Nach Chlorgas-Unfall: Schwimmbad soll heute wieder geöffnet werden

Bitburg · Nach einem Gas-Unfall im Bitburger Schwimmbad Cascade am Mittwochmorgen sind insgesamt 25 Menschen behandelt worden. 19 bleiben zur Untersuchung noch im Krankenhaus. Unfallursache war offenbar ein Fehler in einer Messeinheit. Das Schwimmbad soll heute wieder eröffnet werden.

Nach Chlorgas-Unfall: Schwimmbad soll heute wieder geöffnet werden
Foto: Agentur Siko

(scho) "Chlorgas kann die Lunge angreifen und dabei Verletzungen hervorrufen, bis zu einem Lungen-Ödem", erklärt Dr. Dietrich Schlenkhoff, Ärztlicher Direktor der Marienhaus-Klinik Bitburg. Ein solches Lungen-Ödem rufe schwerste Atemnot hervor. Insgesamt 25 Patienten hat das Bitburger Krankenhaus nach dem Chlorgas-Unfall im Cascade-Bad heute morgen behandelt. Davon konnten sechs Patienten bereits wieder entlassen werden. Schlenkhoff: "Die hatten nur geringen Kontakt mit dem Chlorgas und es bestand keine Sorge, dass sie bleibende Verletzungen haben."

Anders bei den 19 Patienten, die noch zur Beobachtung im Krankenhaus behalten wurden. "Zwei bis 14 Stunden nach dem Kontakt mit dem Chlorgas können noch Schäden in der Lunge auftreten. Deshalb behalten wir die Patienten noch zur Beobachtung hier", erklärt Schlenkhoff. Nach derzeitigem Stand könne aber davon ausgegangen werden, dass keiner der Patienten von dem Chlorgas-Unfall bleibende Schäden behalte. Schlenkhoff: "Genaueres können wir dann nach Ablauf der 24 Stunden sagen." Der Ärztliche Direktor hebt ausdrücklich die gute Zusammenarbeit von Notarzt, DRK- und Feuerwehr-Team hervor. "Das ging alles Hand in Hand. Die Einsatzkräfte haben vorbildlich gearbeitet", sagt Schlenkhoff.

Rettungsdienste, Notärzte und Krankenhaus heben absolut professionell funktionierende Zusammenarbeit hervor

"Solche Großeinsätze haben wir in Bitburg normalerweise nur, wenn Bomben gefunden und gesprengt werden müssen", sagt Manfred Böttel, Leiter des Rettungsdienstes des DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm. Das war zuletzt im August 2007 der Fall. Doch bei einer Bomben-Entschärfung hätten die Rettungskräfte (wenn auch nicht viel, so doch) mehr Zeit als beim heutigen Chlorgas-Unfall, sich auf einen solchen Großeinsatz vorzubereiten. Böttel: "Heute musste das alles ad hoc gehen. Und es ist beruhigend zu sehen, wie gut es gelaufen ist. Alle Einsatzkräfte haben einen super Job gemacht." Vor allem ist Böttel dankbar, dass so viele Einsatzleute - ob DRK oder Feuerwehr - tagsüber, also während der Berufszeit, herbei eilen konnten. Mit 27 Leuten und zehn Fahrzeugen war das DRK vor Ort.

Die Freiwillige Feuerwehr war mit 25 Mann und sechs Fahrzeugen im Einsatz. Zehn weitere Wehrleute standen als Personalreserve auf der Wache Mötscher Straße bereit. Mit den zehn Beamten der Polizei Bitburg waren damit mehr als 60 Helfer im Einsatz - die behandelnden Ärzte im Bitburger Krankenhaus nicht mitgerechnet. Unabhängig ob Krankenhaus, Polizei, Stadt, Feuerwehr oder DRK:
Alle waren mit der Zusammenarbeit untereinander bei diesem für Bitburg - jenseits der Bomben-Entschärfungen - doch ungewohnten Tages-Großeinsatz vollauf zufrieden.

