Lamparski stellt Pläne für Flugplatz vor

Bitburg · Der Ratssaal platzte aus allen Nähten: Die Gelegenheit, Frank Lamparski persönlich zu erleben nutzten gestern Abend zahlreiche Bitburger Bürger. Es war das erste Mal, dass der Projektentwickler aus Luxemburg seine Pläne für den Bitburger Flugplatz, den er zum Industrie-, Fracht- und Passagierflughafen ausbauen will, öffentlich vorstellte.

 In der Diskussion: die Pläne von Frank Lamparski zum Ausbau des Flugplatzes zum „Bit-Airport“. TV-Foto: Katharina Hammermann

In der Diskussion: die Pläne von Frank Lamparski zum Ausbau des Flugplatzes zum „Bit-Airport“. TV-Foto: Katharina Hammermann

(scho) Er war einer Einladung von Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit gefolgt, der den Projektentwickler in den Stadtrat eingeladen hatte, damit sich die Ratsmitglieder über die Vision des Bit-Airport, so der Arbeitstitel des ambitionierten Projekts, informieren konnten. Zudem verfolgten rund 50 Bürger die Sitzung mit großem Interesse - teils vom Flur aus. Die Ratsmitglieder nutzen ausgiebig die Chance, dem Projektentwickler ihre Frage zu stellen.

Lamparski war nicht alleine nach Bitburg gereist. Ihm zur Seite saß eine acht-köpfige Gruppe, Mitglieder der Planungs- und Entwicklungsgruppe, der Lamparski als Leiter vorsteht. Er machte gleich zu Beginn klar, dass er weder der Investor ist, noch vor hat, ein Projekt in einer solchen Größenordnung - die Rede ist von 400 Millionen Euro Investitionen in 15 Jahren - alleine zu stemmen. So vereint die Entwicklungsgruppe, mit der Lamparski den Ausbau des Bitburger Flugplatzes voran bringen will, verschiedene Kompetenzbereiche und ist unterteilt in Bereiche wie Projektmanagement, Architektur, Ingenieurswesen, Technik, Rechtsabteilung und Finzanzgruppe. "Wir sind schon seit über zehn Monaten mit der Plannung für den Bit-Airport beschäftigt", sagte Lamparski.

Vorrangig ist für ihn zunächst die Flugplatz Bitburg GmbH, von der er derzeit rund 40 Prozent der Anteile hält, zu 100 Prozent aufzukaufen. "Wir wollen das GmbH-Kapital auf mindestens fünf Millionen Euro aufstocken. Da schaffen es die öffentlichen Gesellschafter nicht, anteilig mitzuziehen", erklärte Lamparski die Bedeutung dieses Schrittes für das Vorankommen des Projekts. Sobald er die GmbH zu 100 Prozent erworben hat, soll sie umgewandelt werden in eine Kommanditgesellschaft auf Aktie, die aus Gründungspartnern und stillen Partnern besteht. Finanziert werde das Ganze über einen Fonds. Ein Fonds, der sich ausschließlich an Großinvestoren richtet. "Mindestens 1,25 Millionen Euro muss man schon einzahlen und einen Kapitalnachweis von 2,5 Millionen Euro bringen", sagte Lamparski. "Wir brauchen die hundertprozentige Privatisierung, um die Kapitalerhöhung durchführen zu können. Ich rechne damit, dass wir bis Juni 2010 die GmbH privatisiert haben - aber das sind politische Entscheidungen, dem können wir nicht vorgreifen", sagte Lamparski, der das Projekt auch der Europäischen Investitionsbank vorstellen will, um an vergünstigte Kredite zur Zwischenfinanzierung ran zu kommen.

"Wir brauchen keine 15 Jahre, um die Gewinnzone zu erreichen", sagte Lamparski auf die Frage eines Ratsmitglied, das wissen wollte, warum jemand in einen solchen Fonds investiert. "Fonds sind immer langfristig ausgelegt. Das hat auch was mit Abschreibungsfristen zu tun. Solche Fonds steigen erst langsam, dann explosionsartig. Das sind keine Wahnsinnigen, die in solche Special-Investment-Fonds investieren", sagte Lamparski und betonte: "Das ist eine Gelddruckmaschine, die hier entsteht." Auch, dass es derzeit kaum einen Flugplatz gibt, der schwarze Zahlen schreibt, schreckt Lamparski nicht - im Gegenteil: "Es ist doch kein Geheimnis, dass wir uns in einer Rezession befinden. Deshalb ist genau jetzt die Gelegenheit, etwas aufzubauen und dann den wieder einsetzenden Aufschwung als Rückenwind zu nutzen." Lamparski rechnet damit, dass es für die Flugbranche bereits in einigen Jahren bergauf geht. Und genau dann will er die Infrastruktur stehen haben: In drei Jahren den Frachtflughafen in fünf Jahren soll auch der Passagierflughafen betriebsbereit sein. "Das heißt aber nicht, dass in fünf Jahren bereits zweieinhalb Millionen Passagiere von Bitburg aus fliegen. Die zweieinhalb Millionen sind nicht die Passagierzahl, die wir anstreben, sondern das maximale Passagieraufkommen, auf das unser Terminal ausgelegt sein wird. Es ist eine Planungsgröße", sagte Lamparski. Was die Einnahmen angeht, rechnet Lamparski vor, dass etwa 60 Prozent über die Landebahn verdient werde und 40 Prozent über das so genannte "Handling" drumherum - etwa die Vermietung von Stellflächen und Ähnliches.

