Intendant Weber in Krefeld gescheitert

Trier · Er war ganz nah dran in Krefeld-Mönchengladbach, aber am Schluss hatte doch ein Konkurrent die Nase vorn: Gerhard Weber bleibt erst einmal Theater-Intendant in Trier. Trotzdem droht dem wichtigsten Job im Trierer Kulturleben eine Hängepartie.

 Gerhard Weber.

Gerhard Weber.

Foto: Friedemann Vetter

Es war eng, bis zum Schluss. Gerhard Weber war der letzte in der Vorstellungsrunde, und einer von dreien, um die sich am Ende alles drehte. Nun wird sein Kollege Michael Grosse das 500-Mitarbeiter-Doppelhaus mit dem 20-Millionen-Etat leiten.
Weber sprach unmittelbar nach der Entscheidung gegenüber dem TV von „einem weinenden und einem lachenden Auge“. So weit gekommen zu sein, sei „durchaus ein Kompliment“. Er stehe weiter uneingeschränkt hinter seiner Arbeit in Trier und freue sich darauf, sie fortzusetzen. Er hoffe aber auch auf „einen Impuls, was meine Vertragssituation angeht“.
Ein eher zurückhaltender Hinweis auf den Hintergrund seiner Bewerbung am Niederrhein. Weber ist 58, sein Vertrag in Trier lief zunächst bis 2009 und wurde um drei Jahre verlängert. Wenn er 2012 endet, geht der Theatermann gerade auf die 63 zu – zu früh für die Rente, zu spät, um noch anderswo einen adäquaten Job zu bekommen. Weber hatte sich um einen Vertrag bis 2014 bemüht. Dann hätte er mittelfristig für sich und das Haus planen können und seine Berufslaufbahn an der Mosel abgeschlossen.
Doch die Stadt wollte sich nicht so frühzeitig festlegen. Wohl eine Konsequenz aus der Ära Kindermann, wo der Intendant am Ende auf der Basis eines sicheren „Renten-Vertrags“ dem Rathaus mächtig auf die Zehen gestiegen war.
Nach TV-Informationen hatte Weber bis zuletzt angeboten, seine Bewerbung auf der Schlussgeraden zurückzuziehen, wenn man ihm in Trier eine akzeptable Bleibe-Lösung anbiete. Aber offenbar fehlte dazu der politische Wille. Freilich wird das Problem trotz der Absage nur aufgeschoben. Denn Weber bleibt in der persönlichen Zwickmühle, in die ihn die städtische Verlängerungspolitik gebracht hat. Er dürfte sich also auch weiterhin andernorts nach einer Beschäftigung umsehen.
Eine Hängepartie, die das Theater angesichts der anhaltenden Unsicherheit in Sachen Antikenfestspiele und der sich anbahnenden Verschärfung der Finanzierungsprobleme nicht gebrauchen kann. Zumal an der Intendanz nach den üblichen Branchen-Gepflogenheiten auch die weitere künstlerische Leitung in Gestalt der Dramaturgie hängt. Die Grünen haben bereits angekündigt, die Frage der Vertragslaufzeit in den Kulturausschuss zu bringen. Möglich, dass daraus ein Wahlkampfthema wird. Im Rathaus war gestern Abend niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Kommentar: Weiterhin Handlungsbedarf
Was will die Stadt? Wenn Gerhard Weber seinen richtigen Kurs einer behutsamen Neuerung, Öffnung und Eroberung neuer Publikumsschichten im Theater fortsetzen soll, dann wäre es sinnvoll, für alle Beteiligten Klarheit und Sicherheit zu schaffen, den Vertrag bis 2014 zu verlängern und damit weitere Unruhe vom Haus fernzuhalten.
Wenn man aber im Rathaus meint, der Intendant sei in den kommenden harten Zeiten womöglich zu weich fürs Geschäft, dann muss man deutlich machen, dass eine Verlängerung über 2012 hinaus gar nicht erst angestrebt wird. Hat man aus dem peinlichen Rumeiern im Fall Dénes nichts gelernt? Da wurde auch taktiert, auf die lange Bank geschoben und damit letztlich viel Porzellan zerschlagen.
Freilich könnte auch Gerhard Weber dazu beitragen, den Weg für eine Vertragsverlängerung freizuschaufeln. Vor allem durch ein zukunftsweisendes, konsequentes, mit Zahlen belegtes Konzept für die Antikenfestspiele, das er bislang schuldig ist.

d.lintz@volksfreund.de

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