HWK setzt Signale für Zukunft

Auf ihrer Vollversammlung hat die HWK Trier am Freitag ein Signal für die Zukunft gesetzt. Die Kammer möchte in naher Zukunft einen neuen Hauptgeschäftsführer wählen.

 HWK, Handwerkskammer Trier, Umweltzentrum des Handwerks, Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. Foto: Friedemann Vetter

HWK, Handwerkskammer Trier, Umweltzentrum des Handwerks, Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg. Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

(hwk/red) Damit sollen vorerst alle Diskussion um eine Fusion beiseite gelegt werden. Erste Aufgabe sei es zunächst, wieder Ruhe in die Geschäfte zu bekommen. Durch Leistung überzeugen und durch solide Arbeit Vertrauen zurückgewinnen: Für Hwk-Präsident Rudi Müller die beiden entscheidenden Herausforderungen der Handwerkskammer Trier für das kommende Jahr. Nach seinen Worten vor der Vollversammlung der Kammer hat die Hwk gute Chancen, in der Zusammenarbeit mit Karl-Jürgen Wilbert wieder an Renommee zu gewinnen und Stärke zu zeigen.

Neben der personellen Neuorientierung setze die Kammer auch auf den Ausbau ihres Leistungsspektrums für die Mitgliedsbetriebe. Dazu gehören nach Darlegung von Müller die Pläne zum Ausbau der überbetrieblichen Ausbildung im Zahntechnikerhandwerk, die er für das ganze Land in Trier konzentrieren will, wo bereits die Meisterausbildung angesiedelt ist. Hierzu soll in die Modernisierung der Ausstattung kräftig investiert werden. Ein solches Zahntechnikerzentrum könne dann auch von anderen zahnmedizinischen Sparten genutzt werden.

Thomas Sandner, Technischer Leiter des Berufsbildungs- und Technologiezentrums, nannte für die Modernisierung der überbetrieblichen Einrichtungen ein Investitionsvolumen von rund 1,8 Millionen Euro.

Verstärkt engagieren will sich die Kammer in Zusammenarbeit mit den Innungen und Kreishandwerkerschaften nach den Ausführungen von Müller auch in der Unterstützung von Betrieben, die von den Folgen der Finanzkrise betroffen sind. Unter anderem über gezielte und umfassende Krisen-, Finanzierungs- und Marketingberatungen soll den Unternehmen praktische Hilfestellung gegeben werden. Ebenfalls zur Entlastung der Betriebe trage der gut funktionierende Arbeitskräftering bei, über den kurzfristig Personalüberhänge ausgeglichen werden könnten.

Da die Finanz- und Wirtschaftskrise inzwischen auch das Handwerk erfasst habe, sei die Politik gefordert, durch mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen dafür zu sorgen, dass die Betriebe als entscheidende Arbeits- und Ausbildungsplatzgeber stabilisiert würden. Zugleich komme den Kreditinstituten eine wesentliche Verantwortung zu: Über eine weniger restriktive Kredit-Vergabe könnten sie die (Eigen-)Kapitalbasis der Unternehmen aufstocken und ebenfalls einen Beitrag zur Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie zur Erhöhung der betrieblichen Investitionen leisten.

Der Kammer-Präsident begrüßte, dass es nun doch zu einem erweiterten Steuerbonus auf Handwerksleistungen von künftig 1.200 Euro gekommen sei. Damit würden Investitionsanreize für den Verbraucher gesetzt. Das allein reiche aber nicht. Müller wiederholte seine Forderung, den Mehrwertsteuersatz zu senken und die Sozialversicherungsbeiträge auf unter 40 Prozent zu drücken.

Ein weiteres Thema, das für das kommende Jahr auf der Agenda stehen wird, ist nach den Worten von Müller eine noch intensivere Nachwuchswerbung. Hier plane die Kammer gemeinsam mit den Innungen und Kreishandwerkerschaften eine breit angelegte Initiative, um den Fachkräftebedarf zu sichern.