Vom inhaltlichen Konzept her liegt der Schwerpunkt ganz klar auf Fracht- und Passagierflug. Die in Bitburg viel diskutierte und lange favourisierte Werf-Idee spielt bei den Plänen von Lamparski nur noch eine Nebenrolle, das Thema "Flugzeug-Recycling" ist gänzlich vom Tisch. "Wir wollen keinen Verschrottungs-Flugplatz, damit würden wir Kapazitäten verspielen", sagte Lamparski. Er berichtete zudem von Vorgesprächen mit vier interessierten Cargo-Gesellschaften, also Frachtfliegern, und einer osteuropäischen Passagierflug-Linie. Schließlich sollen in Sachen Passagierflug vor allen osteuropäische Ziele angeflogen werden, da dort Wachstumsmärkte schlummern. Ein Wachstumsmarkt im Bereich Fracht sei China, auch durch den steigenden Bedarf an Technik aus Deutschland. "Deutsche Maschinen sind in China sehr gefragt", sagte Lamparski.

Auch das Thema Nachtflüge und fallende Immobilienpreise wurde von den Ratsmitgliedern mehrfach angesprochen: "Wir brauchen keinen Nachtflug, weil wir die Kapazität haben, die Flugzeuge tagsüber abzufertigen. Auf Nachtflüge sind wir nicht angewiesen, das streben wir auch nicht an, denn die verursachen zusätzliche Kosten", sagte Lamparski. Was die Anflugschneise angeht, steht gemäß der vorrangigen Windrichtung laut Günter Krahé, Geschäftsführer Flugplatz Bitburg GmbH, nur fest, das Bitburg von Ost nach West angeflogen wird. Die genaue Anflugslinie werde von der zivilen Luftfahrtbehörde noch in Zusammenarbeit mit der Air-Base-Spangdahlem festgelegt. Auch vor dem Werteverfall von Immobilien braucht sich laut Lamparski keiner zu fürchten: "Die Immobilienpreise werden steigen, da mit den Arbeitsplätzen es ja auch mehr Menschen hier her zieht, darunter auch solche, die sich teureren Wohnraum leisten können."

"Sie sagen immer, dass Sie nicht auf öffentliches Geld angewiesen sind. Aber die Investoren zahlen doch in einen solchen Fonds, um ihre Gewinne zu minimieren, also weniger Steuern zu zahlen - damit wird doch auch öffentliches Geld verbraucht", gab ein Ratsmitglied zu bedenken. "Ich bin überrascht, das Geld, das nicht als Steuer gezahlt wird, öffentliches Geld ist", konterte daraufhin Lamparski. Keine Frage, schlagfertig ist er jedenfalls. So wollte ein anderes Ratsmitglied wissen, warum man so wenig über ihn im Internet liest - die zahlreichen aktuellen Berichte im Zusammenhang mit dem Bitburger Flugplatz einmal außen vor. "Weil ich mich als Projektentwickler eher im Hintergrund halte", war die Antwort von Lamparski, der zudem zum Besten gab, dass er sich nicht nur in seiner Heimatgemeinde Mamer für die Liberalen kommunalpolitisch engagiert hat, sondern auch in der Feuerwehr aktiv war. "Nicht weil ich trinke, sondern weil ich es für wichtig halte, dass man sich ehrenamtlich engagiert."

Thema Arbeitsplätze: Rund 2000 Arbeitsplätze soll der Bit-Airport in 15 Jahren bringen, wenn er voll ausgebaut ist. Fachkräftemangel fürchtet Lamparski nicht, da der Flugplatz dann selbst Ausbildungsbetrieb sein wird. Und es werden "qualifizierte Arbeitsplätze" entstehen: "Im Security-Bereich kann man keine ungeschulten Leute arbeiten lassen, das sind hoch qualifizierte Arbeitsplätze, da kann man nichts mit Ein-Euro-Jobber anfangen."

Dreh- und Angelpunkt des ganzen Projekts ist die Erwartung, dass sich der Luftverkehr bis 2020 verdoppeln wird - vor allem durch steigenden Bedarf in Asien, Brasilien, Russland und Indien. "Dann bekommen die großen Flughäfen wie Frankfurt enorme Engpässe und das ist die Nische, in die wir springen wollen", sagt Lamparski. Denn existierende Groß-Flughäfen bei Ballungszentren hätten Probleme Genehmigung und Land für entsprechende Erweiterungen zu bekommen, während in Bitburg eine "hervorragende Infrastruktur" darauf wartet, genutzt zu werden. Sollte die Vision des "Bit-Airports" Wirklichkeit werden, sind die Betreiber in jedem Fall auf eine erweiterte Betriebsgenehmigung für den Flugplatz angewiesen. Die vorliegende Genehmigung reicht für ein solches Großprojekt nicht aus. Neue Lärmschutzgutachten werden dann zum Beispiel erforderlich.

Das öffentliche Interesse will Lamparski zukünftig in seiner Gesellschaft dadurch wahren, dass er Stadt wie Kreis Sitze in Gremien der neu zu gründenden Kommanditgesellschaft anbietet. "Das ist wichtig, dass sich Stadt und Kreis informieren können. Wir sind ja auch bei der Planung aufeinander angewiesen. Uns ist es auch wichtig, dass die Bevölkerung über die kommunalpolitischen Vertreter in den Gremien Zugang zu Informationen hat." Keine Frage, es geht ums Informieren - entscheiden tun dann andere.

Am Ende der mehr als zweieinhalbstündigen Informationsrunde dankte Bitburgs Bürgermeister ausdrücklich Frank Lamparski und seinen Mitstreitern, dass sie nach Bitburg gekommen sind: "Das ist nicht selbstverständlich, dass Sie uns in dieser Phase der Projektplanung öffentlich informieren - die Mitbewerber hören ja schließlich auch mit."

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