Lang, länger – zu lang?

Trier · Mit 4000 verkauften Tickets und 10.000 Besuchern in den vier beteiligten Einrichtungen verbuchte die dritte „Lange Nacht der Trierer Museen“ einen neuen Rekord. Die ausgeweitete Öffnungszeit wurde jedoch nur spärlich genutzt.

Lang, länger – zu lang?
Foto: Roland Morgen

Kreuzberger Nächte mögen, wie von 1978 von den Gebrüdern Blattschuss besungen, ja lang sein. Trierer Nächte sind es nicht. Endeten die ersten beiden „langen Museumsnächte“ (2007 und 2008) zum Leidwesen vieler Besucher jeweils schon zur Geisterstunde, so zündete das bis 1 Uhr ausgedehnte Angebot auch nicht recht. In den Musentempeln hielte am späten Samstagabend nur ganz Hartnäckige die Stellung bis zum Kehraus. Dafür war der Auftakt so stürmisch wie noch nie. „Hier ist der Bär los“, strahlte Karl-Marx-Haus-Chefin Beatrix Bouvier schon um 19 Uhr. Da war die Museumsnacht gerade eine Stunde alt und das Geburtshaus des berühmtesten Trierers proppenvoll, als hätten sich Proletarier aller Länder ausschließlich dort vereinigt.

Den Grund für den Mega-Andrang lieferte die Bad Camberger Theatergruppe „Illuminago“ mit nostalgischen Laterna-magica-Inszenierungen. Da setzten sich selbst Anzugträger auf den Hosenboden, wenn sie keinen Stuhl mehr ergattern konnten. Klaus-Dieter Schmidt (59) aus Schweich gewinnt dem Andrang Positives ab: „Es ist so schön und interessant hier. Wäre doch schade, wenn das nur wenige Leute erleben können.“

Erstaunlichen Hochbetrieb zu früher Stunde verbucht auch das Stadtmuseum Simeonstift. Ein Programm-Renner hier: „Tableaux vivants“ – Besucher stellen Gemälde nach und können das Resultat per Polaroid-Foto mit nach Hause nehmen. Mit Begeisterung gleich an mehreren Stationen dabei: Carolyn Weber aus Trier. Die 42-jährige, mit Freunden und Tochter auf Museumstour, spricht von einem „magischen Abend“ und einem „wunderbaren Konzept“, das die Organisatoren ersonnen hätten.

Das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum macht auf ganz untypische Weise auf sich aufmerksam: Die Fassade purpurfarben illuminiert, dazu ein himmelwärts gerichteter Strahler, wie man sie sonst von Discotheken kennt. Drinnen geht’s gediegener zu. So berichtet Restaurator Hermann Josef Laros von schwierigen Arbeiten an den großformatigen Counet-Gemälden aus der Basilika St. Paulin. Das Rheinische Landesmuseum bietet neben dem Auftritt der Mundart-Rockband Leiendecker-Bloas im Innenhof Führungen hinter die Kulissen, insbesondere zur neuen Dauerausstellung, die am 13. Oktober eröffnet wird. Gegen Mitternacht leeren sich Häuser merklich. Die Trierinnen Claudia Anton und Steffi Egloffstein zählen zu den Besuchern, für die das ganze „gerne noch länger dauern dürfte. Wir sind total begeistert und erstaunt darüber, was wir nicht von unseren Museen wussten“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort