Kinheim/Bernkastel-Kues: Die Reblaus kehrt zurück

(sim) Vor mehr als 100 Jahren verbreitete die winzige Reblaus in fast allen europäischen Weinbaugebieten Angst und Schrecken. Die Gefahr einer neuen Seuche scheint noch nicht ganz gebannt. In mehreren Weinbaugemeinden wurden erneut Reblausherde entdeckt.

(sim) Vor mehr als 100 Jahren verbreitete die winzige Reblaus in fast allen europäischen Weinbaugebieten Angst und Schrecken. Die Gefahr einer neuen Seuche scheint noch nicht ganz gebannt. In mehreren Weinbaugemeinden wurden erneut Reblausherde entdeckt. Von der Straße aus sieht der Weinberg gesund aus. Das Blattwerk ist saftig-grün, die Triebe wachsen kräftig. Doch geht man einige Meter in den Kinheimer Weinberg, erkennt man 15 bis 20 Rebstöcke, die verkümmert sind. Im nächsten Jahr werden sie ganz eingegangen sein. Die Diagnose: Reblausbefall. Etwas Schlimmeres kann es im Weinbau kaum geben. Die Reblaus vernichtete vor über 100 Jahren, nachdem sie aus Amerika eingeschleppt wurde, in Europa tausende von Hektar Weinbergen. Ein genialer biologischer „Trick“ dämmte schließlich die Seuche ein. Man nahm resistente amerikanische Reben als Wurzelunterlagen und pfropfte auf sie die wertvollen europäischen Sorten wie Riesling oder Burgunder.Das Problem an der Mosel: Weil die Reblaus eingedämmt schien, wurden vermehrt wieder „wurzelechte“ Reben angepflanzt. Da heißt, man verzichtete auf das Pfropfen mit amerikanischen Sorten. Dass jetzt plötzlich die Reblaus als Schädling wieder ein Thema geworden ist, hat aber noch andere Ursachen. Im trocken-heißen Sommer 2003 war das Wachstum der Reben etwas gehemmt, entsprechend weniger Wurzeln wurden ausgebildet, die dann schneller von der Reblaus befallen wurden. Große Hoffnungen setzen die Forscher auf eine ganz neue biologische Methode: Der Pilz Metarhizium anisopliae infiziert die Reblaus und tötet sie ab. Der Pilz wird auf Getreidekörnern herangezüchtet, die dann im Weinbergsboden eingebracht werden. Porten, der an dem Forschungsprojekt beteiligt ist, ist optimistisch. Zwar sei man noch im Versuchsstadium, doch die Methode sei sehr vielversprechend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort