HWK zieht 70 Energieberater aus dem Verkehr

Trier · Der Skandal im Umweltzentrum trifft die Handwerkskammer Trier (HWK) weiter mit voller Wucht: Die Kammer hat rund 70 Energieberatern, die im Umweltzentrum ausgebildet wurden, die staatlichen Zertifikate entzogen, erfuhr der Trierische Volksfreund exklusiv. Als Grund nennt die HWK „offensichtliche Formfehler“ bei einem Teil der Prüfung. Für die Energieberater, deren Kunden und die HWK kann das weit reichende Folgen haben.

Rund 70 Energieberater, die in den vergangenen Jahren ihre Ausbildung beim Umweltzentrum (UWZ) der Handwerkskammer gemacht haben, können mit ihrem staatlichen Zertifikat nichts mehr anfangen. Die HWK hat nach rechtlicher Prüfung die Urkunden für ungültig erklärt. „Wir mussten hier die Notbremse ziehen, um größeren Schaden für die Kammer zu verhindern“, sagt HWK-Präsident Rudi Müller.

Bei den Energieberatern herrscht derweil helle Aufregung. Mehrere Berater haben dem TV mitgeteilt, dass sie die Angelegenheit ihrem Rechtsanwalt übergeben hätten. „Ich kann meinen Beruf nicht mehr ausüben“, sagt ein Energieberater aus der Region dem TV. Er überlege sich natürlich, Regressansprüche gegen die Kammer zu stellen.

Die Fragen der Betroffenen überschlagen sich fast: Was ist mit der Kursgebühr, die bis zu 2000 Euro betrug? Was ist mit den Leistungen gegenüber Kunden? Haben die Verbraucher nun ihrerseits Regressansprüche gegenüber den Beratern?

Im Schreiben der HWK an die Gebäudeenergieberater wird erwähnt, dass das Zertifikat nach Prüfung durch eine neue Kommission ausgestellt werden könnten, wenn die damals abgegebene Prüfungsaufgabe mindestens ausreichend sei. Ein ehemaliger Teilnehmer ist erbost: „Warum prüft die Kammer nicht zuerst und beschäftigt sich dann mit denjenigen, die nicht anerkannt werden?“

Handwerkspräsident Rudi Müller hat durchaus Verständnis für den Ärger. „Wir hatten leider keine andere Möglichkeit. Die Zeit drängte, sonst hätten wir Fristen überschritten“, sagt Müller, der derzeit von einem Brandherd in der HWK zum anderen eilt. Der Schaden könnte für die Kammer in die Hunderttausende gehen. Vom erneuten Image-Verlust gar nicht zu reden. Deshalb bemüht sich die HWK ,schnellst möglich eine neue Führung zu installieren. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer der HWK Koblenz, Karl-Jürgen Wilbert, soll die Trierer Kammer wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen.

Die Ausbildung im UWZ war in den vergangenen Jahren von einer Reihe von Pannen und Unregelmäßigkeiten gekennzeichnet. Nachdem im Zusammenhang mit den Weiterbildungsmaßnahmen und Projekten dem Zentrum auch Subventionsbetrug nachgewiesen wurde, musste zunächst ein Mitarbeiter, später auch der Leiter des UWZ ihre Posten räumen. Im Umfeld dieser Ermittlungen sind derzeit zudem HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks und sein Stellvertreter Josef Adams beurlaubt.

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