Kritik an Zahl der "Hilfslehrer"

Mainz · Scharfe Kritik an der Schulpolitik des Landes: Lehrerverbände und die CDU beklagen einen gravierenden Lehrermangel. Um Unterrichtsausfall zu vermeiden, würden zu viele nicht ausgebildete Lehrkräfte eingesetzt, worunter die Qualität leide. Das Bildungsministerium weist die Kritik strikt zurück.

(fcg) Zu Beginn jedes neuen Schuljahres werden an den Schulen Daten zur Unterrichtsversorgung erhoben. Sie werden ausgewertet und fließen in die Schulstatistik ein, die von Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) vorgestellt wird. Bei der Bewertung gehen die Meinungen weit auseinander.

Während im vergangenen Jahr heftig darüber gestritten wurde, ob an den Schulen zu viel Unterricht ausfällt, kritisieren der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) und die CDU diesmal qualitative Mängel des Unterrichts. Ursächlich dafür sei, dass zur Vermeidung von Engpässen zu viele nicht ausgebildete Lehrkräfte eingesetzt würden. In einer VBE-Umfrage, an der sich 533 Schulen beteiligten, kam heraus, dass an 60 Prozent der Schulen Vertretungslehrer beschäftigt seien. Davon hätte ein Drittel keine vollständige Lehrerausbildung. 6,3 Prozent aller Unterrichtsstunden würden von "Hilfslehrern" gehalten.
Der Landesregierung gehe es nur um den quantitativen Ausgleich von Engpässen, dabei sei "Qualitätsmanagement/-sicherung im Schulwesen eine der wichtigsten Errungenschaften", heißt es vom VBE. Der VDR kritisiert das "notdürftige Lückenstopfen" und fordert, den 150 Lehramtsanwärtern an den Studienseminaren eine berufliche Perspektive zu bieten.

CDU-Sprecherin Bettina Dickes verweist darauf, dass auch eine Pensionierungswelle von Lehrern drohe. Dickes: "Die Probleme gibt es nur, weil über Jahre hinweg zu wenig Lehrer eingestellt worden sind." 1500 Lehrerstellen würden fehlen.

Bildungsministerin Doris Ahnen wehrt sich. Die rund 41.000 hauptamtlichen Lehrer an den 1700 Schulen im Land seien "praktisch alle als Lehrer ausgebildet". An den Ganztagsschulen seien bewusst "pädagogisch geeignete Personen anderer Berufsbilder" beschäftigt, um Schule zum Lebensraum zu entwickeln. Zudem könnten Schulen im Rahmen des "Projektes Erweiterte Selbstständigkeit" (PES) mit Kräften ohne vollständige Lehrerausbildung befristete Verträge bis zu acht Wochen abschließen. Insgesamt 3865 PES-Kräfte seien 2008 im Einsatz gewesen, oft nur eine Woche. Sie könne nicht erkennen, dass etwas falsch daran sein solle, wenn Künstler, Informatiker oder Architekten unterrichten würden, sagt Ahnen.

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