Neue Anklage gegen Doerfert

Trier · Vier Jahre nach seiner vorzeitigen Freilassung aus dem Gefängnis hat die Koblenzer Staatsanwaltschaft erneut den ehemaligen Chef der Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt), Hans-Joachim Doerfert (65), angeklagt. Es geht um Betrug und Insolvenzverschleppung.

 Hans-Joachim Doerfert bei seinem Prozess 2001.

Hans-Joachim Doerfert bei seinem Prozess 2001.

Foto: Archiv/Friedemann Vetter

(sey/wie) Der vor acht Jahren wegen Untreue zu einer zehneinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilte Ex-ctt-Manager und Ex-Eintracht-Trier-Präsident Hans-Joachim Doerfert wird erneut angeklagt. Die Koblenzer Staatsanwaltschaft beschuldigt den 65-jährigen Juristen des Betrugs, der Insolvenzverschleppung und der Unterschlagung.

Neben Doerfert sind weitere Vorstandsmitglieder der Trierer Firma Viomed AG angeklagt. Doerfert, laut Staatsanwaltschaft „faktischer Vorstand“ des Unternehmens, und dem 51-jährigen tatsächlichen Vorstand wird vorgeworfen, zu spät den Insolvenzantrag für die Firma gestellt zu haben. Beide bestreiten die Vorwürfe. Obwohl, so die Staatsanwaltschaft, das im April 2005 gegründete Unternehmen bereits sechs Monate später überschuldet und kurz darauf zahlungsunfähig gewesen sei, habe Doerfert erst im Mai 2007 Insolvenzantrag gestellt, als die Firma bereits keine Gehälter mehr zahlen konnte.

Außerdem soll Doerfert einen für die Firma bestimmten Scheck in Höhe von 30.000 Euro auf sein Privatkonto eingelöst und einen Beratervertrag für die Gesellschaft abgeschlossen haben, obwohl er nicht in der Geschäftsführung und die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt bereits pleite war. Dem 38-jährigen Geschäftsführer der Firma wird vorgeworfen, ohne Zustimmung des Vorstands 400.000 Euro vom Firmenkonto abgebucht und veruntreut zu haben.

Gegenstand der auf dem Trierer Petrisberg angesiedelten Firma war die Errichtung, Übernahme und der Betrieb von Krankenhäusern und Seniorenheimen. Im September 2007 wurde die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vom Amtsgericht Trier abgelehnt – mangels Masse. In den Handelsregister-Eintragungen von Viomed taucht der Name Hans-Joachim Doerfert nie auf. Hintergrund des von der Koblenzer Staatsanwaltschaft eingeleiteten Ermittlungsverfahrens ist nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts Horst Hund die Strafanzeige eines ehemaligen Viomed-Beschäftigten von vor zwei Jahren.

Hans-Joachim Doerfert war 2001 vom Koblenzer Landgericht wegen mehrfacher Untreue zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Kurze Zeit darauf erhöhte das Münchner Landgericht die Freiheitsstrafe wegen Bestechlichkeit auf zehneinhalb Jahre. Im Januar 2005 wurde er auf Bewährung freigelassen – ihm drohen nun erneut bis zu vier Jahre Haft.

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