Qualität spitze, Menge gering wie noch nie

Bernkastel-Kues · Sehr kleine Menge, dafür höchste Qualitäten: Das ist kurz gefasst die Bilanz des Weinjahrgangs 2009 an der Mosel. Beim Riesling liegen fast alle Weine im Spät- und Auslesebereich.

 Sehr wenig, aber hervorragend: Die Moselwinzer sind mit den geernteten Qualitäten hochzufrieden. Foto: Deutsches Weininstitut

Sehr wenig, aber hervorragend: Die Moselwinzer sind mit den geernteten Qualitäten hochzufrieden. Foto: Deutsches Weininstitut

Bernkastel-Kues. "Über diesen Herbst macht es richtig Spaß zu sprechen." Adolf Schmitt, Vorsitzender der Gebietsweinwerbung Moselwein e.V., kam bei der Mosel-Herbstpressekonferenz in Bernkastel-Kues gestern ins Schwärmen. "Von so einem Jahrgang träumt man", ist er voll des Lobes - über die Qualitäten und das ideale Lesewetter

Einziger Wermutstropfen: Die Erntemenge fiel so niedrig aus wie noch nie. Grund: Die Hektarerträge liegen deutlich unter dem Durchschnitt, und die Mosel hat in den vergangenen Jahren an Rebfläche verloren. Zurzeit werden an der Mosel knapp 9000 Hektar Wein angebaut, davon sind 5377 Hektar Riesling. Der Gesamtertrag an der Mosel in diesem Jahr wird auf 780 000 Hektoliter geschätzt, im Jahr zuvor ernteten die Winzer 890 000 Hektoliter, und 2007 waren es gar 970 000 Hektoliter. Vor allem beim Riesling und den Burgundersorten gab es deutliche Ertragseinbußen von teilweise bis zu 40 Prozent.

Weniger Wein, das müsste auch höhere Preise bedeuten - vor allem auf dem Fassweinsektor. Vor dem Herbst lag der Fassweinpreis zeitweise nur bei 50 Cent pro Liter, Weinmoste des neuen Jahrgangs 2009 werden bislang kaum gehandelt. Der Preis lag hier bei 60 Cent pro Liter. Adolf Schmitt ist sich aber sicher: "In einigen Monaten wird die Situation besser sein." Das Besondere am Jahrgang 2009: Ein nicht unerheblicher Teil der Trauben erreicht Spät- und Auslesequalitäten, eine Reihe von Betrieben kann sogar bei selektiver Lese die seltenen Beeren- und Trockenbeerenauslesen ernten.

Viele Spät- und Auslesen: Das bedeutet aber nicht, dass die Winzer 2009 nur noch Weine dieser Bezeichnung auf den Markt bringen. Helmut Plunien, Direktor der Bischöflichen Weingüter in Trier, erklärt: "Nicht nur das Mostgewicht, also der Zuckergehalt, sondern das geschmackliche Bild ist ausschlaggebend für die spätere Qualitäts-Einstufung." Viele Weine, die rein gesetzlich die Anforderungen an Spätlese erfüllen, werden also zu einfacheren Qualitätsweinen abgestuft.

Von der Wärme und der ausreichenden Feuchtigkeit haben in diesem Jahr neben dem Riesling vor allem die Burgundersorten profitiert. Die Reifewerte der Weiß- und Spätburgundertrauben schossen Anfang Oktober regelrecht in die Höhe und erreichten im Schnitt 100 Grad Oechsle. Der Riesling kommt in diesem Jahr im Durchschnitt auf 85 Grad Oechsle, der Elbling auf 68 Grad Oechsle. Der Markt für Moselwein im Lebensmittelhandel und im Export ist aber nach wie vor unbefriedigend. Im vergangenen Jahr wurde Moselwein von den Discountern und den großen Lebensmittelketten teilweise durch Pfalz- und Rheinhessenweine ersetzt, weil diese günstiger zu beschaffen waren. Der Preis für Mosel-Fassweine brach daraufhin ein.

Werner Kirchhoff, Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Moselland eG, Bernkastel-Kues, sieht aber Licht am Ende des Tunnels. "Wir werden bis Ende des Jahres wieder einige verloren gegangene Regalmeter wieder besetzen können." Problematisch ist sind nach wie vor die Exportmärkte USA und Großbritannien, während west- und nordeuropäische Länder wie die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Schweden eine stark wachsende Nachfrage nach Moselwein aufweisen.

Extra
Die Ernteschätzung 2009 an der Mosel: Gesamterntemenge: 780 000 Hektoliter; davon Riesling 423 000 Hektoliter, Müller-Thurgau 136 000 Hektoliter, Elbling 68 000 Hektoliter, Kerner 35 000 Hektoliter; Spätburgunder 25 000 Hektoliter; Weißer Burgunder 17 000 Hektoliter, Dornfelder 36 000 Hektoliter, übrige Sorten 40 000 Hektoliter.(sim)

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