Alle wünschen den 19 Unfall-Patienten, die noch zur Beobachtung im Krankenhaus sind gute Besserung und hoffen, dass dank des schnellen Einsatzes und der glücklicherweise nur geringen Chlor-Belastung keiner der betroffenen Schwimmbad-Besucher bleibende Schäden behält.

Ursache: Defekte Messeinheit

Die Ursache des Unfalls ist offenbar eine nicht richtig funktionierende automatische Messeinheit, die die Chlorgaszufuhr regeln soll. Der Unfallkasse wurde heute morgen der Chlorgas-Unfall gemeldet. Um einen solchen Defekt zukünftig zu verhindern, sind technische Mitarbeiter der Unfallkasse am Donnerstag in Bitburg vor Ort, um die Anlage zu prüfen. "Dabei geht es nicht um Haftungs- oder Schuldfragen, sondern um Prävention, damit sich ein solcher Vorgang nicht ein zweites Mal wiederholt", informiert die Pressestelle der Unfallkasse mit Sitz in Andernach.

Vor Betriebsbeginn fand im Cascade-Bad eine routinemäßige Kontrolle statt, sagt Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit. Zu diesem Zeitpunkt seien die Messgeräte in Ordnung gewesen. Stadt-Chef Streit hatte sich vor Ort über den Unfall informiert und schilderte die Situation wie folgt: Gegen 8 Uhr begann der Schwimmlehrgang des Bitburger Turnvereins, an dem 16 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahre teilgenommen haben. Gegen 8.30 Uhr bemerkte der Schwimmleiter Chlorgeruch, da waren die Jugendlichen noch nicht im Wasser. Der Schwimmleiter führte die Jugendlichen nach draußen und alarmierte die Rettungskräfte. Das Deutsche Rote Kreuz kam mit Rettungsärzten und der schnellen Einsatzgruppe, die Freiwillige Feuerwehr rückte samt Gefahrstoffzug aus. Auch die Polizei Bitburg war vor Ort. "Die Zusammenarbeit der Rettungskräfte hat hervorragend funktioniert", sagt Streit und berichtet weiter, dass auch Cascade-Mitarbeiter evakuiert wurden und Nachbarn nach möglichen Beschwerden gefragt wurden. Das Cascade-Bad wurde weiträumig abgesperrt und in der Otto-Hahn-Realschule wurde ein Verbandsplatz eingerichtet, wo die Jugendlichen und Mitarbeiter vorsorglich untersucht wurden. Zwei Jugendliche klagten über gereizte Augen und Husten, auch eine Nachbarin klagte über Beschwerden. Laut Streit waren Kinder und Hilfskräfte umsichtig, so dass trotz des Großeinsatzes keinerlei Panik ausgebrochen ist. "Ich bedaure sehr, dass Menschen zu Schaden kamen und hoffe, dass keine bleibenden Verletzungen entstanden sind. Ich wünsche allen Betroffenen gute Besserung", sagt Streit. Auch Gesundheitsamt und Gewerbeaufsicht waren vor Ort. Laut Streit ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei wegen fahrlässiger Körperverletzung. "Da der routinemäßige Kontrollgang stattgefunden hat, gehe ich davon aus, dass alles erforderliche getan wurde", sagt der Bürgermeister. Die Polizei bestätigte inzwischen, dass wegen des Chlorgas-Unfalls wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt wird. "Wenn Menschen verletzt werden, ermitteln wir in solchen Fällen routinemäßig wegen fahrlässiger Körperverletzung", sagt Friedel Jaeger, Dienststellenleiter der Polizei Bitburg, die mit zehn Mann am Unfallort war.

