Keine Einigkeit in der Schulfrage

Wittlich · Wie geht es weiter mit dem Peter-Wust-Gymnasium, was wird aus der Kurfürst-Balduin-Realschule und wie steht es um das Unterstufenzentrum? Im TV äußern sich Sprecher im Wittlicher Stadtrat vertretener Parteien und Gruppierungen zu diesen Themen.

 Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich. TV-Archiv-Foto: Nora John

Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich. TV-Archiv-Foto: Nora John

Drei Gymnasien, eine Realschule plus und eine Realschule. Wittlich ist ein zentraler Schulstandort im Landkreis Bernkastel-Witllich. Und der Schulstandort ist aufgrund der Teilverlagerung des Peter-Wust-Gymnasiums (PWG) nach Wengerohr und der ungeklärten Schulform der heutigen Kurfürst-Balduin-Realschule mächtig in Bewegung. Der TV hat die Parteien und Gruppierungen im Wittlicher Stadtrat um Stellungnahme zu diesem Zukunftsthema gebeten. Von der FWG gab es keine Reaktion.

Ausführliche Stellungnahmen der im Stadtrat Wittlich vertretenen Fraktion zum Thema Schulstandort Wittlich (in der Reihenfolge des Eintreffens der Antwort auf die TV-Anfrage):

Michael Wagner (Bündnis90/Grüne): Die Raumsituation am Peter Wust Gymnasium und CGW ist nach unserer Auffassung nur durch einen entsprechenden und schon vor einem Jahr angestrebten Erweiterungsbau und eine Generalsanierung zu verbessern. Hierauf hat die Schule einen Anspruch. Ein Unterstufenzentrum in Wengerohr, mit entsprechender personeller Ausstattung wäre möglich und sicher auch machbar. Diese Forderung wird aber seitens der ADD nicht unterstützt. Somit ist das vielzitierte Modell organisatorisch nicht umsetzbar. Dies hat die Auslagerung von Teilen der Realschule in die französische Grundschule vor Jahren schon gezeigt. Besser wäre es, wenn das Land die einmalige Chance ergreifen würde, und am Standort Wengerohr ein Orientierungsstufenmodell als Projekt entwickeln würde. Hier könnten alle Schüler die Klassen fünf und sechs besuchen. Die notwendigen Lehrer aus Haupt-Real- und Gymnasium müssten gestellt werden. Hiervon würde die gesamte Schullandschaft in Wittlich erheblich profitieren, da alle weiterführenden Schulen organisatorisch und räumlich entlastet würden. Eine IGS zwischen zwei Gymnasien am gleichen Schulstandort ist schulpolitischer Unfug wie man an vielen Standorten in Nordrheinwestfalen sehen kann. Bei mehr Weitsicht in der Vergangenheit und der richtigen Interpretation von Schülerzahlen hätte am Standort Wengerohr schon frühzeitiger nach Alternativen gesucht werden können. Ein Studienseminar für Gynasialausbildung hatte angefragt.
Elfriede Meurer (CDU): Um die Zukunft des differenzierten Schulstandortes und die Gymnasien steht es gut. Unsere Lehrer unterrichten erfolgreich, wie Wettbewerbe und Rückmeldungen aus Hochschule und Wirtschaft belegen. Notwendige Investitionssummen stellte die CDU im Dez. 2008 mit 3 Mio. pro Schule in den Haushalt. Sie wurden im Februar 2009 für das PWG als förderfähig schriftlich durch die ADD bestätigt. Dies revidierte der ADD-Präsident im April mit dem Hinweis, dass weder Erweiterung gefördert, noch Kredite genehmigt werden, wenn nicht Wengerohr schulisch genutzt wird. Es findet ein intensiver und vertrauensvoller Austausch der CDU Fraktionen Kreis und Stadt über die Schulentwicklungsplanung statt. Die CDU tut alles, um zeitnah eine gute Unterrichtssituation zu ermöglichen. Wir haben volles Verständnis für die pädagogischen Bedenken der Kinder, Eltern und Lehrer. Alle notwendigen Schritte auf Kreis und Stadtebene zur Lösung der schwierigen Situation sind erfolgt.

