Krise hemmt Spendenfreude

Trier · Weihnachtszeit – Spendenzeit. Für viele gemeinnützige Organisationen in der Region entscheidet sich das Wohl und Wehe innerhalb weniger Wochen. In diesem Jahr macht die Krise den Spendensammlern Sorgen – zumal sie auch um öffentliche Zuschüsse bangen müssen.

(DiL) Rund 600.000 gemeinnützige Organisationen und Initiativen werben in Deutschland derzeit verstärkt um Spenden. Experten schätzen das Gesamt-Aufkommen um die Weihnachtszeit auf etwa eine halbe Milliarde Euro – trotz wirtschaftlicher Krise.

Während das Spenden-Aufkommen im bundesweiten Schnitt bislang auf gleichbleibend hohem Niveau lag (der TV berichtete), machen sich Organisationen in der Region dennoch Sorgen. Sie befürchten, dass der Kuchen in schwierigen Zeiten kleiner wird. „Wir merken die Krise schon“, sagt Petra Moske von der Trierer „Nestwärme“. Zwar unterstützen viele treue Spender über Jahre kontinuierlich ihre „Stamm-Organisation“, aber den spontanen Klein-Spendern sitzt der Geldbeutel weniger locker. „Wir versuchen, das durch die gezielte Ansprache größerer Spender zu kompensieren“, berichtet Bruno Worst vom Kinderschutzbund. Sowohl Nestwärme als auch KSB setzen auf gezielte Unterstützung, zum Beispiel durch Benefiz-CD's und Konzerte.

Werbeprofis gestalten Online-Kampagnen für Mäzene

Auch beim „Solidaritäts-Kreis Westafrika“ mit Sitz in Hillesheim hat man den Eindruck, dass das Spendenaufkommen zurückgeht. „Letztes Jahr Silvester hatte ich mein Jahresbudget zusammen, diesmal wohl nicht“, erzählt Initiator Karl-Wilhelm Simonis. 1,2 Millionen Euro ist das Gesamtvolumen seiner Entwicklungshilfeprojekte, 280.000 Euro davon muss der Verein bei Spendern akquirieren, den Rest übernimmt der Bund.

Auf rund 500 regelmäßige Spender schätzt Simonis seinen Unterstützerkreis. Immerhin hat der Solidaritäts-Kreis seine öffentlichen Mittel als Basis einigermaßen sicher. Anderswo bröckelt die öffentliche Hand als Unterstützer angesichts der kommunalen Defizite langsam weg. In Trier steht die „Aktion Lichtblick“ auf der Kippe, die Kinder suchtkranker Eltern unterstützt. Man fürchtet Kürzungen bei den anstehenden Haushaltsberatungen bei der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg. Mit Spenden lässt sich das kaum kompensieren.

In einem sind sich die regionalen Organisationen weitgehend einig: In der Skepsis gegenüber von Werbeprofis gestalteten Kampagnen und neuen Formen wie der „Online-Spende“, die darauf ausgerichtet ist, den Mäzenen eine Plattform zu bieten, auf der sie sich präsentieren können. Solche „Spenden-Portale“ liegen derzeit im Trend. Experten wie der Buch-Autor Alexander Glück vermuten sogar, in Zeiten knappen Geldes könne das öffentliche Spenden für einen guten Zweck zum neuen Status-Symbol werden.

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