Grundschule künftig bis zur sechsten Klasse? Kommunen und Pädagogen werben für Modell

Das Topthema im Trierischen Volksfreund: Sollen Kinder zwei Jahre länger die Grundschule besuchen, bevor sie sich in den Massenbetrieb eines Schulzentrums einordnen müssen? Bei den Kommunen scheint ein Wandel im Jahrzehnte alten Denken einzusetzen.

 So macht Schule Spaß: In der Klasse 5 A setzen die Schüler spielerisch ihre Englisch-Kenntnisse ein. Gemeinsam erstellen sie einen Geburtstagskalender. TV-Foto: Frank Schmitt

So macht Schule Spaß: In der Klasse 5 A setzen die Schüler spielerisch ihre Englisch-Kenntnisse ein. Gemeinsam erstellen sie einen Geburtstagskalender. TV-Foto: Frank Schmitt

Trier. (f.k.) Für viele Pädagogen gilt die Grundschule bis zur sechsten Klasse seit jeher als die bessere Lösung – wie sie auch in skandinavischen Ländern praktiziert wird. Nach Meinung der Lehrerverbände ist es entwicklungsbedingt der falsche Weg, Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren aus ihrer gewohnten Lehrnumgebung zu reißen. Hinzu kämen die Ratlosigkeit bei der Neuorintierung und der aggressionsfördernde Stress der oft stundenlangen Bustransfers zu und von den Schulzentren. Schützenhilfe erhalten die Pädagogen nun vom Schulausschuss des Gemeinde- und Städtebundes (GStB) Rheinland-Pfalz. Der hat sich für die Einführung einer sechsjährigen Grundschule ausgesprochen. Dies würde im Gegenzug bedeuten, dass alle weiterführenden Schulen zwei Jahrgänge weniger unterrichten. <EA>Nach Ansicht des Ausschusses sprechen die sinkenden Schülerzahlen für dieses Modell. „Durch zwei Klassenstufen mehr würden die ländlichen Grundschulstandorte gestärkt und die Oberzentren, die letztlich für Fahrtkosten der Schüler aufkommen müssten, entlastet, sagt Bernhard Busch, Vorsitzender des Schulausschusses. Noch bedeutsamer wäre jedoch die pädagagische Auswirkung auf die Neun- bis Elfjährigen, die heute in einer der wichtigsten Lebensstufen zur Neuorientierung gezwungen würden. Busch plädiert für eine rasche Umsetzung, denn wegen der Altersentwicklung werde man in einigen Jahren „vor Riesenproblemen der ländlichen Schulstandorte stehen". Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Mainz hält sich indessen bedeckt. man warte zunächst auf einen offziellen Beschluss des Gemeinde- und Städtebundes. Der Vorschlag einer sechsjährigen Grundschule übersehe die Probleme bei der Umschichtung des Lehrpersonals und die beschränkte Raumkapazität bei den Grundschulen in den Städten, heißt es. Für die CDU ist die sechsjährige Grundshule kein Thema. Die Verlängerung sei pädagogisch nicht sinnvoll und bringe nur neue Schulstrukturdiskussionen statt mehr Qualität, so Bildungspolitiker und Ex-Grundschulrektor Josef Keller.

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