Joachim Gerke (SPD): Die Situation als Schulstandort stellt sich für Wittlich grundsätzlich anders dar, als für ländlichen Kommunen. Alle Schulformen sind vorhanden. Dringend erforderlich ist ein Ganztagsgymnasium.
Die öffentliche Erörterung möglicher Lösungsansätze auch noch durch den Stadtrat würde eher zur Konfliktsteigerung denn zur Konfliktlösung beitragen. In jedem Fall darf nicht über die Köpfe der Schulleitungen, der Elternvertreter und der Schülerinnen und Schüler der in Frage kommenden Schulen hinweg entschieden werden. Unsere Schulen erfüllen heute nicht nur einen Lehrauftrag, sondern sollen auch noch die soziale Kompetenz der Kinder und Jugendlichen stärken. Ein viertes Gymnasium in Wittlich könnte eine Lösung sein.

Ali Damar (Die Linke): Die gymnasiale Nutzung der DOS in Wengerohr ist eine kurzfristig realisierbare Notlösung für PWG (und CGW) ohne Modellcharakter. Mittel- bis langfristig sollte die Stadt Wittlich ein eigenes IGS-Angebot aufbauen (zusätzlich zur IGS Salmtal, aus RS/RS+ gebildet, eventuell in Wengerohr).
Perspektivisch wäre folgendes zu ergänzen: Die Balduin-Realschule und die Realschule plus (Sehlemet) ziehen um in das (leerstehende) Gebäude in Wengerohr und bilden dort eine IGS, wobei das Gebäude der Liesertalschule einbezogen wird und Anbauten als möglich erscheinen; die Liesertalschule zieht um in das Gebäude Sehlemet; sowohl CGW als auch PWG erhalten sukzessive die Räumlichkeiten der Balduin-Realschule; der zum PWG gehörende Altbau, das vormalige Internat, wird baulich saniert; durch die Bildung der beiden IGS in Salmtal und später in Wittlich wird sich eine deutliche Entspannung ergeben.Karl-Heinz Grünfelder (FDP): Wie alle Bürger, Schüler und Lehrer wurde auch die FDP von der dramatischen Entwicklung im Peter Wust Gymnasium überrascht. Nachdem in der letzten Kreistagssitzung der Beschluss eines gemeinsamen Unterstufenzentrums von Cusanus-Gymnasium und Peter-Wust-Gymnasium gefasst worden war, schien eine Richtung zur Lösung der Schulraumsituation erkennbar zu sein. Die plötzliche Schließung des Nebengebäudes und die Verlagerung des Unterrichts nach Wengerohr haben neue Tatsachen geschaffen.

Aus Sicht der FDP-Fraktion wäre es wünschenswert gewesen, dem Gymnasium eine Übergangsfrist von ca. 6 Monaten zu ermöglichen, um einen geordneten Schulbetrieb in Wengerohr aufbauen zu können. Es besteht und bestand keinerlei Gefahr für Leib und Leben der Schüler.

Wir hoffen, dass die Ermittlung der Alternativen durch die Kreisverwaltung genauso schnell vonstatten geht wie der panikartige Beschluss zur Schließung und zum Umzug.

Die Schulen, in städtischer Verwaltung befinden sich in einem hervorragenden Zustand. Wir wünschen und erwarten, dass dieses Niveau auch an den kreiseigenen Schulen erreicht wird, denn der Wirtschaftsstandort Wittlich ist untrennbar mit einem hervorragendem Bildungsstandort verbunden.

EXTRA Schulstandort: In Wengerohr soll ein Unterstufenzentrum für beide Wittlicher Gymnasien entstehen. Das ist Wille des Landkreises Bernkastel-Wittlich als Träger der Schulen. Derzeit ist ein Großteil der Klassen des PWG in der ehemaligen DOS im Stadtteil untergebracht, da das PWG-Nebengebäude gesperrt worden ist. Unklar ist, was aus der Kurfürst-Balduin-Realschule werden soll. Laut Schulentwicklungsplan soll sie zur Realschule plus werden. Dagegen wehrt sich die Schulgemeinschaft, die die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule anstrebt. Das wiederum will der Landkreis nicht. (har)

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