfiehlt in der Tat, nur Risikopatienten zu impfen. „Wir müssen Geld sparen“, begründet Bockemühl die Weigerung.

Die Ausgaben der Kassen seien gestiegen, nicht zuletzt durch die demnächst beginnende Impfung gegen die Schweinegrippe. Ersatzkassen wie Barmer, DAK oder Techniker Krankenkasse (TK) bezahlen weiterhin die Impfung für alle Mitglieder unabhängig vom Gesundheitszustand. „Die Impfung zählt zu den wirksamsten Vorbeugungen gegen die Influenza“, sagt Cornelia Benzing von der rheinland-pfälzischen TK. Trotzdem müssen Versicherte, die nicht zu den Risikogruppen gehören, die Impfung zunächst aus eigener Tasche bezahlen und dann die Rechnung bei ihrer Kasse einreichen.

„Das ist ein Stück aus dem Tollhaus“, ärgert sich der Konzer Allgemeinarzt Christian Thomas. Nicht alle seine Patienten könnten die Impfung selbst bezahlen. „Gerade in diesem Jahr ist es wichtig, dass sich viele Menschen impfen lassen, damit sich die Influenza-Viren nicht mit denen der Schweinegrippe vermischen“, sagt Thomas. Die Kassenärztliche Vereinigung kritisiert die betroffenen Kassen scharf. Das sei „eine Gefahr für die Menschen im Land.“ Gesundheitsministerin Malu Dreyer fordert, dass alle Kassen wie bisher die Impfung bezahlen.

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