„Für das Handwerk der Region zeichnete sich auf dem Lehrstellenmarkt bereits in diesem Jahr die demographisch bedingte Trendwende ab“, betonte dazu Ausbildungsleiter Günther Behr. Insbesondere im 2. Halbjahr hätten zahlreiche freie Lehrstellen nicht mehr mit geeigneten Bewerbern besetzt werden können. Nach dem deutlichen Anstieg der Lehrlingszahlen in den Vorjahren habe die Kammer im Vergleich zu 2007 rund 10 Prozent weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverträge verbuchen können. Dieser Entwicklung solle durch die Initiative zur Nachwuchsgewinnung gegengesteuert werden.

Anders sieht es bei der Weiterbildung aus. Dort hat die Kammer bei den Meisterprüfungen entgegen dem Bundestrend klare Zuwächse zu verbuchen. Matthias Schwalbach, Leiter der Wirtschaftsförderung, verwies darauf, dass 2008/2009 insgesamt 320 Meisteranwärter die Fortbildung der Kammer nutzten. Damit habe sich die kontinuierliche Steigerung der letzten Jahre fortgesetzt.

Positive Zahlen hat die Hwk auch bei der Entwicklung der Betriebszahlen zu vermelden, wie Hwk-Justiziar Dr. Gerhard Müller unterstrich. So sei der Gesamtbetriebsbestand bis Ende November um 131 oder 1,9 Prozent auf 6.876 Betriebe angewachsen. Der Zuwachs bei den Vollhandwerken habe bei 57 (1,2 Prozent), bei den zulassungsfreien Handwerken bei 68 (7,9 Prozent) Unternehmen gelegen.

Unter dem neuen Leiter des Umweltzentrums (UWZ), Axel Bettendorf, soll, so Müller, die Neuausrichtung des UWZ fortgeführt werden. Kernthema soll das energetische Renovieren und Sanieren sein. Für die Öko 2009 erwarte man wieder viele interessante Aussteller sowie eine ausgezeichnete Besucherresonanz.

Neuausrichtung war auch das Motto 2008 beim Europa- und Innovationscentre (EIC) Trier. Leiterin Silke Brüggebors betonte dazu: „Seit Anfang des Jahres ist das EIC Trier Koordinator für Rheinland-Pfalz und das Saarland im Enterprise Europe Network, dem weltweit größten Unterstützungsnetzwerk für Unternehmen. Im Rahmen des Netzwerks vermittelt das EIC grenzüberschreitende Geschäftskontakte, erleichtert den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen und hilft bei der Beantragung von EU-Förderprogram-men.“ Besonderes erfolgreich sei die vom EIC Trier initiierte IT-Qualifzierungsmaßnahme „Femme Digitale“, an der bislang bundesweit über 2800 Unternehmerfrauen im Handwerk partizipierten.

Ebenfalls auf der Tagesordnung der Vollversammlung stand der Kammerhaushalt. Der Wirtschaftsplan 2009 umfasst nach den Worten von Hwk-Verwaltungsleiter Rainer Altmeyer ein Volumen von rund 9,5 Millionen Euro. Zusätzlich seien Investitionen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro geplant. Schwerpunkte seien die Sanierung der Berufsbildungszentren sowie die Neuausstattung der Werkstätten. Als Energiesparmaßnahme werde 2009 eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Berufsbildungszentrums installiert.

Abschließend betonte Kammerpräsident Rudi Müller vor den Mitgliedern der Vollversammlung, dass das Profil der Hwk als „Westkammer“ geschärft werden solle. Ihre Grenznähe sei ein Pfund, mit dem sich noch stärker wuchern lasse, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Exportorientierung des Landes.

All die für das kommende Jahr geplanten Aktivitäten und Initiativen machten deutlich, dass die Kammer zukunftsorientiert und leistungsstark sei. Vor diesem Hintergrund mache es auch keinen Sinn, die Diskussion um eine Fusion immer wieder von neuem zu beginnen. Sowohl von ihm als auch von Karl-Jürgen Wilbert sei bereits mehrfach erklärt worden, dass ein Zusammengehen mittelfristig und unter Einbeziehung der Gremien-Entscheidungen sinnvoll sei, dies aber aktuell nicht zur Debatte stehe.

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