Luxemburg: Fällt das Bankgeheimnis?

Luxemburg · Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker hat nach Kritik aus Frankreich und Deutschland Bereitschaft signalisiert, das Bankgeheimnis auf den Tisch zu bringen.

(hw) "Ich stehe Gesprächen über die Vorzüge des Bankgeheimnisses absolut offen gegenüber", sagte Jean-Claude Juncker im französischen Fernsehen. Gleichzeitig wehrte er sich aber vehement gegen Vorwürfe, das Großherzogtum sei eine Anlaufstelle für Steuerhinterzieher.

Luxemburg ist einer der wichtigsten Bankenstandorte der Welt. Die 153 ansässigen Banken beschäftigen 27 000 Mitarbeiter. Sollte sich die Finanzkrise stärker ausweiten, hätte das auch Auswirkungen auf die Region Trier: 5000 der hiesigen Pendler arbeiten im Banksektor. Die Branche steuert fast ein Viertel des Bruttoinlandprodukts des Großherzogtums bei, die Gesamtbilanzsumme lag 2007 bei 935 Milliarden Euro.

Die Attraktivität des Bankenplatzes ist auch auf sein Bankgeheimnis zurückzuführen. Neben Belgien und Österreich gehört Luxemburg zu den drei Staaten in der EU, die bisher Zinserträge eines Kontoinhabers nicht an die Heimatfinanzämter des Anlegers melden müssen. Von den Erträgen führen die luxemburgischen Banken eine Quellensteuer von 20 Prozent an den Staat ab. 75 Prozent dieser Einnahmen gehen an den Wohnortstaat, beispielsweise Deutschland. "Die Zahlungen sind anonym. Es gibt keine Hinweise auf die Kontoinhaber", sagt Jürgen Kentenich, Chef des Finanzamtes Trier. Damit ist es dem Kontoinhaber möglich, seine Einkünfte zu vertuschen. Doch die Finanzkrise und das Auftauchen einer Kunden-CD aus Liechtenstein haben Banken und Anleger aufgeschreckt. Beim Finanzamt Trier sind schon Kontrollmeldungen von Banken auf den Kaiman-Inseln eingegangen; es liegt eine Selbstanzeige von einer Person vor, mit Konto in Liechtenstein. Die Quellensteuerhebesätze in Luxemburg bleiben bis zum 1. Juli 2011 bei 20 Prozent und steigen dann auf 35 Prozent. Doch für Anleger ist wichtig: alles anonym.

Unterdessen hat die Schweiz den deutschen Botschafter zum Rapport einbestellt, nachdem Bundesfinanzminister Steinbrück europäische Steuer-Oasen kritisiert hatte.

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