Die Polizei wird auch Kontakt mit den Eltern der Jugendlichen aufnehmen, die heute morgen während des Chlor-Unfalls zu einem Schwimmlehrgang im Cascade-Bad waren. Jaeger: "Wir fragen nach, ob die Eltern der Kinder Anzeige wegen Körperletzung erstatten." Der Bitburger Polizei-Chef geht davon aus, dass es etwa ein Woche dauern wird, bevor die Polizei Bitburg den Chlor-Unfall so weit bearbeitet hat, das sie ihn an die Staatsanwaltschaft Trier abgeben kann.

"Bisher stellt sich die Sache für uns so dar, dass ein technischer Defekt an der Dosierungs-Anlage Ursache des Unfalls war", sagt Jaeger. Die Freiwillige Feuerwehr Bitburg war gegen 8.50 Uhr am Mittwochmorgen wegen des Chlorgas-Unfalls im Bitburger Cascade-Bad alarmiert worden. Mit 25 Mann und sechs Fahrzeugen war die Wehr vor Ort. "Zehn weitere Wehrleute haben auf unserer Wache als Personalreserve bereit gestanden", sagt Wehrleiter Manfred Burbach.

Das Einsatz-Management und die Kooperation mit den anderen Rettungsdiensten habe reibungslos funktioniert. Der Feuerwehr war es wichtig, auch dafür zu sorgen, dass alle Jugendlichen, die zur Zeit des Unfalls im Cascade-Bad zum Schwimmlehrgang waren, ihre Eltern selbst anrufen und informieren. Burbach: "Wir wollten nicht, dass die Eltern von dem Unfall aus dem Radio erfahren." Nach seinem Kenntnisstand haben die ersten Jugendlichen und Erwachsenen bereits wieder das Krankenhaus verlassen.

Der Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes war mit 27 Helfern und zehn Fahrzeugen vor Ort, sagt Manfred Böttel, Leiter des Rettungsdienstes des DRK-Kreisverbands Bitburg-Prüm. Er selbst war aber an dem Einsatz nicht beteiligt. Der DRK-Einsatzleiter sei derzeit noch bei den Jugendlichen und Erwachsenen im Krankenhaus. "Das die länger zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, ist nach so einer Vergiftung wichtig, da die Gefahr bestehen könnte, dass ein Lungen-Schock oder Wasseransammlungen in der Lunge auftreten." Nach bisherigem Kenntnisstand ist es aber bei den betroffenen Jugendlichen und Erwachsenen, die das DRK ins Krankenhaus Bitburg brachte, nicht zu solch schwerwiegenden Schäden gekommen.

"Die Feuerwehr hat die Belüftungsarbeiten in unserem Bad abgeschlossen", sagte Elfriede Grewe, Geschäftsführerin der Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft Bitburg (BVB) mbH, am Mittag. Die BVB betreibt das Cascade-Bad. Die BVB ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt Bitburg. Auch der Defekt der Messanlage, der zu dem Chlorgas-Unfall heute morgen geführt hat, sei schnell behoben. Nun ginge es nur noch darum, das die für die Anlage zuständige Firma die Messanlage wieder frei schaltet. "Theoretisch könnten wir bereits in einer Stunde das Bad wieder öffnen. Aber wir warten bis morgen", sagt Grewe. Kontrollgänge, bei denen die Anlagen und die Technik des Schwimmbads überprüft werden, gibt's im Cascade-Bad mehrmals am Tag. Grewe: "Leider ist es trotzdem nicht auszuschließen, dass ein Defekt genau zwischen zwei solchen Kontrollgängen auftreten kann. Glücklicherweise war die Chlorkonzentration, die ausgetreten ist, sehr niedrig." Für die betroffenen Jugendlichen und Eltern bedauert die Cascade-Leitung den Unfall und die damit verbundene Aufregung sehr und hofft, dass keinerlei dauerhaften Verletzungen entstanden sind. Grewe: "Selbstverständlich stehen wir in Kontakt mit dem Bitburger Turnverein, der den Ferien-Schwimmlehrgang bei uns angeboten hat. Wir wollen die Jugendlichen als Wiedergutmachung nochmal einladen."

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