Neun Kinder tot - Deutschland schockiert

Das Topthema im TV: Verwahrlost, misshandelt, umgebracht: Eine Serie von Kindstötungen erschüttert derzeit Deutschland, neun tote Kinder innerhalb einer Woche. Das Land will mit einem neuen Kinderschutzgesetz reagieren.

(wie) Es muss ein schrecklicher Anblick für die Polizisten gewesen sein: Fünf tote Jungen in einem Haus im schleswig-holsteinischen Darry, erstickt, vermutlich von der eigenen Mutter. Die Familie wurde vom Jugendamt betreut. Vor einer Woche wurde im sächsischen Plauen die Leiche eines Babies in einem Keller gefunden, ein paar Tage später fand die Polizei zwei weitere Babyleichen – alle drei von der selben Mutter. In Schwerin starb vor zwei Wochen die fünfjährige Lea-Sophie – verhungert und verdurstet im Haus ihrer Eltern. Deutschland ist erschüttert: Neun tote Kinder innerhalb weniger Tage. Die Jugendämter sind alarmiert.

Die Zahl so genannter Problemfamilien, die Hilfe bei der Erziehung brauchen, nimmt zu, sagt Achim Hettinger, Leiter des Trierer Jugendamtes. Viele Eltern seien überfordert. Und oft wird diese Hilflosigkeit zum Drama. Wie in Februar in Morbach. Eine 27-Jährige ertränkt ihr Baby in der Badewanne, um „ein neues Leben anzufangen“, wie es im Urteil heißt. Neun Jahre muss die Mutter für die Tat ins Gefängnis.

Die Jugendämter reagieren. Immer öfter werden Kinder aus den Familien genommen, wenn die Eltern mit der Erziehung überfordert sind. 567 Mal geschah dies im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz, 18000 Fälle von Erziehungshilfe gab es. Allein in Trier wurden 93 Kinder in Heimen untergebracht, 18 mehr als drei Jahre zuvor.

Das Land reagiert mit einem Kinderschutzgesetz. Jugendämter, Hebammen, Ärzte und Krankenhäuser sollen enger zusammenarbeiten, damit Problemfamilien früher geholfen werden kann. In Trier und Ludwigshafen wird das Modellprojekt „Guter Start ins Kinderleben“ erprobt. Auch soll künftig verbindlich zu Vorsorgeuntersuchungen der Kinder eingeladen werden. „Man wird solche Taten nie vollkommen ausschließen können, aber wir wollen alles uns mögliche dafür tun, sie zu verhindern“, sagt Familienministerin Dreyer im TV-Gespräch.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach den neuen Fällen von Kindstötungen „eine Kultur des Hinsehens“ in Deutschland verlangt. Auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) forderte mehr Wachsamkeit in der Nachbarschaft.

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