Kabarettist Mathias Richling zu Gast in der Europahalle

Trier · Im Zentrum der Macht dreht sich die Welt langsamer, zu dieser Erkenntnis kommt Kabarettist Mathias Richling in seinem neuen Programm - und unterhielt damit 550 Zuschauer in der Europahalle in Trier.

 Mathias Richling. Foto: Mechthild Schneiders

Mathias Richling. Foto: Mechthild Schneiders

Foto: Mechthild Schneiders

(mehi) Mathias Richling hat die Weltformel der deutschen Politik gefunden: „E=m.RICHLING²“. Denn „Politik ist äußerst relativ.“ In seiner neuen Show „E=m.RICHLING²“ hat der schwäbische Kabarettist die rund 550 Zuschauer in der Trierer Europahalle über das Missverständnis und -verhältnis zwischen Politiker und Bürger aufgeklärt und kam zu dem Schluss: Schuld ist das unterschiedliche Zeitempfinden. Was für den Machthungrigen ein Wimpernschlag, gehe dem Wähler viel zu langsam. Denn: „Wer von außen zuschaut, sieht ziemlich alt aus.“ Und dort, im Machtzentrum, gebe es völligen Stillstand – weil niemand mehr raus will. Die normale Zeit verlangsame sich, bis sie stehen bleibt. „NZ = MA“ (Neuzeit ist gleich Mittelalter) lautet Richlings Fazit der komplizierten Rechnung.

Doch der Weg dahin war lang. Gut eineinhalb Stunden dauerte er, führte rasant durch die Niederungen des politischen Alltags und auf die Höhen der politischen Herrschaft. So rasant, wie sich das Personenkarussell im Kabinett dreht. So rasant, dass dem Publikum schwindelig werden konnte bei den ständig wechselnden Themen und den zahlreichen Politikern, die Schnellsprecher Richling gekonnt auf die Schippe nahm.

 Mathias Richling. Foto: Mechthild Schneiders

Mathias Richling. Foto: Mechthild Schneiders

Foto: Mechthild Schneiders

Deutschland nach der Wahl gleicht bei Richling einer Baustelle. Emsig schob der 56-Jährige Bauzäune in schwarz-rot-gold von rechts nach links, rückte Gartenzwerge ins rechte Licht. Die Schubkarre wurde zum Totenbett, auf dem Richling als zähneklappernder Komapatient über Sterbehilfe philosophierte, die Mülltonne („keine Flaschen“) zum Rednerpult, hinter dem er sich als Angela Merkel und Wladimir Putin ein Wortgefecht lieferte. Müntefering, von der Leyen (inmitten der Zwergenschar), Steinmeier, Pofalla, Lafontaine („der Untote der Politik“) und Guido Westerwelle – Richlings Sarkasmus machte vor keinem Halt. Nicht vor der Abwrackprämie, nicht vor Gesundheitsreform und Klimawandel und auch nicht vor SPD-Wahlschlappe und der Regierungskoalition. Das kam an beim Trierer Publikum, das von der ersten Minute an mitging und zum Finale jedem Satz einen Lacher hinterherschickte.

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