Linken-Fraktionschef fordert Rücktritt von Ratskollegin

Trier · Weil sie sich nach ihrem Eintritt in den Bundestag kaum noch für die Kommunalpolitik zu Hause engagiere, hat Johnnes Verbeek, Vorsitzender der Linken im Trierer Stadtrat, seine Fraktionskollegin Katrin Werner aufgefordert, ihr Stadtratsmandat niederzulegen.

(woc) Seit ihrer Wahl in den Bundestag im September habe Katrin Werner kaum noch kommunalpolitische Arbeit geleistet, greift der Vorsitzende der Trierer Linken, Johannes Verbeek, seine 36-jährige Ratskollegin an.

Bei zwei von fünf Stadtratssitzungen hat die 36-Jährige gefehlt, auch mehrere Ausschusssitzungen hat sie schon verpasst. Die zweitägigen Haushaltsberatungen musste Verbeek ebenfalls alleine bestreiten. „Ich bin richtig sauer, es geht in einer Zweierfraktion nicht, dass einer die Sitzungen nicht besucht, sinnvolles inhaltliches Arbeiten ist so nicht möglich.“

Arbeit in Berlin sehr aufwändig

Termine und Arbeit im Bundestag, Stadtrat und als Kreisvorsitzende unter einen Hut zu bringen, sei nicht einfach, gibt Katrin Werner zu. „Aber demnächst habe ich die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, dann werde ich mich wieder verstärkt in die Fraktionsarbeit einbringen können.“ Im Januar soll die zweijährige Tochter nach der Eingewöhnung in der Krippe zusätzlich noch von einem Babysitter betreut werden. Räumlichkeiten für ein Wahlkreisbüro in Trier seien mittlerweile gefunden.

„Solche Infrastrukturen zu schaffen – auch in Berlin –, hat mich viel Zeit gekostet“, sagt Werner, „in der Partei haben auch alle Verständnis dafür, nur Johannes nicht.“ Daran, ihr Stadtratsmandat niederzulegen, denke sie jedenfalls nicht.

Dauerhafter Clinch im Linken-Lager

Der Dauer-Knatsch, den die Linke sich seit der Kommunalwahl liefert, setzt sich damit fort: Denn gewählt in den Rat waren ursprünglich Verbeek und Marc-Bernhard Gleißner. Die beiden gerieten sich allerdings unter anderem über den Fraktionsvorsitz-Posten dermaßen in die Haare, dass Gleißner zurückzog.

Werner rückte nach. Acht von Gleißners Parteifreunden forderten anschließend allerdings den Rücktritt Verbeeks von Kreisvorsitz und Stadtratsmandat, weil dieser den Streit angeblich an die Öffentlichkeit getragen habe. Verbeek trat nicht zurück, kündigte aber die Fraktion auf. In die konstituierende Stadtratssitzung nach der Wahl zogen er und Werner als Einzelmandatsträger ein – um nur wenige Wochen später doch noch einen Fraktionsvertrag zu besiegeln.

Der Kampf endete damit nicht: Am heutigen Montag trafen sich Werner und Verbeek mit ihrem Fraktionssekretär Konni Kanty vorm Trierer Arbeitsgericht. Wegen „mangelnder Arbeitsleistung“ hatte Verbeek Kanty in dessen Probezeit und gegen den Willen von Werner aus dem 400-Euro-Job entlassen. Vor Gericht trat Werner für ihren Schützling ein – an der rechtskräftigen Kündigung durch ihren Parteikollegen änderte das nichts mehr.

Weitere gerichtliche Auseinandersetzung könnten folgen: Weil Kanty in einer Beschwerde-Mail an einen Gewerkschafter und Parteifreund Verbeek mit dem Namen „Querbeet“ belegt und diesem vorgeworfen hat, ihn an seinem Arbeitsplatz unzulässig kontrolliert zu haben, hat Verbeek Anzeigen wegen Verleumdung und übler Nachrede eingereicht.

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