Prüm/Wascheid: Fliegerbombe gesprengt (aktualisiert: Video/Fotos)

Vollzug im Wald bei Wascheid (Eifelkreis Bitburg-Prüm): Die Männer vom Kampfmittelräumdienst haben am Samstagnachmittag die Fliegerbombe gesprengt, die zwei Tage davor in Prüm gefunden worden war.

(fpl) Zur Absicherung der Explosionsstelle waren mehr als 220 Tonnen Sand auf die Zehn-Zentner-Bombe gekippt worden. Mittels Plastiksprengstoff und einem elektrischen Stromstoß aus etwa 500 Metern Entfernung wurde das Weltkriegsrelikt dann gegen 15.30 Uhr gesprengt und unschädlich gemacht. Zurück blieben glühendheiße Splitter, ein frischer Krater und jede Menge Sand im Wascheider Wald. Dort wird zur Stunde noch aufgeräumt, bevor der Einsatz abgeschlossen werden kann.

Die Gefahr aufgrund des stark demolierten Kopfzünders sei zu groß gewesen, hatte KMRD-Chef Horst Lenz am Samstagmorgen im Gespräch mit dem TV die Entscheidung zur Sprengung begründet.

Video zur Sprengung und deren Vorbereitung:

Sprengung in einem Waldstück

Die Sprengung wird in einem Waldstück etwa zehn Kilomter von Prüm entfernt und weitab von jeglicher Wohnbebauung vorgenommen. Dazu muss ein etwa fünf Meter tiefes, kegelförmig zur Seite ausgebautes Loch gebaggert werden. Nachdem die Bombe dort platziert worden ist, werden etwa 150 Tonnen Sand darüber gepackt, damit es nicht zu Splitterflug kommt. Die Zündung ist für den späteren Nachmittag vorgesehen. Nach dem Entschluss, die Bombe fortzubringen, wurde am Freitagabend die Evakuierung weiter Stadtgebiete aufgehoben, alle Bürger konnten wieder in ihre Häuser in der Sperrzone zurück. Evakuierung und Sicherung von Stadt, Wald und Verkehr verliefen reibungslos.

Ein Zünder des Sprengkörpers war so stark beschädigt, dass die Bombe abtransportiert werden musste. Die Evakuierung wurde gegen 21.15 Uhr aufgehoben. Die im Tettenbusch entdeckte US-amerikanische Fliegerbombe, Relikt eines schweren Luftangriffs in den letzten Weltkriegsjahren, hatte am Freitag die Abteistadt länger als erwartet in Atem gehalten. Gegen 20.45 Uhr beschlossen dann die Einsatzkräfte wegen erheblicher Probleme mit einem defekten Zünder, die Entschärfung abzubrechen.

1000 Menschen am Freitag in Sicherheit gebracht

Freitag, 15 Uhr, Feuerwache Prüm, Lagebesprechung: „Unser Auftrag lautet, die Bürger zu sichern, das Waldgebiet zu räumen und abzusperren“, sagt Peter Hillen von der Verbandsgemeinde (VG) Prüm. Dazu sind mehr als 120 Menschen an Ort und Stelle: Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), DRK und der Kampfmittel-Räumdienst.

Der KMRD hatte rund um die Fundstelle, im Wald zwischen Wolfsschlucht und Stadtgebiet, einen Ring von rund 1500 Metern Durchmesser gezogen. Alle Menschen innerhalb dieser Zone, insgesamt etwa 1000, müssen bis 17 Uhr in Sicherheit gebracht sein. Dazu fährt die Polizei durch die Stadt, macht Lautsprecher-Durchsagen und klingelt an vielen Haustüren, um den Anwohnern die Situation zu erklären – und was sie zu tun haben.

Nicht alle können das ohne fremde Hilfe. Deshalb sind die Retter vom Roten Kreuz im Einsatz: Sie fahren zu den in der Sperrzone liegenden Einrichtungen, in denen sich kranke oder alte Menschen befinden. Zum Beispiel am Stadtwald: Dort werden die betreut wohnenden Menschen zu den Rettungsfahrzeugen gebracht und ins Krankenhaus oder zum Niederprümer Pastor-Billig-Haus gefahren, wo sie bis Einsatzende versorgt sind.

EIn Video zur Evakuierung sehen Sie hier:


Die Helfer gehen sehr behutsam vor. Denn bei vielen der älteren Herrschaften weckt die Aktion schlimme Erinnerungen. „Die Leute kriegen Panik“, sagt DRK-Organisationsleiter Oswald Benzel. Allerdings nicht alle: „Zu Fuß wär’ ich schon da“, scherzt ein trotz der Umstände noch gut gelaunter Senior.

Hinauf in den Prümer Wald: Dort haben KMRD-Einsatzleitzer Willi Wehrhausen und seine Kollegen die Zehn-Zentner-Bombe per Bagger zur Hälfte freigelegt. Allerdings sitzt der andere Teil des in einem Hang eingeschlagenen Sprengkörpers noch fest in steiniger Erde.

Zwei Zünder hat die Bombe, einen am Kopf, einen am Heck. Beide müssen entfernt werden. Und der Kopfzünder steckt noch fest. „Das ist das Problem“ sagt Wehrhausen. „Der Zünder könnte beschädigt sein.“ Kurz darauf bestätigt sich die Befürchtung des Fachmanns: Der zweite Zünder ist demoliert. „Wir haben dadurch massive Probleme“, sagt Wehrhausen.

Die Bergung zieht sich hin, die Entscheidung über das weitere Vorgehen fällt erst am späten Abend: Um 20.45 Uhr meldet die VG, dass der Einsatz abgebrochen werde. Die Bombe muss abtransportiert werden, die Evakuierung wird aufgehoben.

 Die noch nicht entschärfte Bombe, im Hintergrund Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienst, soll am Samstag gesprengt werden. Foto: Fritz-Peter Linden

Die noch nicht entschärfte Bombe, im Hintergrund Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienst, soll am Samstag gesprengt werden. Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: Fritz-Peter Linden
 Der Kopfzünder (vorne) der Prümer Bombe ist so stark beschädigt, dass der Kampfmittelräumdienst die Bombe nicht entschärfen kann. Foto: Fritz-Peter Linden

Der Kopfzünder (vorne) der Prümer Bombe ist so stark beschädigt, dass der Kampfmittelräumdienst die Bombe nicht entschärfen kann. Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: Fritz-Peter Linden
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