Kultusminister beschließen Bachelor-Reform - Geteiltes Echo

Trier · Ein längeres Studium, eine geringere Arbeitsbelastung und weniger Prüfungen am Ende jedes Semesters: Die Kultusminister haben heute eine radikale Reform des umstrittenen Bachelor-Studiums beschlossen. In Trier stoßen die geplanten Änderungen auf ein geteiltes Echo.

Stofffülle und Prüfungen sollen begrenzt, die Studienzeiten flexibler gestaltet und ein Hochschulwechsel erheblich erleichtert werden. Die Zulassung zum anschließenden Masterstudium kann von den Hochschulen weiterhin zur Qualitätssicherung oder aus Kapazitätsgründen beschränkt werden.

Peter Schwenkmezger, Präsident der Universität Trier, sagte dem TV, die Nachbesserungen seien „ein Schritt in die richtige Richtung“. Es gehe vor allem darum, die „Studierbarkeit“ der neuen Bachelor- und Master-Studiengänge zu erleichtern. Dazu hat die KMK in ihrer heutigen Sitzung die Studiendauer des Bachelor-Studiums von sechs auf acht Semester verlängert sowie die Prüfungen am Ende des Semesters gebündelt und reduziert. „Die aktuelle strikte Verschulung der Studiengänge lässt keinen Platz für außeruniversitäres Engagement und erschwert auch Auslandsaufenthalte“, sagte Schwenkmezger dem TV und betonte gleichzeitig, dass die meisten Studiengänge in Trier problemlos abliefen. In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Proteste seitens der Studierenden gegeben (der TV berichtete). Da die neuen Abschlüsse in regelmäßigen Abständen von fünf bis sieben Jahren neu überprüft – akkreditiert – werden müssen, sei damit zu rechnen, dass die von der KMK geplanten Anpassungen an der Trierer Universität spätestens zum Wintersemester 2010/2012 umgesetzt werden könnten, sagte Schwenkmezger.

Studierenden an der Uni Trier gehen die Nachbesserungen der KMK hingegen nicht weit genug: „Das Problem ist vor allem, dass die deutschen Universitäten unterfinanziert sind und viel zu wenig Geld haben“, sagte Enzo Sarnelli, Referent für Hochschulpolitik des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) der Uni Trier. In der aktuellen Debatte um das deutsche Hochschulsystem würden sich Hochschulen und Politik gegenseitig die Verantwortung für die bundesweiten Proteste zuschieben. „Bei der Umsetzung der Bologna-Idee haben die deutschen Bildungsminister sich zu stark auf Berufsvorbereitung und eine wirtschaftliche Ausrichtung des Studiums konzentriert. Das wurde so konkret von den europäischen Bildungsministern aber nie formuliert.“ Bei anderen Studenten geht die Ablehnung gegenüber Bologna noch weiter: Im derzeit besetzten Seminarraum an der Uni Trier sagte Student Sven Graas, dass „Bologna größtenteils rückgängig gemacht werden“ müsse. Die Nachbesserungen der KMK hält er für eine „Farce“ und äußerte Zweifel an der Absicht der Minister, tiefgreifende Veränderungen bei der Hochschulreform durchzusetzen. „Wenn sie was ändern, dann läuft es doch nur wieder auf mehr Effizienz heraus, nicht auf eine freie Bildung, wie sie mit den früheren Abschlüssen möglich war.“

Eine deutlich positivere Bewertung des KMK-Beschlusses kam von Jörg Wallmeier, Präsident der Trierer Fachhochschule. „Die Bologna-Reform ist die größte Hochschulreform der letzten Generationen, und der erste Entwurf war nicht perfekt. Die jetzt diskutierten Verbesserungen sind aber fester Bestandteil des Reformprozesses, da für die neuen Studiengänge sowieso eine regelmäßige Überprüfung vorgesehen ist.“ Diese sogenannte Reakkreditierung findet fortlaufend in allen Fächern und an allen Hochschulen statt. Die Beschlüsse der KMK würden dann sukzessive an der Trierer Fachhochschule umgesetzt, sagte Wallmeier. „Im besten Fall können wir damit schon im Sommersemester 2010 beginnen.“ Die längere Studienzeit solle vor allem dazu genutzt werden, Auslands- und Praxissemester in das Studium zu integrieren, kündigte der FH-Präsident an.

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